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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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leckte sich über den Daumen und streckte ihn aus. Ich tat es ihr gleich, und wir pressten die Daumen aneinander und besiegelten die Abmachung mit Spucke, wie früher als kichernde Mädchen, die alberne Geheimnisse hüteten. Anscheinend hatte sich seit damals nicht viel verändert.
    Sie blickte zur Tür und konnte es offenbar kaum noch erwarten, aus dem Palast zu kommen. »Wie ich gehört habe, soll es in dem Becken im Wintergarten einen neuen Fisch geben«, bemerkte Heather und hob den Korb auf, in dem sie mir mein Mittagsmahl gebracht hatte. »Sehr hübsch. Ihr solltet ihn Euch einmal ansehen. Prächtig und glänzend in Schwarz und Grün …«
    Schwarz und Grün. Die Farben der Uniformen von Garretts Soldaten. Ich erwiderte ihr Grinsen. Es hätte mich sehr überrascht, wenn sie nicht gewusst hätte, wo sich Prinz Garrett befand.
    Sie blieb an der Tür stehen, und ihr Lächeln erlosch. »Ihr werdet aber doch nicht die Vorstellung erzwingen, oder?«
    Als ich ihre sorgenvoll gerunzelte Stirn sah, schüttelte ich den Kopf und fügte mich damit einmal mehr dem, was von mir erwartet wurde, statt zu tun, was ich wollte. Schoh, ich besaß so wenig Willensstärke, dass es schon erbärmlich war. Doch mehr zu tun, als aus der Ferne einen heimlichen Blick auf Garrett zu werfen, wäre ein allzu schwerer Bruch der Etikette. »Nein«, sagte ich. »Ich will ihn nur sehen.«
    Sie nickte befriedigt, öffnete die Tür und ließ sie für mich einen Spaltbreit offen. Dann stolzierte sie, den leeren Korb über einen Arm gehängt, langsam den Flur entlang. Sie wechselte mit jedem Gardisten, an dem sie vorüberkam, einen koketten Gruß und war in Gedanken offensichtlich schon bei – nun, anderen Dingen. Ich ging in die entgegengesetzte Richtung und wurde nur flüchtig gegrüßt, weil die meisten Wachen Heather nachschauten. Als ich es um die Ecke geschafft hatte, wusste ich, dass ich nur noch den Wintergarten zu erreichen brauchte, ohne dass Kavenlow mir auf die Schliche kam. Und der war davongeritten.
    Nervosität krabbelte an meinem Rückgrat empor wie eine Wolfsspinne, und ich raffte die Röcke, um schneller voranzukommen. Die Flure waren in der Mittagssonne sehr hell, und die Soldaten meines Vaters, die an jeder Ecke postiert waren, trugen ihre besten Uniformen in Gold und Blau. Sie sahen heute besonders adrett aus. Ich grüßte jeden von ihnen im Vorbeigehen mit einem Nicken, und nicht wenige zwinkerten mir ermunternd zu. Wir waren zusammen aufgewachsen, und mir kamen sie oft wie übermäßig fürsorgliche, wachsame Brüder vor. Sie wussten genau, wohin ich wollte, doch nur Kavenlow und meine Eltern hatten das Recht, mich innerhalb des Palastes aufzuhalten.
    Aufregung kribbelte bis in meine Zehenspitzen, als ich an der Tür des Wintergartens vier Wachen vorfand. Zwei waren mir unbekannt und trugen die feschen schwarz-grünen Uniformen, die ich vorhin auf der Straße gesehen hatte. Dazu gehörten ausladende Hüte mit schwungvoll herabhängenden schwarzen Federn.
    Ich musterte sie und dachte mir, dass diese bunten Dinger ihnen bei der ersten Brise aus der Bucht vom Kopf fliegen würden. Diese beiden Männer gehörten zweifellos zu Garretts Leibgarde. Einer sah für einen Soldaten zu jung aus, der andere zu alt.
    Ich bedeutete den Wachen meines Vaters mit einem Kopfschütteln, mich nicht anzukündigen. Einer öffnete mir lächelnd die Tür und gab sich Mühe, sie hinter mir leise wieder zu schließen. Die Sonne schien wirklich grell, und ich kniff die Augen zusammen. Der große Wintergarten schien leer zu sein. Dann hörte ich Mutter lachen und erkannte, dass sie am Tisch beim Orchideenteich sitzen mussten. Dieses lauschige Plätzchen war durch dichte Ranken vor allen Blicken verborgen. Ich hatte es oft als Schulzimmer benutzt, und auf der Mauer des Bassins stand eine offene Partie Diebe und Könige zwischen mir und meinem Vater.
    Ich folgte den Stimmen und schlich mich den gefliesten Pfad zwischen Farnen in Töpfen und üppigen Weinranken von den Inseln an der Südgrenze entlang. Die Hitze des Tages war drückend, gefangen zwischen den steinernen Mauern und der hohen Glasdecke. Ich wünschte, ich hätte etwas Leichteres angezogen. Mein Herz begann zu pochen, als ich eine Stimme hörte, die Garretts sein musste. Er sprach sehr präzise und verlieh jeder Silbe eine Deutlichkeit, die auf Klugheit und einen flinken Geist hinwies.
    Ich schob mich um einen großen Baum im Kübel herum, gut verborgen hinter dem Hauptmann von Vaters Garde und

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