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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Sie sich festhalten können, sollten sich vor einem Weg fürchten, den Fischer mit nur einer halben Hand nicht fürchtet? Das klingt verrückt.«
    »Tut mir leid«, sagte ich aufs neue.
    Harper sah sie an und bewegte den Kopf etwas. Sie ging auf die Terrasse hinaus.
    »Stellen wir ein paar Dinge klar, Arthur«, sagte er. »Alles, was ich von Ihnen will, ist, daß Sie eine kleine Autofahrt machen und dann einen kleinen Spaziergang und dann zwanzig Minuten lang ein Seil halten. Sie werden nicht in Gefahr kommen. Niemand wird auf Sie schießen. Und wenn das getan ist, bekommen Sie zweitausend Eier. Klar?«
    »Ja, aber …«
    »Lassen Sie mich ausreden. Also angenommen, Sie steigen aus, was tun wir dann?«
    »Sie werden sich einen anderen suchen, nehme ich an.«
    »Ja, aber was machen wir mit Ihnen?« Er legte eine Pause ein. »Sehen Sie, Arthur, es geht nicht nur darum, daß der Job erledigt wird. Sie wissen bereits zu viel, um nicht dazuzugehören. Wenn Sie nicht mehr zu uns gehören, müssen wir uns irgendwie vor Ihnen schützen. Können Sie mir folgen?«
    Er wußte genau, daß ich konnte. Ich hatte die Wahl: Entweder konnte ich mich zu Tode fürchten auf den Dächern des Serails, oder ich konnte eine kürzere, schnellere Route zum Leichenhaus einschlagen.
    »So, jetzt holen Sie sich noch einen Drink und hören auf zu grübeln«, sagte er; »denken Sie lieber an die zweitausend.«
    Ich zuckte die Schultern. »Gut. Ich sage Ihnen nur, wie mir zumute ist, das ist alles.«
    »Sie werden schon okay sein, Arthur.« Er ging vor mir her auf die Terrasse.
    Die Frage lag mir auf der Zunge, wie okay sich Mr. Miller wohl fühlen würde, wenn der Schwindel mich überwältigte, während ich das Seil führte; aber ich besann mich eines Besseren. Wenn ihm klar wurde, daß ich wirklich nicht nur ängstlich, sondern ganz einfach nicht schwindelfrei war, konnte er auf die Idee kommen, daß ich in jedem Fall ein zu großes Sicherheitsrisiko war. Außerdem kam ich langsam wieder zu Verstand. Tufans »Politische« waren also tatsächlich Gangster im großen Stil. Ich hatte auf der ganzen Linie recht behalten und er unrecht; aber er war immer noch ein mächtiger Bundesgenosse, und ich hatte immer noch die Chance, das ganze Unternehmen zu stoppen. Ich mußte nur drei Worte dem Bericht im Zigarettenpäckchen hinzufügen – Raubüberfall auf Serailschatz . Danach würde ich meiner Sorgen ledig sein, und Harper war an der Reihe. Ich sah im Geiste das verheißungsvolle Bild vor mir, wie sie alle in Handschellen um Tufan herumstanden, der mir einen nagelneuen britischen Paß überreichte.
    »Warum grinsen Sie so, Arthur?« fragte Harper.
    Ich war dabei, mir das zweite von ihm verschriebene Glas einzugießen. »Sie sagten mir, ich solle an die zweitausend Dollar denken, Mr. Harper«, antwortete ich. »Ich hielt mich nur an Ihre Befehle.«
    »Sie sind ein Witzbold, Arthur«, sagte er liebenswürdig.
    Ich sah einen nachdenklichen Schatten in seinen Augen und beschloß, vorsichtiger zu sein. Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, mir auszumalen, was er gesagt und getan hätte, wenn er jetzt erfahren hätte, daß der Zoll in Edirne einen Blick in die Wagentüren geworfen hatte und daß jeder Schritt, den er seither getan hatte, mit Wissen und Erlaubnis der Sicherheitspolizei gemacht worden war – wenn er, mit anderen Worten, erfahren hätte, wie verletzlich er war. Ich wünschte mir nicht im geringsten, ihn zu warnen. Ich hätte die Prügel nicht vergessen, die er mir in Athen gegeben hatte. Aber wenn es ohne Risiko möglich gewesen wäre, hätte ich ihm gern erzählt, daß mein lumpiger ägyptischer Paß den Stein ins Rollen gebracht hatte. Ich hätte gern sein Gesicht gesehen. Ich möchte es noch.
    Hamul kam herausgeschlurft und machte Miss Lipp Zeichen, daß das Mittagessen angerichtet sei.
    Vermutlich wurde ich zum herrschaftlichen Tisch zugelassen, damit man mich im Auge behalten konnte.
    Miller war ein trübseliger Tischgenosse, bei seinem Gerede schmeckte das Omelett nicht besser. Wie werden Viruskulturen in den Labors gezüchtet? In Eiern natürlich! Er meditierte ohne Ende über die möglichen Konsequenzen. Die anderen achteten nicht darauf, anscheinend waren sie daran gewöhnt, aber mir gab es den Rest. Mir war sowieso nicht sehr nach Essen zumute.
    Als das Obst kam, sah Harper zu mir herüber. »Sie bringen das Gepäck nach unten. Die Hamuls glauben, wir gingen für ein paar Tage nach Ankara, es macht also nichts, wenn sie uns

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