Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
Gläser. Sein Lächeln war so wie immer, das tödlichste Lächeln, das ich je gesehen habe. Es war schon mehr eine Grimasse.
    Harper lehnte sich gegen die Rückenpolster des Sofas.
    »Wie lange fährt man in der Nacht bis nach Pendik?« fragte er. »So lange wie am Tag?«
    »Das käme auf die Fähre nach Uskudar an.«
    »Wie oft fährt sie nachts?«
    »Jede Stunde, Sir.«
    »Wenn wir also eine verpaßten, würden wir über zwei Stunden brauchen?«
    »Ja.«
    Er sah Miller an. »Zwei Stunden nach Pendik, zwei Stunden, bis wir Giulio überredet haben, zwei weitere Stunden für Enrico …«
    »Wenn er sich überreden läßt«, warf Miss Lipp ein.
    Harper nickte. »Natürlich. Und dann zwei Stunden zurück. Keine sehr geruhsame Nacht, Leo.«
    »Dann verschieben wir es«, bellte Miller.
    Harper schüttelte den Kopf. »Aufschieben hieße aufgeben. Was werden unsere Freunde dazu sagen?«
    Miller warf Fischer einen bösen Blick zu. »Wenn du nicht …« begann er, aber Harper schnitt ihm das Wort ab.
    »Darüber ist jetzt genug geredet, Leo. Warum willst du es nicht wenigstens versuchen?«
    Miller zuckte die Schultern.
    Harper blickte mich an. »Würden Sie einmal dort hinübergehen und sich mit dem Rücken gegen die Wand stellen, Arthur?«
    »Hierher?«
    »Ja, richtig. Mit dem Rücken an die Wand.«
    Er ging zu Fischer hinüber, ergriff ein dickes Seil, das über den bandagierten Händen lag, und warf mir das eine Ende zu. Das andere Ende war an einem Sofafuß befestigt.
    »Ich habe Mr. Miller gesagt, daß Sie das Sofa zwei Meter zu sich herüberziehen können. Ihr Rücken berührt die Wand, Sie können sich also nicht auf Ihr Körpergewicht verlassen. Sie ziehen mit der Kraft Ihrer Arme. Mr. Miller setzt einen Hundertdollarschein, daß Sie es nicht schaffen. Ich setze die gleiche Summe dagegen. Gewinnt er, bezahle ich. Gewinne ich, dann machen wir zwei halbe-halbe. Wie wär’s?«
    »Ich will es versuchen«, sagte ich.
    »Gut, fangen Sie an«, sagte Miller. »Die Schultern gegen die Wand, die Fersen etwa zehn Zentimeter von der Wand, Füße zusammen.« Er kam herüber, um sich zu vergewissern, daß ich nicht mogelte.
    Physische Kraftproben habe ich nie leiden können. Sie erinnern mich immer an die Jungs in Schulaborten, die darin wetteiferten, wer am weitesten urinieren konnte. Rugby liegt genau in der gleichen Richtung – kindischer, ekliger, homosexueller Unfug. Ich drückte mich immer davor, wenn ich konnte. Noch heute verursacht mir jede Art von Sport augenblicklich Magenbeschwerden.
    Ich rechnete mir also nicht die geringste Chance aus, dieses schwere Sofa auch nur einen halben Meter, geschweige denn zwei Meter herzuziehen. Ich habe nicht viel Kraft in den Armen. Wozu auch? Ich habe genügend Kraft, um einen Koffer zu heben und einen Wagen zu fahren; was will ich mehr?
    »Los«, sagte Miller.
    Ich hätte ziehen und flach auf die Nase fallen sollen. Dann hätte Harper hundert Dollar verloren, und mir wäre die ganze Qual erspart geblieben. Aber da mußte Miss Lipp sich einmischen. »Augenblick, Arthur. Ich habe es versucht, und ich schaffte es nicht. Aber ich glaube, Sie schaffen es.«
    Selbst wenn mir das »störrische Schaf«, mit dem sie mich bedacht hatte, nicht mehr in den Ohren geklungen hätte, wäre ich niemals auf so einen plumpen Leim gekrochen. Frauen, die glauben, sie kämen mit so einer kindischen Schmeichelei durch, machen mich krank. Ich war wütend. Das Blut schoß mir in den Kopf. Sie lächelte. Wahrscheinlich glaubte sie, ich errötete wegen ihrer idiotischen Schmeichelei.
    »Ich bin nicht besonders gut in solchen Dingen«, sagte ich.
    »Es kommt nur darauf an, daß Sie gleichmäßig ziehen, Arthur. Wenn das Sofa sich bewegt, ziehen Sie ruhig Hand um Hand nach. Das sind leichte fünfzig Dollar. Ich weiß , Sie schaffen es.«
    Langsam brachte sie mich wirklich zum Kochen. »Du Hexe«, dachte ich mir, »dir will ich’s zeigen!« Ich machte also genau das Gegenteil von dem, was sie gesagt hatte. Ich riß, so stark ich konnte.
    Das Sofa bewegte sich um ein paar Zentimeter; ich hatte natürlich nur die Füße aus den Vertiefungen bekommen, die sie in den weichen Teppich gebohrt hatten. Dann zog ich einfach weiter, und es bewegte sich. Je näher es kam, desto leichter wurde es, denn ich konnte jetzt nach oben und waagrecht ziehen.
    Harper blickte Miller an. »Na, was ist, Leo?«
    Miller tastete meine Arme und Schultern ab, als wollte er ein Pferd kaufen. »Nicht in Form«, sagte er sauer.
    »Aber er hat

Weitere Kostenlose Bücher