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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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ININ-Camps
führte.
    Nordstrom hielt kurz
an einem Tor mit einer frisch gemalten Tafel, bis der Wachtposten
ihn erkannte und die Durchfahrt freigab, fuhr dann weiter bis zum
Hauptgebäude und zeigte auf das größte der
Blockhäuser. »Ich werde im Büro auf Sie
warten.«
    Während Andre den
Appellplatz überquerte, hörte er aus dem Blockhaus
Klaviermusik. Es war Chopin, ausgezeichnet gespielt. Als er seinen
Fuß auf die unterste Stufe setzte, knarrte sie, und die Musik
brach jäh ab. Er hörte drinnen jemanden
weglaufen.
    »Meine Tochter
Tamara«, sagte eine Stimme mit starkem Akzent. »Sie ist
sehr scheu.«
    Andre drehte sich um
und erkannte am anderen Ende der Veranda gegen das vom Fluß
reflektierte Sonnenlicht einen ziemlich kleinen Mann. Er ging
blinzelnd auf ihn zu. Boris Kuznetow hatte eine Palette vor sich
und setzte Farbtupfer auf eine Leinwand, Andre stellte sich hinter
ihn. Ein recht gutes Bild, dachte er, vom Nachimpressionismus
beeinflußt. Es stellte die riesige Weide dar, die am
gegenüberliegenden Ufer übers Wasser
hing.          
    Boris legte den Pinsel
hin, wischte sich die Hand ab und streckte sie dann Andre entgegen.
»Sie sind Devereaux«, sagte er in passablem
Französisch. »Ich erkenne Sie nach den
Beschreibungen.«
    »Ist diese Art
von Kunst nicht unerwünscht?«
    »Ich habe mich
zuviel im Westen aufgehalten. Und unser sozialistischer Realismus
ergibt ziemlich schwache Kunstwerke. Kommen Sie, lassen Sie uns
einen Spaziergang machen!«
    Als sie die Veranda
verließen, erhaschte Andre einen Blick der beiden
Kuznetow-Frauen, die hinter den Gardinen standen und ihn
anstarrten.
    »Ich war
neugierig auf Sie, Devereaux. Sie waren ein schwieriger
Gegenspieler. Einige Male haben wir versucht, Sie in eine peinliche
Lage zu bringen, um Sie in die Hand zu bekommen. Aber wir hatten
kein Glück. Außerdem habe ich die Amerikaner satt, und
sie haben mich satt, deshalb bat ich darum, mit Ihnen sprechen zu
dürfen.«   
    »Ich werde Ihnen
das abnehmen müssen, bis Sie bereit sind, mir Ihren wahren
Grund zu nennen.«
    Kuznetow
lächelte.
    »Ich hoffe, Sie
mögen 1959er Laurent Perrier Grand Siecle«, sagte
Andre.
    »Ja, ein
ausgezeichneter Champagner.«
    »Ich habe Ihnen
eine Kiste mitgebracht.«
    »Wunderbar. Die
Franzosen haben einen guten Geschmack. Die Amerikaner sind grob,
besonders in ihrer geistigen Einstellung. Bei ihnen ist alles
Technik und Geschäft.«
    »Oh, ich
weiß nicht. Bourbon ist ein wunderbares Getränk, wenn
man sich erst einmal daran gewöhnt hat.«
    Sie kamen an einen
wackligen Bootssteg, an dem Ruderboote und kleine Außenborder
festgemacht waren. Kuznetow sprach von der Schönheit des
Ortes. Er hob einen flachen Stein auf und versuchte, ihn auf dem
Wasser hüpfen zu lassen, aber es mißglückte. Sie
gingen auf dem schmalen Uferpfad weiter.
    »Warum wollte
man Sie liquidieren?« fragte Andre unvermittelt.
    Kuznetows Gesicht nahm
einen schmerzlichen Ausdruck an. Er setzte sich auf einen
großen Stein, sah niedergeschlagen auf den Fluß hinaus
und beobachtete einen Strudel an einer Sandbank. »Mein ganzes
Leben lang«, sagte er langsam, »war ich der Partei
treu. Aber sogar in unserer aufgeklärten Zeit des Genossen
Chruschtschow gibt es keine Möglichkeit des Rücktritts
für hohe KGB-Offiziere, die in Ungnade gefallen sind.«
    »Warum sind Sie
in Ungnade gefallen?«
    »Viele
Gründe und keine Gründe. Hauptsächlich weil ich zu
ehrlich bin. Ich lehne es ab, meine Berichte und meine Ansichten zu
verfälschen, um damit Politik zu machen und sie gewissen Ohren
angenehm erscheinen zu lassen. Ich habe die Dinge immer genauso
beurteilt, wie ich sie sah. Am Ende hielten die Machthaber meine
Ausführungen nicht mehr für akzeptabel. Sie wissen doch,
Devereaux, das ist der Pferdefuß in unserem Beruf. Alle
Nachrichtendienste der Welt leiden darunter. Wir bemühen uns
mit großen Kosten und unter Gefahren um Informationen. Aber
der eigentliche Kampf fängt erst an, wenn man seine eigenen
Leute dazu bringen soll, einem zu glauben. Sie, Devereaux - Sie
haben große Schwierigkeiten mit Paris, und der amerikanische
Präsident glaubt nicht die Hälfte von dem, was ihm CIA
und ININ erzählen.«
    »Da haben Sie
recht«, sagte Andre.
    »Aber lassen Sie
einmal was schiefgehen, wer wird dann verantwortlich
gemacht?«
    »Was haben Sie
ihnen denn erzählt?«
    »Daß der
Westen zu stark ist. Gegenüber der NATO sind die Sowjetunion
und die Warschauer-Pakt-Staaten kräftemäßig sehr

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