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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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kurzer Augenblick.
    »Ich nehme es an«, antwortete ich.
    »Und daß Mr. Harper sich auch nichts daraus macht?«
    »Ja.«
    »Und daß wir im Grunde alle sehr vernünftige, tolerante Leute sind?«
    Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihr einen Blick zuzuwerfen. Sie beobachtete mich auf ihre amüsierte, abwartende Art, aber ihre Augen waren gar nicht mehr schläfrig. Sie blickten unverwandt und forschend.
    Und dann kapierte ich es. Ich wurde getestet. Sie wollte wissen, ob sie sich irgendwie verraten hatten, oder aber sie wollte feststellen, ob man mir trauen konnte. Ich wußte, daß es jetzt auf meine Antwort ankam. Es nützte jetzt nichts mehr, so zu tun, als sei ich dumm, oder einfach die Augen zuzumachen. Das war ein Test. Wenn ich ihn nicht bestand, hatte ich verspielt – bei Harper, bei Tufan und seinem Direktor, beim türkischen Zoll und aller Wahrscheinlichkeit nach auch bei der griechischen Polizei.
    Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Ich wußte, daß auch sie das sehen würde. Das gab mir den Rest. Rot wird man, wenn man sich schuldig fühlt oder nervös ist; aber man läuft auch rot an, wenn man wütend ist. Um nicht nervös oder schuldbewußt zu erscheinen, blieb mir also nur die Wahl, den Zornigen zu spielen.
    »Inklusive Mr. Fischer?« fragte ich.
    »Was ist mit Mr. Fischer?«
    »Ist er auch vernünftig, Miss Lipp?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Ich sah sie an. »Wenn meine persönliche Sicherheit von Fischers Vernunft abhinge, wäre ich einigermaßen beunruhigt.«
    »Weil er ein Glas Schnaps über Sie schüttete?«
    »Nein, das war nur dumm. Ich wäre beunruhigt, weil er leichtsinnig war, weil er sich verraten hat.«
    »Nur sich selbst?« Jetzt klang ihre Stimme nicht mehr amüsiert. Ich wußte, daß ich weit genug gegangen war.
    »Was sollte es denn sonst noch zu verraten geben, Miss Lipp?« Ich bin auf der Hut, aber ich verrate mich nicht, meine liebe Miss Lipp. Ich verteidige meine Interessen, aber ich kann auch diskret sein, egal, wie falsch der Fuffziger aussieht.
    »Ja, was eigentlich?« sagte sie kurz.
    Das war alles. Der Test war vorbei. Ich wußte nicht, ob ich bestanden hatte oder nicht. Aber ich konnte nichts mehr tun, und das erleichterte mich.
    Wir kamen zehn Minuten vor der fahrplanmäßigen Ankunft der Maschine zum Flughafen. Sie stieg aus und ging zum Passagierausgang, während ich einen Parkplatz suchte. Schnell befestigte ich die zwei losen Schrauben, ehe ich ihr folgte.
    Ich fand sie am Air-France-Schalter.
    »Fünfzehn Minuten Wartezeit«, sagte sie.
    »Und mindestens nochmals fünfzehn, ehe sie den Zoll passiert haben«, erinnerte ich sie. »Sie haben noch nichts gegessen. Das Café hier ist ziemlich sauber. Wollen Sie nicht dort warten und etwas essen? Sobald die Passagiere beim Zoll sind, sage ich Ihnen Bescheid.«
    Sie zögerte, aber dann nickte sie zu meiner Erleichterung.
    »Darf ich fragen, wen wir erwarten?«
    »Mr. Miller.«
    »Ich werde mich um alles kümmern.«
    Ich zeigte ihr, wo das Café war. Ich ging noch so lange in der Gegend herum, bis ich sicher war, daß sie blieb, und eilte dann zum Wagen zurück.
    Ich schwitzte jetzt so stark, daß mir die Finger dauernd vom Schraubenzieher abrutschten. Jetzt passierte mir auch das, wovor ich mich so sehr gehütet hatte: ich zerkratzte das Leder; aber es war nicht zu ändern. Ich rieb etwas Spucke darauf und hoffte das Beste. Der Opel parkte in etwa zehn Meter Entfernung, und ich sah, wie die Männer im Wagen mich beobachteten. Sie dachten wahrscheinlich, ich sei verrückt geworden.
    Als die letzte Schraube an ihrem Platz saß, steckte ich den Schraubenzieher in die Tasche zurück und ging zum Air-France-Schalter. Die Maschine setzte soeben zur Landung an. Ich nahm einen Gepäckträger, gab ihm fünf Pfund und informierte ihn über Mr. Miller. Dann ging ich auf die Herrentoilette und ließ mir kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Das half etwas. Ich fuhr mir über die Haare und ging ins Café zurück.
    »Die Passagiere kommen jetzt langsam heraus, Miss Lipp.«
    Sie ergriff ihre Tasche. »Bezahlen Sie bitte, ja, Arthur?«
    So entging mir die Begrüßung zwischen Miss Lipp und Mr. Miller. Sie waren bereits auf dem Weg zum Wagen, als ich sie sah. Der Träger trug zwei Gepäckstücke, einen Koffer und eine kleinere Tasche. Ich ging vor und machte den Kofferraum auf.
    Mr. Miller war um die Sechzig, hatte einen langen Hals und eine lange Nase, fahle, eingefallene Wangen und einen kahlen Kopf mit Leberflecken. Auch

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