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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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warf einen Blick zur Tür und berührte die flache Seite der Pfeilspitze mit der Zunge. Sie wurde sofort taub. Da ich nun sicher sein konnte, dass das Gift noch wirksam war, steckte ich die »Haarnadel« in den Knoten.
    Ich hatte mich noch nie mit meinen Pfeilen verteidigen müssen, doch ich wusste aus eigener Erfahrung, was das Gift anrichtete. Kavenlow hatte die letzten sieben Jahre darauf verwandt, mich an das Gift zu gewöhnen, so dass ich es kaum noch bemerkte, wenn ich mich einmal versehentlich an einer Pfeilnadel stach. Anfangs waren die Krämpfe und die Übelkeit sehr beängstigend und schmerzhaft gewesen, bis ich schließlich in Ohnmacht fiel; danach hatte ich mich tagelang elend und schwach gefühlt, bis mein Körper die Fähigkeit entwickelt hatte, die Wirkung des Giftes rasch abzuschütteln. Selbst heute noch wurde mein linkes Bein ein wenig lahm, wenn ich müde war. Jedes einzelne Mal hatte ich mein Leben aufs Spiel gesetzt. Ein weiterer Beweis dafür, dass ich für Kavenlow nur ein Bauer war, gekauft und geopfert, um die echte Prinzessin zu schützen. Retten mich die Engel, was war ich für eine Närrin.
    Ich wandte mich wieder meinem Haar zu und stellte fest, dass nur vier der Nadeln von gestern noch gut waren. Die letzte hatte einen Sprung bekommen und war ausgetrocknet. Ich warf sie ins Feuer und schob auch die Überreste meines Nachthemds, das mit Mutters Blut getränkt war, in die Flammen. Ich hatte versucht, mich zu waschen, aber da ich nur einen kleinen Krug Wasser hatte, waren klebrige Reste an meinen Händen und Beinen zurückgeblieben. Ich weigerte mich, meine zitternden Finger anzusehen, denn ich wusste, dass sich in den kleinen Ritzen und unter den Nägeln noch hässliche schwarze Flecken gehalten hatten.
    Ich biss mir auf die Zähne, um meine Trauer zurückzuhalten, und schloss mein leeres Schmuckkästchen. Garretts Wachen hatten meine Gemächer geplündert und nicht nur meinen Schmuck gefunden, sondern auch meine Bullenpeitsche, das Messer unter meinem Kopfkissen, die Handvoll schmuckloser, schlichter Pfeile, die ich zum Üben benutzte, und das Seil, an dem ich mich aus dem Fenster nach draußen stahl, wenn der Mond voll war und ich im Garten spazieren gehen wollte.
    Ich blieb vor dem Kamin stehen, befühlte mein Blasrohr und überlegte, ob man es als Waffe erkennen würde – am Ende könnten sie mir dann auch noch meine Haarnadeln wegnehmen. Das wollte ich nicht riskieren, also brach ich das hölzerne Röhrchen entzwei und warf es ins Feuer. Ich würde eben nah genug an Garrett herankommen müssen, um ihn direkt mit einem Pfeil zu berühren. Das würde vermutlich keine große Herausforderung sein. Ich war sicher, dass er bald kommen würde – um sich an meiner Hilflosigkeit zu weiden.
    Ich schloss die Augen, als mich ein unerwarteter Schmerz durchfuhr. Sie waren nicht meine richtigen Eltern, sagte ich mir. Sie hatten mich benutzt, mich in der Stadt gekauft wie ein Pferd oder einen Hund. Doch noch während ich das dachte, wusste ich, dass ich ihr Kind gewesen war, ob Mutter mich nun geboren oder gekauft hatte. Sie hatten mich geliebt.
    Es schnürte mir die Kehle zu, und ich zwang mich, tief Luft zu holen. Garrett hatte sie ermordet. Heute Abend würde ich mich rächen; Garrett würde als Leichnam nach Hause zurückkehren, begleitet von einem Brief, der mein Bedauern ausdrückte und den Attentätern, die uns plagten, die Schuld an Garretts Tod gab. Kavenlow würde wohl vermuten, was tatsächlich geschehen war, doch das war mir gleich. Tränen brannten in meinen Augen und verursachten mir Kopfschmerzen, weil ich mich standhaft weigerte zu weinen. Ich hatte geglaubt, dass Kavenlow mich gern hatte. Aber alles war eine Lüge. Alles.
    Die drohenden Tränen lösten sich augenblicklich auf, als ich einen Schlüssel im Türschloss hörte. Erschrocken fuhr ich herum, und Jeck platzte ohne jede Ankündigung herein. Hinter ihm auf dem von Fackeln erleuchteten Flur standen zwei Wachen. Er steckte den Schlüssel in eine Innentasche. »Euer Hoheit«, sagte der imposante, breitschultrige Mann gedehnt, und mein Herz begann zu hämmern.
    »Klopft an, ehe Ihr meine Gemächer betretet«, befahl ich und fuhr mir hastig mit dem Handrücken über die Augen. »Ich mag eine Gefangene in meinem eigenen Palast sein, aber ich bin immer noch die Prinzessin.« Ich schöpfte eine Art falscher Kraft daraus, dass er mich als solche würde behandeln müssen, obwohl er die Wahrheit kannte.
    »Pardon, mein Fehler«, sagte

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