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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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ich
nicht.«
    »Es wurde
abgelehnt. Ich hatte darum gebeten, zu einer kämpfenden
Einheit versetzt zu werden.«
    Sie nahm einen Teller
vom Tisch. Der Lammbraten im Herd roch schon brenzlig. Sie wollte
mit dem Teller ausholen, doch er entglitt ihrer Hand, fiel zu Boden
und zerbrach. »Wie lange wirst du fort bleiben,
Andre?«
    »Das weiß
ich nicht, und jetzt ist es wohl besser, wenn ich
packe.«
    Die de Havilland-Taube
des Generals Pierre La Croix hob vom Flugplatz Maison Blanche ab
und ließ sich vom Gegenwind in die Höhe tragen. Die
Küste Nordafrikas verschwand im Morgendunst. Der General
arbeitete an einem Kartentisch; er sah verschiedene Papiere durch
und skizzierte die Rede, die er in London halten wollte. Hauptmann
Robert Proust kam den Gang entlang und meldete Position und Kurs.
La Croix sah kurz auf und nickte stumm.
    Andre setzte sich
neben Jacques Granville, der seine Arbeitsunterlagen aus der Hand
legte. »Streit mit Nicole?«
    »Woher
weißt du das?«
    »Für einen
Geheimagenten verbirgst du deine Stimmung schlecht. Außerdem,
wenn man dich kennt und Nicole kennt, kann man sich den Rest
zusammenreimen; es mußte ja zu einem Streit
kommen.«
    »Na, hör
mal, Jacques! Sie ist schwanger und lebt in einer ihr fremden
Umgebung. Da kann man ihr doch keinen Vorwurf
machen.«
    »Vorwurf? Sie
sollte dir die Füße küssen, daß sie den
Vorzug hat, dich jede Nacht ein paar Stunden zu sehen. Wir stehen
mitten in einem Krieg. Wieviel Millionen Frauen mußten ihre
Männer in den Krieg ziehen lassen? Sie ist sehr
uneinsichtig.«
    »Irgendwie kann
sie sich mit dem Krieg nicht abfinden. Wenn er vorbei ist und wenn
wir etwas Zeit für uns haben, wird sie sich
ändern.«
    Jacques lächelte
und klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Du bist ein
vollendeter La-Croix-Offizier. Komisch, daß ein Mann in
vielen Dingen so klug sein kann und in anderen so
blind.«
    »Wieso bin ich
blind?«
    »Weil du in der
Illusion lebst, Nicole würde sich ändern. Und in der noch
größeren Illusion, du selbst würdest dich
ändern. Vorläufig hast du für die Zeit, die du
deiner Arbeit widmest, noch eine Entschuldigung. Es ist Krieg, und
du bist Soldat. Aber ich sage dir, daß du auch später
deine Zeit so verbringen wirst, entweder aus eigener freier Wahl
oder aus angeborenem Pflichtgefühl.«
    Über den
Motorenlärm hinweg hörte man einen Wutausbruch La Croix'.
Offensichtlich hatte er etwas entdeckt, was ihm nicht behagte, und
ein halbes Dutzend Offiziere sprang auf und umringte den
Chef.
    »Unser
Führer ruft uns«, meinte Jacques. »Komm, mach dir
jetzt nicht soviel Gedanken um Nicole. Wenn wir nach Algier
zurückkommen, wird sie dich erwarten - rundlicher denn
je.«             
    »Nein, das wird
sie nicht«, sagte Andre und stand auf, um dem Ruf seines
Chefs zu folgen. »Sie ist nach Spanien zurückgekehrt und
will bis zum Ende des Kriegs bei ihren Eltern
bleiben.«

 
    76
    Albert Hall, London,
Februar 1944
    Eine hochgestimmte
Menge französischer Emigranten füllte den Saal bis auf
den letzten Platz. Draußen auf der Straße drängten
sich weitere Tausende um die Lautsprecher. Innen schmückten
dichtgehängte blauweißrote Fahnen die Emporen. An der
Rückseite der Bühne stand ein riesiges Lothringer Kreuz
unter der flammenden Inschrift FREIES FRANKREICH. Ein Summen
tausendfachen erwartungsvollen Geflüsters lag über der
Versammlung.
    Vor dem Haus schob
sich jetzt eine Wagenkolonne durch die Menge. Im Saal hörte
man die anschwellenden Begeisterungsrufe, und alles sprang von den
Sitzen auf.
    Pierre La Croix, der
nie verfehlte, seiner Würde Geltung zu verschaffen, schritt
langsam und aufrecht zur Bühne - ein Riese, der schützend
über seine Landsleute dahinschwebte. Mit päpstlicher
Gebärde nahm er die Huldigung entgegen. Eine Schar
französischer Offiziere folgte ihm in ehrerbietigem
Abstand.
    Während General
La Croix gemessenen Schrittes die Halle durchquerte, beugte sich
die Menge über die Balkonsbrüstungen und kletterte auf
die Stühle, um einen Blick auf den großen Mann zu
erhaschen. Langsam schritt er den Mittelgang entlang und gestattete
sich, hier und da stehenzubleiben und ihm entgegengestreckte
Hände zu ergreifen. Der Beifall schwoll zu einem Orkan an,
unter dem die Halle erzitterte.
    Auf der Bühne, zu
der er nun die Stufen hinaufging, umgab ihn ein Kreis
militärischer und politischer Ratgeber nebst
französischen und ausländischen
Berühmtheiten.
    Es wurde still im
Saal. Reden wurden gehalten

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