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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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frühstückte, holte den Wagen heraus und fuhr in die Garage zum Tanken.
    Tufan meldete sich sofort. Ich berichtete zuerst über die Unterhaltung, die ich belauscht hatte, mit nur kleinen Korrekturen. Wenn ich es übernehmen würde … Leo hat ihn vorgeschlagen, soll Leo es mit ihm abmachen. Nach morgen ist er sowieso nicht mehr so wichtig. Bomben … scharenweise ergeben.
    Ich mußte es langsam wiederholen. Als er zu jammern anfing, daß das zu wenig sei, erzählte ich ihm von der Landkarte. Ich hatte erwartet, daß das sein Interesse erwecken würde, und so war es auch.
    »Sie sagen, es sah aus wie eine Insel?«
    »So kam es mir vor. Eine Art Dreieck.«
    »War es eine kolorierte Karte?«
    »Nein, schwarzweiß.«
    »Dann könnte es eine Seekarte gewesen sein?« Er wurde nachdenklich: »Ein Schiff, die Karte einer Insel, Bomben, Gasmasken, Revolver, Übergabe …«
    »Und etwas, was Fischer heute tun soll«, erinnerte ich ihn.
    Er achtete nicht darauf. »Sie sind sicher, daß diese Insel ungefähr dreieckig war?«
    »Es kam mir so vor, aber die Karte lag nicht flach auf. Es war schlecht zu sehen. Könnte auch ein Bauplan für ein Schwimmbecken gewesen sein.«
    Er schien meine frivole Bemerkung nicht zu hören. »Wäre es möglich, daß sie nierenförmig war?«
    »Vielleicht. Würde das etwas bedeuten?«
    »Das wären die Umrisse der Insel Yassiada, wo gewisse politische Gefangene ihren Prozeß erwarten. Es ist nur fünfzehn Kilometer von Pendik entfernt. Ist der Name Yassiada gefallen?«
    »Nein.«
    »Oder Imrali?«
    »Nein. Ist das auch eine Insel?«
    »Das ist eine Stadt auf einer sechzig Kilometer von Pendik entfernten Insel. Dort wurde Menderes gehängt.«
    »Welche Form hat diese Insel?«
    »Wie ein Hundekopf. Sie müssen heute abend unbedingt noch einmal berichten, auch wenn sich nichts Neues ergibt.«
    »Ich werde tun, was in meinen Kräften steht.«
    »Vor allem müssen Sie nach dieser Karte suchen.«
    »Wie denn?«
    »Suchen Sie nachts. Auf jeden Fall müssen Sie sich genau umsehen.«
    »Selbst wenn sie sie wieder herausholen, wird es mir nicht gelingen, näher heranzukommen.«
    »Mit einem Fernglas wäre es möglich.«
    »Ich habe kein Fernglas.«
    »Auf dem Rückweg zur Villa halten Sie auf der Straße. Der Opel hat heute Dienst. Ein Agent aus dem Wagen wird Ihnen ein Fernglas geben.«
    »Angenommen, Harper sieht das Fernglas bei mir. Wie soll ich es ihm erklären?«
    »Er darf es nicht sehen. Ich erwarte heute abend einen Bericht. Wenn nötig, stellen Sie direkten Kontakt mit meinen Leuten her. Ist das klar?« Er legte auf.
    Ich fuhr zur Villa zurück. Kurz hinter Sariyer auf der Küstenstraße hielt ich an. Der Opel hielt hundert Meter hinter mir. Nach ein, zwei Minuten stieg ein Mann aus und kam auf den Lincoln zu. Er trug eine lederne Feldstechertasche. Wortlos übergab er sie mir und ging zum Opel zurück.
    Ich legte das Fernglas auf den Sitz und fuhr weiter. Ich konnte es nicht in die Tasche stecken, es war zu groß. Entweder mußte ich das Glas in mein Zimmer hinaufschmuggeln oder in der Garage verstecken. Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich hätte klüger sein müssen. Eine Karte ist immer ein Festessen für Abwehrleute. Ich hätte nichts davon erwähnen sollen.
    Aber auch ohne das Fernglas wäre ich gereizt gewesen, und ich hatte immerhin so viel Verstand, um mir darüber klar zu sein. Das Fernglas war nur lästig. Was mich wirklich beunruhigte, war der Schluß, zu dem er gelangt war.
    Er glaubte jetzt offensichtlich, auf der richtigen Spur zu sein – eine neue Verschwörung gegen das Komitee der Nationalen Union, ein neuer Staatsstreich.
    Der letzte Versuch, das Komitee zu stürzen, war von einer Gruppe abtrünniger Offiziere im Lande unternommen worden. Was lag näher, als daß der nächste Versuch mit Geld und angeworbenen Terroristen von außen vorbereitet wurde? Vielleicht war das Zeichen zum Losschlagen die Befreiung der gefangenen Offiziere die ihrem Prozeß entgegensahen.
    »Ein Schiff, die Karte einer Insel, Bomben, Gasmasken, Revolver, Übergabe.« Für Tufan reimte sich alles schön zusammen. Aber er irrte sich. Er kannte diese Leute nicht, hatte sie nie gesehen. Ich kannte sie. Ich wußte, wie niederträchtig sie waren, und ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als daß ihnen die Hölle heiß gemacht würde. Aber – bezahlte Terroristen – das konnte ich mir nicht denken. Ich hätte nicht einmal sagen können, warum. Wenn er mir nun entgegengehalten hätte, wie ich mir

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