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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Korridor war bis in Brusthöhe mit einem crèmefarbenen Leinölanstrich versehen, und darüber waren geblümte Tapeten. Ich warf einen Blick in das Badezimmer. Es war äußerst eigenartig geschnitten und wohl erst nachträglich in eine Abstellkammer eingebaut worden. Es gab kein Fenster. Die Installationen waren deutsches Fabrikat, etwa 1905. Nur die Kaltwasserhähne funktionierten.
    Das Schlafzimmer war gar nicht so übel. Es hatte hohe Fenstertüren, eine Messingbettstelle, eine Kommode und einen großen Kleiderschrank. Außerdem stand ein fichtener Tisch mit einer eigentümlichen Nähmaschine für Handbetrieb da. Zu Zeiten, als weibliche Gäste in großen Häusern stets mit Zofe kamen, war dieser Raum wahrscheinlich das Zimmer einer Zofe gewesen.
    Es lag eine Matratze auf dem Bett, aber keine Betttücher oder Decken. Ich hielt es nicht für klug, schon wieder zu protestieren. Bevor ich meine Tasche aus der Garage holte, ging ich nochmals auf den Speicher und nahm die Decken aus dem Verschlag, den Fischer mir zugewiesen hatte. Dann ging ich in das Zimmer zurück. Die Übertragung aus dem Funkwagen war erst um elf Uhr fällig; ich mußte mir die Zeit vertreiben. Also nahm ich mir das Zimmer vor.
    Ich habe schon immer gern die Schubladen und Schränke anderer Leute betrachtet. Man kann komische Sachen finden. Als ich noch in Coram’s war, hatte meine Tante einmal Rippenfellentzündung, und die Gemeindeschwester sagte, ich müßte für einen Monat ausquartiert werden. Leute, die in einem alten Haus in der Lewisham Road wohnten, nahmen mich auf. Rings um das Haus wuchsen dichte Lorbeerbüsche, und riesige Kastanien hielten das Licht ab. Im Haus roch es nach Möbelpolitur und Kernseife. Die Leute hatten einen Sohn gehabt, der an der Somme gefallen war, und sie gaben mir sein Zimmer. Ich fand eine Unmenge Sachen im Schrank. Zum Beispiel eine Briefmarkensammlung. Ich hatte nie Briefmarken gesammelt, aber viele Jungen in der Schule sammelten, und ich nahm eine oder zwei Marken und verkaufte sie. Er war ja tot und brauchte sie nicht mehr. Aber am besten gefiel mir seine Mineraliensammlung. Sie war in einem flachen, hölzernen Kasten, der in kleine Fächer aufgeteilt war, und in jedem Fach lag ein Stein mit einem Schild, auf dem die Bezeichnungen standen – Graphit, Galenit, Glimmer, Quarz, Eisenpyrit, Fluorit, Wolframit und so weiter. Es waren genau vierundsechzig Fächer und vierundsechzig Mineralien, und ich sah zuerst keinen Weg, wie ich eines herausnehmen konnte, ohne daß man merkte, daß etwas fehlte. Ich nahm ein, zwei Stücke mit in die Schule, um sie dem Chemielehrer zu zeigen und mich bei ihm lieb Kind zu machen; aber er wurde nur mißtrauisch und fragte, wo ich sie gefunden hätte. Ich mußte sagen, daß ein Onkel sie mir geliehen hätte, damit er sie mir zurückgab. Danach ließ ich sie in dem Kasten und schaute sie nur noch an, bis ich wieder zu meiner Tante zurückkam, das heißt, bis ich den Eisenpyrit mitnahm, weil er aussah, als sei Gold darin. Ich legte ein kleines Stückchen Kohle in das Fach. Ich glaube nicht, daß sie es je bemerkten. Das Stückchen Eisenpyrit bewahrte ich jahrelang auf. »Narrengold« sagen manche Leute dazu.
    In dem Zimmer in Sardunya fand ich nur einen alten russischen Pappkalender in Ikonenform. Ein dunkelbraunes Christusbild war darauf. Ich kann nicht Russisch lesen, konnte also das Datum nicht feststellen. Was sollte ich damit?
    Ich hatte die Fenster weit aufgemacht. Es war ruhig.
    Ich hörte die Dieselmotoren eines Schiffes, das langsam gegen die Strömung des Schwarzen Meeres anstampfte. Bis halb neun hörte ich gedämpftes Stimmengemurmel von der Terrasse. Dann gingen sie zum Essen ins Haus. Etwas nach neun wurde ich unruhig. Schließlich hatte mir ja niemand befohlen, in meinem Zimmer zu bleiben.
    Falls jemand auf die Idee kommen sollte, meine Sachen zu durchsuchen, versteckte ich das Radio oben auf dem Kleiderschrank. Dann ging ich hinunter, verließ das Haus durch die Hintertür und schlenderte über den Vorgarten zur Auffahrt. Es war so dunkel unter den Bäumen, daß ich kaum sah, wo ich ging, und nach ungefähr hundert Metern machte ich wieder kehrt. Miss Lipp, Harper, Miller und Fischer kamen gerade wieder auf die Terrasse heraus, als ich im Vorgarten war. Hamul zündete Kerzen auf den Tischen an.
    Am Rande des Vorgartens entlang war es dunkel, und das Unkraut dämpfte die Schrittgeräusche auf dem Kies. Am Eingang zum Hinterhof blieb ich an der Wand stehen und

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