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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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ich sie zusammen mit Zeke sah, wenn ich hörte, wie ihr Herz schneller schlug, spürte, wie wild der Puls an ihrem Hals flatterte – dann fühlte ich zum ersten Mal seit jener einsamen Nacht auf der Straße, wie sich in mir der Hunger regte.
    Ich würde einen von ihnen auswählen müssen, und das schon sehr bald.

13
    »Sie hat irgendetwas Komisches an sich«, murmelte Ruth.
    Ich schlug die Augen auf, als ihre leise, trotzige Stimme durch die Zeltwand drang. Nach meiner inneren Uhr war die Sonne gerade erst untergegangen, sodass der Himmel noch schwach erleuchtet war. Draußen erklangen die Geräusche des Lagers, alle machten sich zum Aufbruch bereit.
    Trotzdem blieb ich noch einen Moment liegen und lauschte auf die Stimmen und Gesprächsfetzen, die jenseits der Stoffbahn zu hören waren.
    »Findest du es nicht auch seltsam, dass sie mitten in der Nacht auftaucht und rein zufällig auf Zeke und Caleb stößt?«, fuhr Ruth in ernstem Ton fort. »Was wissen wir denn schon über sie? Warum wandert sie eigentlich durch die Nacht? Dazu hat Zeke nie etwas gesagt. Wie konnte sie so lange ganz allein überleben?«
    Mich beschlich ein wirklich ungutes Gefühl. Das dumme Ding ließ einfach nicht locker. Ein leises Knurren stieg in mir auf und ich musste die Vorstellung verscheuchen, wie ich sie einfach in den Wald schleppte.
    »Ich glaube, sie verbirgt etwas vor uns«, erklärte Ruth nun. »Schlimmer noch, ich halte sie für gefährlich. Wenn sie wirklich aus einer Vampirstadt kommt, könnte sie ja so ziemlich alles sein, eine Diebin oder eine Mörderin. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie schon mal jemanden umgebracht hätte.«
    Mit einem Ruck stand ich auf, verließ das Zelt und ging Richtung Feuer. Ruth, die dicht bei den Flammen saß, verstummte sofort, warf mir aber über Teresas Kopf hinweg einen giftigen Blick zu. Die alte Frau schöpfte unbeeindruckt Suppe in die Trinkschüsseln, aber Matthew und Bethany musterten mich verstohlen.
    Ohne mir meine Wut anmerken zu lassen, wandte ich mich Zeke und Darren zu, die ein wenig entfernt gerade mit Teresas Mann Silas sprachen. Der Alte deutete mit seiner knochigen Hand Richtung Himmel, woraufhin die Jungs ernst nickten, als hätten sie verstanden. Neugierig ging ich in ihre Richtung und versuchte das leise Flüstern zu ignorieren, das mir folgte.
    »Bist du absolut sicher, alter Mann?«, fragte Darren, als ich zu ihnen trat. Zeke begrüßte mich mit einem Lächeln, das ein Kribbeln in meiner Magengrube auslöste. Silas murmelte etwas in seinen weißen Bart und starrte Darren böse an.
    »Mein Ellbogen irrt sich nie«, verkündete er dann und zog die buschigen Augenbrauen in die Höhe. »So schmerzt er nur, wenn ein Sturm aufzieht. Und da es sich so anfühlt, als wollte er gleich abfallen, würde ich sagen, dass sich da was Großes zusammenbraut.«
    Nicht eine einzige Wolke war zu sehen. Über den Bäumen tauchten die ersten Sterne auf, und der Himmel überzog sich mit einem dunklen Blau. Ich konnte Darrens Zweifel nachvollziehen, aber Zeke musterte den Horizont auf eine Art und Weise, als könnte er den drohenden Sturm bereits sehen.
    »Gut«, murmelte er, als eine heftige Böe durch seine Haare fuhr. »Es ist schon einige Tage her, dass wir an diesem Fluss waren, und langsam wird das Wasser knapp. Da kommt das genau richtig.«
    »Werden wir hier bleiben?«, fragte ich. Darren schnaufte nur.
    »Nein«, antwortete Zeke, ohne auf seinen Freund einzugehen. »Solange er keine akute Gefahr darstellt, wird Jeb auch im Sturm weitergehen wollen. Bei schlechtem Wetter jagen die Verseuchten besonders gerne, da hört man sie erst, wenn sie einen schon fast erwischt haben. Es ist also nicht sicher, in einem Sturm an einem Ort zu bleiben.«
    Mit einem Schaudern dachte ich an jenes andere Unwetter zurück und an die Verseuchten, die mich im Regen umzingelt hatten.
    »Falls überhaupt Regen kommt«, wandte Darren ein, was Silas mit einem finsteren Blick quittierte. »Aber vom Blitz erschlagen zu werden ist wahrscheinlich immer noch besser, als den Verseuchten zum Opfer zu fallen. Das geht wenigstens schnell.«
    »Und außerdem kannst du so mal wieder duschen«, schlug Zeke zurück. »Es ist kein Wunder, dass wir nie etwas erlegen – die Tiere wittern deinen Gestank schon auf einen Kilometer Entfernung.«
    Völlig unbeeindruckt zeigte Darren ihm den Stinkefinger und Zeke lachte.
    Genau, wie Silas es prophezeit hatte, zogen am Horizont bald dunkle Wolken auf, hinter denen Mond und

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