Topchter der Köingin Tess 1
und taumelnd den Flur entlang. Es war still, und nur ein Misdever Gardist hielt Wache. Mit leisem Scharren folgte der alte Soldat uns nach draußen und schloss die Tür zum Wintergarten.
Garrett verschwand eben um die Ecke, flankiert von zweien seiner Männer. Ich wand mich und trat Jeck kräftig auf den Fuß. Er stöhnte und drückte die Finger um meinen Arm zusammen. Ich hielt abrupt still. Als sich sein Griff lockerte, rammte ich ihm den Ellbogen in den Bauch, und zischend entwich die Luft aus seiner Lunge. »Halte sie«, japste Jeck, und der alte Gardist packte mich bei den Schultern.
»Zappeliges kleines Ding, was?«, sagte er und jaulte auf, als ich nach ihm schlug, doch ich wurde zurückgerissen, ehe ich seine Augen erreichen konnte. Der dritte Mann lachte, bis Jeck ihm bellend Ruhe befahl.
Jeck verdrehte mir die Arme auf den Rücken und fesselte meine Handgelenke mit dem schwarzen Tuch, das er um die Hüfte getragen hatte. »Lasst mich los!«, forderte ich, während mir der Schmerz in meinen Schultern Tränen in die Augen trieb. Meine Hände waren klebrig vom Blut meiner Mutter. Es fühlte sich grässlich an.
»Haltet still«, brummte Jeck, zerrte mich grob herum und warf mich umstandslos über seine Schulter.
Empört trat ich mit den nackten Füßen um mich. Jeck rückte mich mit einem leichten Hüpfer zurecht, als wäre ich ein Sack mit gesalzenem Fisch. Seine Schulter bohrte sich in meinen Bauch, und ich rang nach Luft. »Lasst den Raum säubern«, befahl Jeck knapp. »Begrabt die Leichen im Park. Aber tief genug, damit die Hunde sie nicht ausbuddeln. Ich komme allein mit ihr zurecht.«
»Ich sagte … Ihr sollt mich … loslassen«, keuchte ich und spürte, wie mein Gesicht rot anlief, während Jeck den Flur entlangmarschierte. »Lasst mich herunter. Ihr seid ein Feigling. Der Lakai eines rückgratlosen, erbärmlichen Mannes. Garrett ist Seetang, der sich an meinem Kiel verfangen hat. Er wird Euch ebenso leicht töten wie diesen Soldaten. Er ist ein räudiger Köter, ein –«
Jeck ging um die Ecke und ließ mich von seiner Schulter auf den Boden rutschen. Ich schrie vor Schreck leise auf, als ich von ihm herunterglitt, und konnte mich gerade noch fangen, ehe ich hinfiel. Der Flur war menschenleer, und ich wich ängstlich bis an die Wand zurück, als Jeck sich vor mir aufbaute. Seine Arme waren so kräftig bemuskelt, als hätte er sein Leben lang Netze aus dem Wasser gezogen. Seine braunen Augen wirkten kalt, und unter dem kurz gehaltenen Bart war sein Kiefer angespannt. Er roch nach Pferd, und Mutters Blut von meinem Nachthemd hatte einen Fleck auf seiner Schulter hinterlassen. »Warum hat er meinen Mann getötet?«, fragte er flüsternd.
»W-wie bitte?«, stammelte ich, und vor lauter Überraschung hätte ich meine Angst beinahe vergessen. Er griff nach mir, und ich schnappte nach Luft, als er mich gegen die Wand drückte. Die Steine in meinem Rücken waren kalt.
»Warum hat Prinz Garrett meinen besten Schwertkämpfer getötet?«, wiederholte er.
Mein Kinn zitterte. Ich war nicht die echte Prinzessin. Falls sich das herumspräche, würde Garrett mich ermorden und die echte Prinzessin für seine Pläne benutzen, trotz aller Schwierigkeiten, die ihre mangelnde Glaubwürdigkeit aufwerfen würde.
Jeck erkannte meine Angst, schüttelte mich und stieß mich wieder gegen die Wand. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht aufzuschreien, als meine Schulter schmerzhaft gegen den Stein prallte. Jeck sah aus, als sei er nur ein paar Jahre älter als ich. Er musste ungeheuer brutal sein, wenn er so schnell zum Hauptmann aufgestiegen war.
»Sagt es mir, Prinzessin«, flüsterte er und blickte den Flur auf und ab. »König Edmunds zweiter Sohn ist leichtsinnig. Ehrgeizig, aber leichtsinnig. Ich will dies hier lebend überstehen. Wenn mir Eure Antwort gefällt … lasse ich Euch entkommen.«
Hoffnung und Vernunft rangen miteinander. Die Hoffnung siegte. »Prinz Garrett hat ihn getötet, weil der Mann wusste, dass ich … nicht die Kronprinzessin bin«, stammelte ich.
Jecks Miene erstarrte. Ich spürte drei pochende Herzschläge, und dann hauchte er: »Die echte Prinzessin ist auf dem Weg hierher, von diesem Berg. Da soll doch der Teufel meine Seele holen. Wer weiß sonst noch davon?« Ich sagte nichts, und er schüttelte mich, bis mir der Kopf nach hinten geschleudert wurde. »Wer noch?«, drängte er.
»Der Kanzler und die wahre Prinzessin«, platzte ich verängstigt heraus. Ich wartete und hielt
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