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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Wachen, die uns begleitet hatten. Er trat einen Schritt von mir zurück und nahm locker Haltung an. »Olen soll Prinz Garrett begleiten, dann seid ihr entlassen.«
    Die beiden Wachen gingen durch den Bankettsaal hinaus. Während ich den Blick durch das vertraute Speisezimmer schweifen ließ, breiteten sich Kummer und Sehnsucht schwer in meiner Mitte aus. Hier hatte ich die meisten Mahlzeiten mit meinen Eltern eingenommen. Der Raum hatte keine Fenster, war aber mit Öllampen hell erleuchtet. Da er zwischen der Küche und dem Bankettsaal lag, diente er bei großen Anlässen mit vielen Gästen der Bereitstellung von Speisen, Gedecken und so weiter. Er hatte einen Kamin, den wir im Winter genossen. Im Augenblick war das hässliche schwarze Loch der Feuerstelle hinter einem der bodenlangen Wandbehänge verborgen, die den Raum heiterer wirken ließen.
    Jeck stand entspannt, aber wachsam da; sein gestählter Körper blieb beinahe reglos, während ihn unbekannte Gedanken beschäftigten. Ich beobachtete, wie sein kantiger Kiefer sich abwechselnd spannte und entspannte, und fragte mich, ob er den Raum verlassen würde, wenn Garrett kam, damit ich den Misdever Hund ungestört töten konnte. »Seid Ihr der Hauptmann von Garretts Garde?«, fragte ich unvermittelt.
    Jeck verlagerte das Gewicht, offenbar überrascht, dass ich mein Schweigen gebrochen hatte. »Ich nehme diese Aufgabe wahr.«
    »Was tut Ihr sonst noch?«, bohrte ich nach, weil mir seine Antwort unvollständig erschien.
    »Ich halte ihn am Leben, wenn er eine Dummheit begeht«, brummte er.
    Nickend rückte ich mein leeres Weinglas auf die richtige Seite des Tellers. Er war damit betraut, für Garretts Sicherheit zu sorgen, wie Kavenlow für die meine. Garrett hatte selbst gesagt, dass er eigenmächtig handelte, ohne das Einverständnis seines Vaters. Vielleicht wäre Jeck nicht ganz abgeneigt, gegen Garretts Interessen zu arbeiten, um die seines Königs zu schützen? Einen Krieg mit einem Nachbarland fängt man nicht leichtfertig an, und wenn das obendrein der eigene Sohn täte, ohne dass man vorher davon wusste, wäre das sehr peinlich.
    »Jeck …«, sagte ich zögernd auf der Suche nach der passenden, respektvollen Anrede. »Hauptmann«, fügte ich hinzu. »Leider kann ich mir den Luxus nicht leisten, die Frage vorsichtiger zu behandeln. Seid Ihr König Edmunds Mann oder der seines Sohnes?«
    Leder knarrte leise, als er mir den Kopf zuwandte und dann wieder wegsah. »Ihr seid eine neugierige Frau.«
    Lautlos klopfte mein Stiefel unter dem Rock auf den Boden. »Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie Costenopolis Prinz Garrett in die Hände fällt«, erklärte ich und drehte den Teller, so dass das Muster richtig herum lag.
    Jeck schnaubte belustigt. »Prinz Garrett hat beste Chancen auf Erfolg. Und Ihr habt Euren Einfluss und Eure Reichweite überschätzt, Prinzessin. Mein König hat mir die Aufgabe anvertraut, seinen Sohn zu schützen. Ich werde Euch töten, ehe ich zulasse, dass Ihr ihm Schaden zufügt.«
    Das war keine Prahlerei, sondern eine schlichte Feststellung, aber ich war zu erschöpft, um mich zu fürchten. Ich hob den Blick, als ich leise Schritte im Bankettsaal hörte. Garrett trat ein, begleitet von dem alten Gardisten von heute Nachmittag. Drei Männer, dachte ich, als der ältere Mann sich hinter Garrett postierte. Ich hatte vier Nadeln – von denen ich zwei brauchen würde, um Garrett zu töten. Die Chancen standen mir nicht günstig genug.
    Schockiert ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass Garrett heute Abend sogar noch besser aussah. Er betrat den Raum mit einer so sicheren, gelassenen Haltung, dass sie sein wahres, hässliches Wesen verbarg. Sein helles Haar war glatt zurückgekämmt, die Kinnpartie wirkte energisch. Er bewegte sich mit einer raubtierhaften Anmut, und jede seiner Bewegungen strahlte die Gewissheit seiner selbstverständlichen Überlegenheit aus. Doch dann fiel mir auf, dass seine Reitstiefel mehr Größe vortäuschten, als er besaß. Und als er meinem Blick mit kalter Abscheu begegnete, war mein Eindruck von ihm nicht mehr der eines mächtigen Mannes, sondern eines verzogenen Kindes.
    Garrett zog spöttisch die Augenbrauen hoch, als er mein schlichtes Kleid und das schwarze Tuch bemerkte. Er trug eine schmuckvolle Paradeuniform. Gold glitzerte an Ärmeln und Kragen, und ich fragte mich, ob das die Zier meines Vaters war. Ja, meines Vaters, dachte ich und senkte traurig den Blick. Mein ganzes Leben war eine Lüge, doch sie waren

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