TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
die Aufgabe, ihren Freunden eine Freude zu bereiten, einem Dritten übertragen und sich nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. So benahm sich keine echte Freundin. Dann musste sie jetzt wenigstens Mut genug haben, den Schlamassel auszubaden.
Sie rief Cassidy an. Doch Megan behielt recht. Das Handy war ausgeschaltet. Jason erreichte sie leider auch nicht, sondern hörte nur die Ansage des Anrufbeantworters. Sie zögerte einen Moment und überlegte, ob sie ihm eine Nachricht hinterlassen sollte. Das war so unpersönlich. Aber er sollte es lieber von ihr erfahren und nicht von Megan. Sonst sah es womöglich so aus, als wäre sie zu feige, es ihm selbst zu sagen.
Zoe atmete tief durch, nachdem der Pfeifton ertönt war. „Hi, Jason. Dumm, dass ich dich nicht persönlich erreiche. Denn ich habe eine echt doofe Nachricht …“
„Du wirst die schönste Frau auf den Music-Awards sein. Alle Männer werden mich beneiden.“ Rip musterte Zoe anerkennend, als sie vor dem bodenlangen Spiegel im Flur der Model-WG überprüfte, ob ihre blauen Flecken überschminkt waren. „Aber du kannst dieses Sternenkettchen unmöglich zu der Diamantkette tragen.“
„Ich habe es noch nie abgelegt.“ Schützend legte sie die Hand auf die Kette. „Dann trage ich eben keine Diamanten.“
„David wird dir den Kopf abreißen“, bemerkte Phoebe, die in einem tief ausgeschnittenen Versace-Kleid aus ihrem Zimmer trat, zu ihnen ging und sich ebenfalls im Spiegel betrachtete. „Die Steinchen sind über eine Million Dollar wert und eine Leihgabe. Wenn du ihnen ein Kettchen für 20 Dollar vorziehst, flippen die Leute von Bulgari aus und machen David Stress – und rate mal, an wem er seinen Frust auslässt?“
„Schon kapiert.“ Zoe seufzte. Sie ging in ihr Zimmer und nahm das Sternenkettchen vorsichtig ab, küsste es und legte es in die Schmuckschatulle neben ihrem Bett. „Sobald ich wieder zurück bin, trage ich nur noch dich“, flüsterte sie.
„Hast du was gesagt?“, rief Rip aus dem Flur.
„Nein, nein. Ich bin fertig. Wir können los.“ Zoe verließ ihr Zimmer. „Wie sieht’s mit dir aus, Phoebe?“
„Alles klar“, antwortete Phoebe lächelnd. „Übrigens sitzen wir nebeneinander in der zweiten Reihe. Das ist unmittelbar vor der Bühne. Wir müssen ziemlich angesagt sein, dass die Veranstalter uns solche Plätze geben. Vor uns sitzen nur noch Stars wie Madonna.“
„Das habt ihr nur mir zu verdanken“, meinte Rip und posierte grinsend.
„Träum weiter!“, konterte Phoebe. „Wir sehen immer noch besser aus als du.“
„Aber ich bin berühmter. Außerdem wette ich, dass mehr Mädchen auf mich stehen als auf dich.“
„Wer weiß!“ Phoebe streckte ihm die Zunge raus.
„Oh Mann, seid ihr kindisch! Wenn eure Fans wüssten, wie albern ihr seid, würden sie euch nicht mehr anhimmeln“, warf Zoe lachend ein.
„Oder vielleicht gerade deswegen.“ Rip lachte und rief Jackie, die gerade ins Bad eilte, zu: „Sollen wir dich mitnehmen?“
„Danke, das ist lieb von dir, Rip“, erwiderte Jackie und lächelte ihn zuckersüß an, während sie ihre Mitbewohnerinnen ignorierte. „Aber ich komme später nach … in meiner Privatlimousine.“
Phoebe warf Zoe einen vielsagenden Blick zu, schlug die Hand vor den Mund und beugte sich vor, als müsste sie sich übergeben.
„Jackie mag mich“, sagte Rip amüsiert.
„Darauf kannst du dir auch richtig was einbilden.“ Phoebe schüttelte den Kopf.
„Außerdem bekomme ich heute Abend den Preis als ‚Best New Artist‘ verliehen – und das von meiner bezaubernden Zoe“, fügte er hinzu.
„Vielleicht auch nicht!“ Gespielt empört sah Phoebe Zoe an. „Nervt der immer so?“
„Mich nicht. Außerdem finde ich ihn süß.“ Zoe zwinkerte ihm zu.
Wieder schüttelte Phoebe den Kopf, bevor sie den Lift betrat.
Vor der Radio City Music Hall, wo die Preisverleihung stattfand, standen zahlreiche Menschen. Laut kreischten die Fans, als Zoe und Rip aus der Limousine stiegen.
Die Reporter stürzten sofort auf sie zu und bombardierten sie im Blitzlichtgewitter der Fotografen mit Fragen: „Zoe! Rip! Seid ihr ein Paar?“
„Von welchem Designer ist dein Kleid, Zoe?“
„Wer glaubst du, wird heute Abend ‚Best New Artist‘? Dein Freund Rip?“
Zoe antwortete so unverbindlich wie möglich und überhörte zu persönliche Fragen. Das fiel ihr nicht besonders schwer, denn im Hintergrund veranstalteten die Fans einen unglaublichen Lärm. Sie schrien wie verrückt und
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