Topkapi
bekam.
Nach einer Weile kam der Sicherheitsbeamte zurück und nickte mir zu. Ich ging mit ihm den Gang entlang zu einer Tür am anderen Ende.
»Was ist jetzt los?« fragte ich auf französisch.
»Sie müssen zum Stationskommandanten.«
Er klopfte an die Tür und schob mich hinein.
Es war ein kleines, kahles Büro mit ein paar harten Stühlen und einer grünbespannten Tischplatte, die auf zwei Böcken lag. Der Zollinspektor stand neben dem Tisch. Davor saß ein Mann, ungefähr in meinem Alter, mit bleichem, verrunzeltem Gesicht. Er trug eine Art Offiziersuniform. Vermutlich gehörte er der militärischen Sicherheitspolizei an. Er hatte das Carnet und meinen Paß vor sich auf dem Tisch liegen.
Er blickte mürrisch auf. »Das ist Ihr Paß?« Er sprach gut Französisch.
»Ja, Sir. Und ich kann nur sagen, ich bedaure zutiefst, daß er noch nicht verlängert wurde.«
»Sie haben uns viel Unannehmlichkeiten verursacht.«
»Das sehe ich, Sir. Ich muß allerdings erklären, daß ich erst Montag abend gebeten wurde, diese Reise zu machen. Ich bin gestern früh abgefahren. Ich hatte es eilig. Ich dachte nicht daran, meine Papiere zu überprüfen.«
Er blickte auf den Paß. »Hier steht, daß Sie von Beruf Journalist sind. Sie sagten dem Zollinspektor, Sie seien Chauffeur.« Er gehörte also zu denen, die alles genau wissen wollen; mein Mut sank.
»Ich arbeite als Chauffeur, Sir. Ich war, ich bin Journalist, aber man muß leben, und in diesem Beruf ist es nicht immer leicht.«
»Sie sind jetzt also Chauffeur, und der Paß ist auch in diesem Punkt nicht korrekt, eh?«
Eine sehr unfaire Art, mit den Tatsachen umzuspringen, aber ich dachte, soll er seinen Spaß haben.
»Es geht einem nicht immer gleich gut, Sir. In Athen habe ich einen eigenen Wagen, mit dem ich Touristen fahre.«
Er studierte stirnrunzelnd das Carnet. »Dieser Wagen hier ist das Eigentum von Elisabeth Lipp. Ist sie Ihr Arbeitgeber?«
»Vorübergehend, Sir.«
»Wo ist sie?«
»Ich glaube, in Istanbul, Sir.«
»Sie wissen es nicht?«
»Ihr Agent engagierte mich, Sir, um ihren Wagen nach Istanbul zu fahren. Sie macht die Reise nach Istanbul per Schiff.«
Es gab eine ungemütliche Pause. Er sah das Carnet noch einmal durch und fuhr mich dann an:
»Was für eine Staatsangehörigkeit hat diese Frau?«
»Ich weiß nicht, Sir.«
»Wie alt? Was für eine Frau?«
»Ich habe sie nie gesehen, Sir. Ihr Agent hat alles arrangiert.«
»Und sie fährt auf dem Seeweg von Athen nach Istanbul, vierundzwanzig Stunden, aber sie schickt ihren Wagen vierzehnhundert Kilometer und drei Tage lang über die Straße? Wenn sie den Wagen in Istanbul haben will, warum hat sie ihn dann nicht auf dem Schiff mit verladen lassen? Das ist das einfachste und kostet praktisch nichts.«
Das wußte ich nur zu gut. Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wurde für die Fahrt bezahlt, Sir, gut bezahlt. Ich hatte keine Veranlassung, mir über die Pläne der Dame den Kopf zu zerbrechen.«
Er dachte einen Augenblick darüber nach, legte sich dann ein Blatt Papier zurecht und schrieb ein paar Worte nieder. Er reichte es dem Zollinspektor, der es las, nickte und rasch damit hinausging.
Der Kommandant wurde zugänglicher. »Sie sagen, Sie wissen nichts über die Frau, der der Wagen gehört«, sagte er. »Was ist mit ihrem Agenten? Ist das ein Reisebüro?«
»Nein, Sir, ein Mann, ein Amerikaner, ein Freund von Fräulein Lipps Vater, wie er sagte.«
»Wie heißt er? Wo ist er?«
Ich erzählte ihm alles, was ich über Harper wußte. Die Meinungsverschiedenheit bezüglich der Reiseschecks erwähnte ich nicht. Das konnte für ihn nicht von Interesse sein.
Er hörte mir schweigend zu, gelegentlich nickte er. Als ich am Ende war, hatte sich seine Haltung merklich geändert. Er war beinahe liebenswürdig.
»Sind Sie die Strecke schon einmal gefahren?«
»Mehrmals, Sir.«
»Mit Touristen?«
»Ja, Sir.«
»Jemals ohne Touristen?«
»Nein, Sir. Sie wollen gern den Olymp, Saloniki und Alexandropolis auf dem Weg nach Istanbul sehen.«
»Dann kam Ihnen dieser Vorschlag von Mr. Harper nicht eigenartig vor?«
Ich gestattete mir ein Lächeln. »Herr Kommandant«, sagte ich, »er kam mir so eigenartig vor, daß es dafür eigentlich nur zwei Gründe geben konnte. Zum einen, daß Mr. Harper so sehr darauf bedacht war, die Tochter eines geschätzten Geschäftsfreundes mit seiner Tüchtigkeit zu beeindrucken, daß er sich nirgends erkundigte, bevor er seine Vorbereitungen traf.«
»Und
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