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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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die Festung verließ. Ich zählte sie durch: Jeb und Darren, beide mit Gewehren ausgestattet, mit denen sie auf den Waldrand zielten. Ruth und Dorothy, und in der Mitte dicht zusammengedrängt Caleb, Bethany und Matthew. Der stumme Jake, nun ebenfalls bewaffnet. Die alte Teresa mit ihrem Silas. Und schließlich ganz hinten, um aufzupassen, dass alle mitkamen, der Junge, der mich weggejagt und sich von mir abgewandt hatte, mich aber trotzdem kampflos hatte ziehen lassen.
    Dann hatte Jeb also beschlossen, die nächste Etappe tagsüber zu beginnen, wahrscheinlich, um einen Vorsprung vor dem Vampir zu haben, indem sie dann reisten, wenn er es nicht konnte. Kluger Schachzug, das musste ich zugeben. Weit würde ich ihnen nicht folgen können, da die Sonne in wenigen Minuten hinter dem Horizont auftauchen würde. Aber Jeb hatte keine Ahnung von Vampiren. Und er kannte mich nicht. Meinetwegen konnte er seine Leute so schnell und so weit wegführen, wie er wollte – ich war verdammt hartnäckig.
    Zeke zielte mit seiner Pistole in Richtung der Felder und suchte mit zusammengekniffenen Augen konzentriert die Umgebung ab. Anscheinend war er auf der Suche nach dem Vampir, den er allerdings nicht finden würde. Zwischen den Bäumen herrschte noch Dunkelheit, der Wald lag im Schatten, sodass er mich unmöglich sehen konnte. Ein Teil von mir fragte sich noch immer, warum ich das hier eigentlich tat, warum ich mir überhaupt die Mühe machte. Jeb würde mich umbringen, sobald er mich entdeckte, und Zeke würde ihn tatkräftig dabei unterstützen. Doch während sie über das Feld zogen, konnte ich mich der Tatsache nicht verschließen, wie verwundbar sie wirkten und wie leicht eine Horde Verseuchter sie zerfetzen konnte, selbst wenn Jeb und Zeke versuchten, sie zu beschützen. Und ich musste an den Ausdruck in Zekes Augen denken, als er davon sprach, wie viele Freunde sie verloren hatten, daran, wie gequält er ausgesehen hatte, weil er sich die Schuld dafür gab. Das würde ich nicht zulassen, nicht bei Caleb, Bethany, Darren oder Zeke. Ich würde nicht zulassen, dass ein Einziger von ihnen starb.
    Nachdem der letzte aus der Gruppe das Tor passiert hatte, fiel es mit einem lauten, endgültigen Knall, der über die ganze Lichtung hallte, hinter ihnen zu. Mit Jebbadiah Crosse an der Spitze und Zeke als Schlusslicht wanderte die Gruppe stumm in den dunklen Wald hinein, wieder ein winziges Stück auf die mystische Stadt zu, die irgendwo hinter dem Horizont auf sie wartete.
    Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Okay, Zeke , dachte ich, während ich mich in die Schatten zurückzog und meinen Schlafplatz in der Erde vorbereitete. Lauf ruhig weg, wenn du willst. Ich werde euch alle bald wiedersehen, auch wenn ihr mich nicht sehen könnt. Und dann werde ich dafür sorgen, dass ihr Eden erreicht, ob euch das nun passt oder nicht. Versuch doch, mich daran zu hindern.
    Am nächsten Abend wühlte ich mich voller Entschlossenheit aus der Erde heraus. Es war eine klare Nacht, Mond und Sterne strahlten hell auf mich herab. Das machte es umso leichter, die Spur von einem Dutzend Menschen im Wald zu finden. In der weichen, matschigen Erde konnte ich sogar ihre Fußabdrücke erkennen. Ihr Weg wurde von geknickten Zweigen und platt getrampeltem Gras markiert – unverkennbare Zeichen.
    Sie machen sich nicht einmal die Mühe, ihre Spuren zu verwischen , stellte ich überrascht fest, während ich über eine Schlammpfütze hinwegstieg, die von mehreren Stiefeln gegraben worden war. Das beunruhigte mich etwas. Wenn meine Vampirsinne das alles so leicht erfassen konnten, konnten das auch die Verseuchten und die wilden Tiere, die sich hier herumtrieben. Wahrscheinlich kam es Jeb momentan mehr auf das Tempo an. Und zum Glück waren Verseuchte zu dumm, um ihre Beute so aufzuspüren, sonst wäre die Gruppe jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Den Großteil der Nacht verfolgte ich ihre Fährte, wobei ich mich sicher durch den dunklen Wald bewegte, schnell und ohne das Bedürfnis nach einer Pause. Irgendwann fand ich in den Büschen einige leere Konservendosen, über die sich bereits die Ameisen hermachten. Ein weiterer Beweis, dass ich auf der richtigen Spur war. In der Morgendämmerung verschwand ich unter der Erde; einerseits frustriert, weil ich anhalten musste, andererseits aber in dem Bewusstsein, dass ich stetig aufholte.
    In der zweiten Nacht, so gegen zwei Uhr morgens, hörte ich durch Bäume und Astwerk hindurch endlich Stimmen. Mein Herz machte

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