Topkapi
angekommen war, am Parkplatz vor dem Hilton gewartet hatte. Er hatte offensichtlich den Wagen erkannt und winkte mit der Hand, als Harper und Fischer ausstiegen.
»Parken Sie den Wagen, und dann können Sie etwas essen«, sagte Harper zu mir. »Wir treffen uns in einer Stunde hier wieder.«
»Sehr wohl, Sir.«
Der Mann in der Jachtmütze hatte nun die Straße erreicht, und ich hörte, wie Harper ihn begrüßte.
»He, Giulio. Sta bene ?«
Sie gingen wieder über den Landungssteg zurück. Im Rückspiegel sah ich, wie ein Mann aus dem Peugeot zum Kai hinunterschlenderte, um zu beobachten, was weiter geschah.
Am Ende des Landungssteges kletterten sie in ein kleines Boot mit Außenbordmotor. Giulio ließ den Motor an, und sie schossen auf eine Gruppe Jachten zu, die etwa zweihundert Meter weiter draußen ankerten. Sie legten an einem Achtzehn-Meter-Kabinenkreuzer mit einem gedrungenen Schornstein an. Der Rumpf war schwarz, die oberen Aufbauten weiß, und der Schornstein trug einen gelben Ring. Am Heck wehte eine türkische Flagge. Eine schmale Gangway führte nach unten, und ein Schiffsjunge hielt mit einem Bootshaken das Beiboot, als die drei an Bord gingen. Es war zu weit weg, als daß ich den Namen am Rumpf hätte erkennen können.
Ich parkte den Wagen und ging ins Restaurant. Es war ziemlich voll, aber ich erwischte einen Tisch am Fenster, von wo ich den Kreuzer im Auge behalten konnte. Ich erkundigte mich beim Ober nach dem Schiff und erfuhr, daß sein Name Bulut war und daß es von einem reichen italienischen Herrn gechartert worden sei, einem Signor Giulio, der zu einer Mahlzeit zwei ganze Hummer verzehrte.
Ich forschte nicht weiter. Tufans Leute würden zweifellos alles Wissenswerte von der örtlichen Polizei erfahren. Wenigstens wußte ich jetzt, wie Giulio aussah und wo das Boot, das Miss Lipp Miller gegenüber erwähnt hatte, lag. Es war anzunehmen, daß Giulio genausowenig Charterherr der Bulut war wie Fischer Mieter des Kösk Sardunya. Reiche italienische Herren mit Jachten lungern nicht am Hilton-Parkplatz in Istanbul herum und warten auf Autos mit geschmuggelten Waffen, um sie wegzufahren; für solche Aufgaben haben sie ihre Handlanger.
Gerade als ich mein gegrilltes Schwertfischkotelett erhielt, sah ich, daß die Bulut sich in Bewegung setzte. Ein paar Minuten später tauchte der Anker aus dem Wasser, und ein weißer Schaumwirbel sprudelte am Heck empor. Das Beiboot lag an einer Boje vertäut. An Deck des Kabinenkreuzers waren nur noch die zwei Mann Besatzung an den Winden zu sehen. Der Kreuzer verließ die Bucht und nahm Kurs auf eine Insel, die draußen im Dunst gerade noch zu erkennen war. Ich fragte mich, ob die Peugeot-Männer sich ein Motorboot nehmen und nachfahren würden; aber es lief kein anderes Boot aus. Nach ungefähr einer Stunde kam die Bulut zurück und ankerte an der gleichen Stelle wie zuvor. Ich bezahlte meine Rechnung und ging zum Wagen.
Giulio brachte Harper und Fischer im Beiboot an den Landungssteg zurück, ging aber nicht mit ihnen an Land. Die Abschiedszeremonien konnte ich wohl sehen, aber nicht hören, und dann kamen sie auf den Wagen zu. Harper trug eine flache, etwa sechzig Zentimeter lange und fünfzehn Zentimeter breite Pappschachtel. Sie war nachlässig mit einer Schnur umwunden.
»Okay, Arthur«, sagte er, als er in den Wagen stieg. »Zum Hilton.«
»Sehr wohl, Sir.«
Als ich abfuhr, sah er zum Pier zurück.
»Wo haben Sie gegessen?« fragte er. »In dem Restaurant dort?«
»Ja, Sir.«
»Gutes Essen?«
»Ausgezeichnet, Sir.«
Er grinste Fischer über die Schulter zu. »Typisch Giulio!«
»Geven kann sehr gut kochen«, verteidigte sich Fischer. »Ich werde es dir beweisen.«
»Er ist eine Niete«, sagte Harper brüsk.
»Bevor ihr kamt, kochte er eine Castradina , bei der man glauben konnte, sie wäre aus dem Quadri.« Fischer beugte sich über die Rücklehne des Vordersitzes. Sein Atem roch nach Knoblauch und Wein.
Dieser Gelegenheit konnte ich nicht widerstehen. »Wenn ich etwas dazu sagen darf, Sir, Geven ist ein ausgezeichneter Koch. Die Hühnersuppe, die er mir gestern abend vorsetzte, war hervorragend.«
»Was für eine Suppe?« wollte Fischer wissen. »Wir bekamen keine Suppe.«
»Er war einfach empört«, sagte ich. »Sie erinnern sich doch, Mr. Fischer, wie Sie ihm das Badezimmer abschlugen. Er war empört. Ich glaube, er schüttete die Suppe weg.«
»Ich habe nichts Derartiges gesagt!« Fischers Stimme wurde schrill.
»Moment«, sagte
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