Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
Vom Netzwerk:
im
Nachteil. Was wichtiger ist, wir können das nie aufholen. Da
ich als Berater dem inneren Kreis angehörte, mahnte ich zu
einem ehrlichen Arrangement mit dem Westen, um dem russischen Volk
den Frieden zu erhalten. Aber man hat bei uns üble
Bezeichnungen für eine solche Denkweise. Die Militärs
wollen so etwas nicht hören. Aber ich weigerte mich zu
lügen, weil ich die Sowjetunion nicht zerstört sehen
möchte.«
    Kuznetow hielt
plötzlich inne, als überrasche ihn sein eigener Vortrag.
Andre begriff, daß es dem Russen ein Bedürfnis war,
seine Beichte vor einer »neutralen« Partei abzulegen,
um sich vor sich selbst zu rechtfertigen. »Ich wollte Sie nur
einmal kennenlernen, um zu sehen, was für ein Mann Sie
sind«, sagte Kuznetow.
    Sie kehrten schweigend
zum Blockhaus zurück. Auf dem Rückweg beobachtete Andre,
wie Kuznetow sich zu einem Entschluß durchzuringen suchte,
zögerte und schließlich sagte: »Ich möchte
Sie warnen, Devereaux. Es wäre töricht, dem
französischen SDECE von diesem Treffen zu
berichten.«
    Warum?«
    »Weil alles, was
Paris erfährt, vierundzwanzig Stunden später auch in
Moskau bekannt ist. Im Interesse Ihres Landes, schicken Sid keinen
Bericht!«
    »Das ist keine
geringe Beschuldigung, Kuznetow.«
    »Ihre
Organisation ist sehr undicht. Berichten Sie lieber
nichts!«
    »Ich will es mir
ein paar Tage überlegen.«
    »Werden Sie mich
wieder besuchen?«
    »Wenn Sie es
wünschen«, erwiderte Andre.
    Sie gaben sich
zögernd die Hand. Boris öffnete die
Verandatür.
    »Kuznetow?«
    »Ja?«
    »Ich möchte
Ihnen einen kleinen Rat geben. Sie sagen, die Amerikaner seien
grob, aber Sie wußten auch, als Sie überliefen,
daß sie nicht Ihre Methoden, Meuchelmord und Folterungen,
anwenden oder Ihre Familie als Geiseln benutzen würden. Halten
Sie das nicht für Schwäche! Es ist in Wirklichkeit
Stärke. Sie sollten sich lieber entschließen, ihnen zu
sagen, was Sie wissen.«
    »Ich bin kein
Verräter!« schrie Kuznetow. »Ich bin nur geflohen,
um das Leben meiner Angehörigen zu retten. Ich liebe
Rußland! Ich liebe meine Heimat!«
    »Ja, das ist die
traurige Seite der Geschichte. Ich werde den Champagner
herüberschicken.«

 
    10
    Gleich zu Anfang hatte
Nordstrom die Familie Kuznetow heimlich fotografieren und ihre
Unterhaltungen auf Tonband aufnehmen lassen. Alle drei waren
unzählige Male von versteckten Kameras und Mikrophonen
aufgenommen und abgehört worden. Dr. Bennett Block, ein
berühmter Gesichtschirurg vom John-Hopkins-Hospital, wurde als
Wachtposten in Camp Patrick eingeführt, um die
Gesichtszüge der Familie aus nächster Nähe studieren
zu können.
    Eines Abends, einige
Tage nach Devereaux' viertem vergeblichem Besuch in Camp Patrick,
betrat Nordstrom das Haus der Kuznetows mit sechs geheimnisvollen
Kästen, die er auf einer Bank absetzte. Er brachte auch ein
halbes Dutzend Fotoalben mit. Olga und Tamara zogen sich wie immer
in einen anderen Teil des Hauses zurück. Boris begriff sofort,
daß etwas Entscheidendes bevorstand. Nordstrom reichte ihm
drei Alben. Jedes enthielt mehrere Dutzend Bilder von Boris, Tamara und Olga aus
jedem denkbaren Winkel. Der Russe blätterte sie wortlos
durch.
    Michael öffnete
drei der Kästen und entnahm ihnen lebensgroße
Kopfmodelle, die den Kuznetows erstaunlich ähnlich waren.
Teint, Augen, Haare, Profil, Nasenform, Ohren: alles stimmte genau.
»Sie werden zugeben«, sagte Nordstrom, »daß
dies recht genaue Nachbildungen sind, die zeigen, wie Sie jetzt
aussehen.«
    Boris nickte. Michael
reichte ihm ein anderes Album, das Zeichnungen enthielt, die
zeigten, wie ihr Aussehen verändert werden könnte. Dann
öffnete Nordstrom die anderen drei Kästen. Darin waren
Kopfmodelle der Kuznetows, wie sie nachher aussehen
würden.
    »Sie sind von
einem der besten Spezialisten für Gesichtschirurgie in Amerika
beobachtet worden.«
    »Ich nehme an,
es war der Kleine mit dem schütteren Haar und den grauen
Augen, der Lucky Strike rauchte und eine Schweizer Armbanduhr
trug.«
    »Ja, das ist er.
Er heißt Bennett Block, und er kommt vom
John-Hopkins-Hospital.«
    »Man sieht,
daß er die Hände eines Chirurgen hat, und er spricht
auch nicht die Sprache der Geheimdienstler.«
    Nordstrom erkannte
lächelnd Kuznetows Beobachtungsgabe an, nahm seinen
Federhalter und benutzte ihn an dem Kopfmodell als Zeigestock.
»Kurz gesagt, man könnte Ihre Nase und Ihr Kinn operativ
verändern. Eine Änderung am Gebiß, hier, und die
Haare färben. Schnurrbart und Brille.

Weitere Kostenlose Bücher