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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund
und ging gleich zur Bar im Wohnzimmer.
    »Gott sei Dank,
daß Michele angerufen hat und ich ihr ausreden konnte, heute
abend noch von Dieppe zurückzufahren.«
    »Aaaah!«
sagte Jacques, als der Kognak ihm durch die Kehle rann.
Ȇbrigens bin ich Strohwitwer. Paulette ist heute
früh in die Normandie gefahren - in einem Anfall von
Ärger, fürchte ich. Da ich dich nun ganz für mich
allein habe, könnte ich dich doch gut zum Essen
ausführen.«
    »Ich habe eine
bessere Idee. Laß uns bei dem Wetter nicht fortgehen, ich
koche uns hier etwas.«
    »Wundervoll.« Jacques
rief sein Büro an, um zu hinterlassen, wo er zu erreichen sei,
und zog sich dann die Schuhe aus. Auch seine Socken waren durch und
durch naß.
    »Du bist ja halb
ertrunken«, sagte Nicole. »Lauf in Andres Zimmer,
plündere seinen Kleiderschrank und mach's dir
bequem.«
    Als Jacques in die
Küche kam, hatte Nicole sich eine Schürze vorgebunden und
flitzte umher, um etwas für den Bratofen vorzubereiten. Das
flauschige Velourshemd, das Jacques anhatte, die alte Hose und
Andres Hausschuhe fanden ihren
Beifall.             
    »Ist es etwas
Ernstes zwischen dir und Paulette?«
    »Offen gestanden
sind wir auf dem besten Weg zu einem
Zerwürfnis.«
    »Doch nicht
schon wieder, Jacques!«
    »Eine besondere
Begabung von mir«, klagte er sich selbst an, setzte sich an
den Küchentisch und schenkte sich ein Glas Wein ein. Nicole
durchsuchte ihren Kühlschrank.
    »Du hast die
Wahl zwischen … hmm … schauen wir mal… Hammel,
aber das dauert eine Weile, Kalbsbries und … ach ja, ich
habe noch Muscheln.«
    »Ich lasse mich
überraschen.« Er nahm eine Illustrierte vom Tisch, deren
Titelblatt mit seinem Herrn und Meister Pierre La Croix
geschmückt war, blätterte sie flüchtig durch und
legte sie wieder beiseite.
    »Wie bist du mit
Guy de Crecy zurechtgekommen?«
    »Ach, ganz gut.
Reizender Mann. Sehr traurig, das mit seiner Frau. Schenk mir etwas
Wein ein.«
    Er stellte ihr das
Glas in den Ausguß, wo Nicole Kartoffeln schälte. Als
sie fertig war, wischte sie sich die Hände an der Schürze
ab, strich sich ein paar Haare aus der Stirn und prostete ihm zu. -
Jacques wurde plötzlich todernst. »Ich wollte mit dir
sprechen, weil ich mir Gedanken über Andre
mache.«
    »Das tue ich
auch«, erwiderte Nicole.
    »Nicole, ich
muß dir etwas sagen, worüber ich eigentlich nicht
sprechen dürfte, aber ich habe unbedingtes Vertrauen zu
dir.«
    »Keine Angst,
mein Lieber. Ich bin schon lange, sehr lange mit einem Mann vom
Geheimdienst verheiratet.«
    »Du weißt
natürlich, daß er in Kuba war.«
    »Manchmal
erzählt er mir, wohin er fährt, manchmal nicht. In diesem
Fall war es nicht schwer zu erraten.«
    »Trotz vieler
Widerstände hat er es auf sich genommen, einen Auftrag
auszuführen, der in erster Linie den Amerikanern zugute
kommt«, sagte Jacques. »Sein Bericht liegt jetzt dem
SDECE vor. Wir entnehmen ihm, daß die Sowjets offensichtlich
Angriffsraketen nach Kuba bringen.«
    »Wie
schrecklich!«
    »Schrecklich ist
gar kein Ausdruck. Wenn das stimmt, müssen die Amerikaner
eingreifen, und zwar bald. Der Himmel mag wissen, was daraus
entsteht. Doch nun zu Andre. Er ist französischer Beamter. Er
könnte uns durch sein Verschulden in eine heikle Lage bringen,
indem er uns gegen unseren Willen in die Geschichte
hineinzieht.«
    »So ist unser
Andre nun einmal«, sagte Nicole in schneidend ironischem Ton.
»Ich bin aber überzeugt, daß er schlau genug war,
sich die Folgen vorher auszumalen.«
    »Selbst wenn er
seine Sache gut vertreten kann, sitzt er bei diesem ewigen Tanz mit
den Amerikanern genauso in der Tinte wie schon einmal vor fünf
Jahren. Die NATO ist unbeliebt, und Andres Standpunkt ist auch
unbeliebt. Du kennst Oberst Brune. Brune ist das Herz unseres
Geheimdienstes, und er ist versessen darauf, Andre zur Strecke zu
bringen. Ich weiß, mein Titel als Stellvertretender Chef des
Präsidialamtes klingt nach wer weiß was, aber im Grunde
bin ich nur La Croix' Laufbursche. Immerhin konnte ich eine Reihe
herabsetzender Berichte über Andre
zurückhalten.«
    »Als sein
ältester und engster Freund«, sagte Nicole,
»weißt du ja wohl, daß er sich immer so idiotisch
aufopfern muß.«
    »Nicole, es
liegt auch ein Bericht über seinen Gesundheitszustand vor, in
den ich Einblick nehmen konnte. Was da auf ihn zukommt, kann ich
mit meinen begrenzten Möglichkeiten nicht
aufhalten.«
    »Wie willst du
ihn aus

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