TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN

für dich umsehen. Ist das Entschuldigung genug? Beweist das, dass du mir lieb und teuer bist?“
    Zoe nickte halbherzig. Obwohl sie sich ein eigenes, sicheres Apartment wünschte, konnte sie sich nicht über das unerwartete Angebot freuen.
    „Na, komm schon!“ David stieß sie an. „Was soll ich noch tun? Nur in Unterwäsche für dich auf meinem Schreibtisch tanzen?“
    Damit entlockte er Zoe ein Lächeln. Denn sie wusste, dass David trotz seines normalerweise guten Geschmacks ein Faible für schreckliche Unterhosen hatte. Sie hatte einige der Exemplare bei einem Besuch in seiner Wohnung aus der offen stehenden Schrankschublade quellen sehen.
    „Ah, sie kann schon wieder lachen!“ David umarmte sie und küsste sie auf die Wange. „Nun sag schon: Wer tut alles für dich, und wen hast du lieb?“
    „Meine Mom“, antwortete Zoe.
    „Das wollte ich nicht hören. Noch mal. Wen hast du lieb?“
    „Dich“, murmelte sie.
    „Lauter. Ich kann dich nicht verstehen.“
    „Ich hab dich lieb!“, rief Zoe und musste jetzt tatsächlich lachen.
    David zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu. „Übertreib nicht so gnadenlos. Du bist ein verdammt gutes Model, aber eine miese Lügnerin.“
    „Megan? Hi. Ich bin’s.“ Zoe zitterte die Stimme. Statt diesen Anruf zu machen, hätte sie lieber das ganze Apartment geputzt, einschließlich Jackies Zimmer. Sie wünschte sich auf den Mond oder sonst wohin. Hauptsache weit weg.
    „Oh, hi! Schön, dass du anrufst!“ Megans Stimme überschlug sich vor Freude. „Rate mal, was ich gemacht habe? Ich habe mir ein Outfit für die Music-Awards geschneidert! Es ist so gut geworden. Ich wette, ich komme damit ins Fernsehen. Ich bin schon total aufgeregt! Und Cassidy erst. Er und Jason wollen im Partnerlook als California Cowboys gehen. Ist das nicht irre?“
    „Ähm. Ja. Das ist … irre“, antwortete Zoe. „Äh … hör mal. Also, das hat leider nicht geklappt mit den Tickets. Mein Boss … ähm, David … hat es komplett verschlampt. Na ja, was heißt verschlampt. Er hat sie anderweitig weggegeben. Ich bin stinksauer auf ihn. Aber ich kann leider nichts machen. Es tut mir so leid! Das musst du mir glauben. Ich hatte mich so auf euch gefreut. Und ihr seid jetzt bestimmt ganz furchtbar enttäuscht. Und … Megan?“
    Schweigen.
    „Hallo? Megan?“
    „Schon okay.“
    Sie klang so traurig. Der traurige Ton versetzte Zoe einen Stich ins Herz.
    „Schon in Ordnung“, wiederholte Megan. „Wäre ja auch zu schön gewesen. Mach dir keine Gedanken. Du kannst nichts dafür.“
    „Ich lade euch ein anderes Mal ein“, beeilte Zoe sich zu sagen. „Zu einer ähnlich tollen oder noch viel tolleren Veranstaltung. Versprochen!“
    „Sicher.“ Megan klang nicht gerade, als würde sie Zoe glauben.
    „Doch ganz bestimmt. Ich schwöre es! Und dann verlasse ich mich nicht auf David, sondern nehme die Sache selbst in die Hand. Ehrenwort!“
    „Klar. Ich weiß, dass du das tust … Hm. Ich hab jetzt aber echt keine Ahnung, wo ich mein schrilles Outfit anziehen soll. Ich werde bestimmt verhaftet, wenn ich es im Einkaufszentrum trage“, fügte sie hinzu. Aber an ihrem belegten Tonfall hörte Zoe, dass Megan den Tränen nah war.
    „Ich mache es wirklich wieder gut“, flüsterte Zoe in ihr Handy. Sie hatte sich noch nie so mies gefühlt.
    „Ich muss los“, sagte Megan. „Ich komme sonst zu spät zu ‚Fat Burger‘. Da arbeite ich nämlich seit letzter Woche. Ich erzähl dir beim nächsten Telefonat davon. Obwohl … Mein Job ist natürlich nicht so spannend wie deine Arbeit.“
    „Das ist doch Quatsch! Ich will alles übers Burger-Braten wissen.“
    Megan lachte. „Na gut … Ich leg dann auf. Äh … und ich sag Cassidy wegen der Absage Bescheid. Er ist in der Wüste campen. Da hat er kein Handy-Netz.“
    „Wieso macht er das denn?“
    „Na ja, Cassidy wollte für die Music-Awards eine Ganzkörperbräunung, weil dieses Cowboy-Outfit ziemlich gewagt und sexy ist. Und Sich-nackt-Sonnen, das geht nur weitab von Barstow.“
    „Ach so“, antwortete Zoe lahm. Ihre Freunde hatten so viel Aufwand betrieben – und sie ließ sie im Stich. Das schlechte Gewissen lastete schwer auf ihr. Sie musste es wiedergutmachen. Unbedingt.
    „Also, mach’s gut“, sagte Megan zum Abschied. „Und viel Spaß bei den Awards.“
    „Danke. Bis bal…“
    Megan hatte schon aufgelegt.
    Zoe schloss die Augen. Was für ein Albtraum! Auch wenn David Mist gebaut hatte, war sie die Verantwortliche. Sie hatte