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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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er auf und starrte mich an.
    Er war ein dunkler, mondgesichtiger Mann Mitte Vierzig mit einer Himmelfahrtsnase und riesigen Nasenlöchern. Er hatte einen großen, breitlippigen Mund, und seine Unterlippe zitterte, als ob er den Tränen nahe wäre. Die dicke, enge Brust ging in einen hochgewölbten Spitzbauch über. Er hatte einen drei Tage alten Bart.
    Ich wußte ja, daß er Zypriot war, und begrüßte ihn auf englisch.
    »Guten Abend. Ich bin Simpson, der Chauffeur. Mr. Geven?«
    »Geven, ja.« Er hörte auf zu rühren, und wir schüttelten uns die Hand. Seine Hand war schmierig, und ich überlegte mir, daß Mr. Miller wahrscheinlich sein Entero Vioform brauchen würde. »Was zu trinken, eh?«
    »Danke.«
    Er ergriff ein Glas in einer Schüssel mit schmutzigem Wasser beim Spülbecken, schwenkte es einmal aus und füllte es mit Cognac aus einer bereits offenen Flasche auf dem Tisch. Er füllte auch sein eigenes, halbleeres Glas nach, das in Reichweite stand.
    »Auf Ihr Wohl!«
    Tufans Worte kamen mir in den Sinn – »Er betrinkt sich und wird gewalttätig.« Ich hatte nicht daran gedacht zu fragen, wem gegenüber er gewalttätig wurde, dem, mit dem er trank, oder einfach mit jedem, der gerade in der Nähe war.
    »Sind Sie Brite?« fragte er.
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie, daß ich Englisch spreche?«
    Eine unangenehme Frage. »Ich wußte es nicht, aber ich kann nicht Türkisch.«
    Anscheinend war er damit zufrieden, denn er nickte. »Arbeiten Sie schon lange für diese Leute?«
    »Erst seit kurzem. Ich brachte den Wagen von Athen. Normalerweise arbeite ich dort mit meinem eigenen Wagen.«
    »Fahren Sie Touristen?«
    »Ja.«
    »Sind diese Leute hier Touristen?« Seine Stimme troff vor Ironie.
    »Sie behaupten es.«
    Er zwinkerte vielsagend und fing wieder an zu rühren.
    »Wöchentlich?«
    »Die Bezahlung, meinen Sie? Ja.«
    »Haben Sie Geld von ihnen bekommen?«
    »Für die Fahrt von Athen.«
    »Wer zahlte? Dieser Fischer?«
    »Harper. Glauben Sie, es sind keine Touristen?«
    Er schnitt eine Grimasse und wiegte den Kopf hin und her, als sei die Frage zu dumm für eine Antwort.
    »Was sind sie dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Spione. Russische Spione. Weiß jeder – Hamul, seine Frau, die Fischer von Sariyer, jeder. Wollen Sie etwas zu essen?«
    »Das riecht gut.«
    »Es ist gut. Das ist für uns. Den Spionen gebe ich, was übrigbleibt, aber das Beste ist für uns. Nehmen Sie zwei Teller von dem Brett hier.«
    Es war eine Hühner- und Gemüsesuppe, und zum erstenmal seit zwei Tagen aß ich mit Vergnügen. Ich wußte natürlich, daß der Knoblauch mir nachher zu schaffen machen würde; aber, verkrampft, wie mein Magen war, hätte mir praktisch alles zu schaffen gemacht. Geven aß nicht viel. Er trank. Er lächelte mir aufmunternd zu, als ich mir den Teller zum zweitenmal füllte.
    »Die Briten mag ich,« sagte er. »Sogar wenn ihr die Griechen in Zypern gegen uns unterstützt, mag ich die Briten. Gut, daß Sie hier sind. Ein Mann trinkt nicht gern allein. Wir können uns jede Nacht eine Flasche mit hoch nehmen.« Er lächelte genießerisch bei dieser Vorstellung.
    Ich erwiderte das Lächeln. Es war nicht der richtige Moment, dachte ich, ihm klarzumachen, daß ich nicht vorhatte, mit ihm auf dem Dachboden zu kampieren.
    Ausgerechnet in diesem Augenblick mußte Fischer hereinkommen.
    Er warf einen mißbilligenden Blick auf die Schnapsflasche und anschließend auf mich. »Ich werde Ihnen Ihr Zimmer zeigen«, sagte er.
    Geven hielt eine unsicher protestierende Hand hoch. » Efendi , lassen Sie ihn fertig essen. Ich zeige ihm schon, wo er schläft.«
    Fischer hieb in die Kerbe: »Er ist sich zu gut, um neben Ihnen zu schlafen, Chef.« Er nickte mir zu. »Kommen Sie.«
    Gevens Unterlippe zitterte so heftig, daß ich überzeugt war, er würde sofort in Tränen ausbrechen. Seine Hand griff nach der Flasche, als wollte er sie mir an den Kopf werfen. Ich hielt es durchaus für möglich, daß er beides vorhatte.
    Ich flüsterte hastig: »Harpers Befehl, hat nichts mit mir zu tun«, und machte, daß ich aus der Küche kam.
    Fischer wartete an der Treppe im Korridor.
    Das Zimmer, zu dem er mich führte, lag an der Seitenfront des Hauses auf dem Schlafzimmerstock.
    »Das ist das Zimmer«, sagte er und deutete dann auf eine andere Tür, »dort ist ein Bad. Der Wagen wird morgen um elf Uhr gewünscht.« Damit ging er und drehte auf dem Rückweg die Lichter im Korridor ab.
    Als er weg war, drehte ich die Lichter wieder an. Der

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