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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Pappschachtel, die Harper aus Pendik mitgebracht hatte. Sie lag offen auf einem Stuhl. Harper, Fischer und Miller standen um zwei Tische, auf denen etwas ausgebreitet lag.
    Es war ein Flaschenzug, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Die Rollen waren aus einer Leichtmetallegierung angefertigt. Sie waren so klein, daß ich beide in einer Hand halten konnte. Das »Seil« war eine weiße Schnur von etwa sechs Millimeter Durchmesser. Auf einem anderen Tisch lag eine Art breiter Gürtel mit Haken an den Enden, wie man sie an Hundeleinen hat.
    Fischer blickte auf und fixierte mich hochmütig.
    »Hier sollte es etwas zu trinken geben«, sagte ich.
    Harper deutete auf einen Tisch mit Flaschen und Gläsern. »Bedienen Sie sich. Dann können Sie sich das mal ansehen.«
    Ich goß mir einen Raki ein und betrachtete die Schnur.
    »Nylon«, sagte Harper, »hält über eine Tonne Belastung aus. Sie müssen aber beachten, daß es eine gewisse Elastizität hat. Es dehnt sich ziemlich stark. Wissen Sie, wie so etwas funktioniert?«
    »Ja.«
    »Zeigen Sie es mir«, sagte Miller. Er ergriff den Gürtel und hakte ihn um einen der Terrassenpfeiler. »Zeigen Sie mir, wie Sie diesen Pfeiler niederreißen würden.«
    Ich hakte eine Rolle am Gürtel fest, befestigte die andere an der Balustrade und zog am Seil.
    »Okay«, sagte Harper, »das reicht. Leo, ich glaube, du nimmst besser das Seil. Arthur ist zu dick. Bei ihm würde es auffallen. Er kann die Schlinge und das Seil für die Verankerung nehmen. Ich glaube, Hans sollte nur seinen Revolver und die Wasserflasche nehmen.«
    »Ich mache es nur deshalb nicht gern, weil meine Haut so empfindlich ist«, sagte Miller.
    »Das ist ja nur für kurze Zeit. Sobald du drin bist, kannst du es abnehmen.«
    Miller seufzte, sagte aber nichts mehr.
    »Dürfte ich wissen, was ich zu tun habe?« fragte ich.
    »Nur an diesem Seil ziehen, Arthur. Ach, Sie meinen, wie das mit dem Mitnehmen geht? Nun, Sie werden diese Schlinge« – er deutete auf den Gürtel – »und dieses Extraseil hier unter dem Hemd um Ihren Luxuskörper wickeln, so daß niemand es sehen kann. Eine Zeitlang wird Ihnen etwas heiß sein, aber Sie werden genug Zeit haben, wieder abzukühlen. Sonst noch irgendwelche Fragen?«
    Ich hatte mehr als genug, und er wußte es, aber es ist sinnlos zu fragen, wenn man schon vorher weiß, daß man keine Antworten bekommen wird.
    »Wer nimmt den Beutel?« fragte Miller.
    »Am besten steckst du ihn zusammengefaltet in deine Tasche.«
    Miss Lipp kam heraus. »Mittagessen in einer halben Stunde«, sagte sie.
    »Mittagessen!« sagte Miller böse.
    »Du kannst Eier essen, Leo. Du mußt etwas essen.« Sie nahm das Glas, das Harper ihr reichte. »Weiß Arthur, daß sein Abendessen heute auf sich warten lassen wird?«
    »Ich weiß überhaupt nichts«, sagte ich ruhig; »aber ich will Ihnen etwas sagen. Man hat mir gesagt, ich würde heute genaue Instruktionen bekommen. Bis jetzt habe ich außer nervösen Magenbeschwerden nichts bekommen. Ob ich zu Abend esse oder nicht und, was das betrifft, ob ich zu Mittag esse oder nicht, ist völlig belanglos für mich.«
    Sie wurde ganz rot im Gesicht. Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob ich irgend etwas Verletzendes gesagt hatte; dann wurde mir klar, daß das verdammte Weib das Lachen unterdrückte. Sie sah Harper an.
    »Okay«, sagte er. »Kommen Sie mit.« Er ging durch eine Fenstertür ins Wohnzimmer. Nur Miss Lipp folgte uns. Harper war zum Bibliothekstisch gegangen, hatte eine Schublade aufgezogen und die »Karte« herausgeholt.
    »Erkennen Sie das?«
    »Ja.«
    Es war eine Karte von einem Teil des Serailgebietes und den Straßen, die vor den Mauern verliefen. Die Dreiecksform, die mir aufgefallen war, kam durch den Küstenverlauf zustande. »Von hier aus fahren wir zu einer Garage in Istanbul«, fuhr er fort. »Unser Gepäck werden wir im Lincoln verstauen. In der Garage werden Mr. Miller, Mr. Fischer, Sie und ich in einen anderen Wagen umsteigen, der dort auf uns wartet. Ich werde uns dann zum ›Serail‹ fahren. Dort steigen Mr. Miller, Mr. Fischer und Sie aus. Der Palast ist bis fünf Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet. Ihr werdet Eintrittskarten kaufen und auf normalem Weg als Touristen hineingehen. Ihr werdet dann den zweiten Hof durchqueren und zum Tor der Glückseligkeit gehen. Wenn ihr euch versichert habt, daß die Führer sich nicht mehr für euch interessieren, geht ihr weiter in den dritten Hof und haltet euch links – genau sechzig Schritte

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