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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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will die anderen so schnell wie möglich finden.«
    Draußen erschienen gerade die Sterne. Im Vorgarten fielen mir drei frisch aufgeschüttete Erdhaufen ins Auge, jeder von ihnen mit einem Grabstein versehen. Auf meinen fragenden Blick hin sagte Zeke: »Sie mussten bestattet werden«, sagte er mit Blick auf die frischen Gräber und seufzte. »Ich kann nur hoffen, dass sie die Letzten sind, denen ich diesen Dienst erweisen musste.«
    Ich wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen, also zog ich es vor zu schweigen. Ich stieg auf das Motorrad und wartete, bis er sich hinter mir zurechtgesetzt und die Arme um meinen Bauch geschlungen hatte, diesmal ohne das geringste Zögern. Dann schob ich die Maschine vom Rasen auf den Asphalt und warf den Motor an. Am Ende der Straße wartete die Vampirstadt auf uns.
    Ich hatte immer geglaubt, New Covington sei groß, aber im Vergleich zu Old Chicago war es winzig.
    Von der größten Wasserfläche, die ich je gesehen hatte, wehte ein starker Wind herüber und zerrte an meinen Haaren. Der See erstreckte sich bis zum Horizont, dunkle Wellen rauschten heran und brachen sich an den Felsen.
    An seinem Ufer erhob sich Old Chicago, mit Bauten, die scheinbar bis in den Himmel reichten. In New Covington waren die drei Vampirtürme die erhabensten Gebäude der Stadt gewesen und hatten den gesamten Rest stolz überragt. Doch in der Skyline von Chicago wären diese Türme lächerlich erschienen. Hier gab es sehr viel mehr Wolkenkratzer, auch wenn sie verwittert und baufällig waren. Die Silhouette der Stadt erinnerte mich an einen Mund voll kaputter Zähne, der den nächtlichen Himmel angrinste.
    Hinter mir stieß Zeke so heftig den Atem aus, dass es mich am Ohr kitzelte. »Wow, das ist riesig«, stellte er fest. »Wie soll man da drin irgendetwas finden?«
    »Wir werden sie schon aufspüren«, versicherte ich ihm, hoffte aber gleichzeitig, keine leeren Versprechungen zu machen. »Wir suchen einfach nach einer großen Banditentruppe mit einem Vampir als Anführer. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?«
    Schon wenige Minuten später zeigte sich, wie unrecht ich damit hatte.
    Aus der Nähe entpuppte sich Old Chicago als noch weitläufiger und gigantischer als gedacht. Die holprigen Straßen mit ihren verlassenen Autos und unbewohnten Häusern zogen sich schier endlos hin. Immer weiter kurvten wir durch die verdreckten Viertel, stets im Schatten der monströsen Wolkenkratzer. Wie war diese Stadt wohl gewesen, als hier noch Leben herrschte? Wie viele Menschen mussten hier gewohnt haben, wo ein Gebäude am anderen stand und hoch in den Himmel wuchs? Das konnte ich mir nicht einmal vorstellen.
    Wir blieben so lange auf derselben Straße, bis uns die Überreste eines Hochhauses den Weg versperrten. Vorsichtig brachte ich das Motorrad zum Stehen und versuchte, mich mit einem Rundumblick zu orientieren.
    »Das ist hoffnungslos.« Zeke spähte an meiner Schulter vorbei zu dem eingestürzten Gebäude hinüber. »Es ist zu groß. Wir könnten hier wochenlang nach ihnen suchen, vielleicht sogar monatelang. Und wer weiß, was sie ihnen bis dahin alles antun?«
    »Wir dürfen nicht aufgeben, Zeke.« Ich drehte mich im Sitzen zu ihm um. »Sie sind hier irgendwo. Wir müssen einfach …«
    Ich unterbrach mich, denn im selben Moment bekamen wir Gesellschaft. Zwei Banditen auf langen, schlanken Maschinen bogen um die Ecke. Ihre Lenkstangen waren gebogen wie Hörner, und nachdem ihre Scheinwerfer uns erfasst hatten, fuhren sie mit dröhnenden Motoren direkt auf uns zu. Ich spannte sämtliche Muskeln an und auch Zeke verkrampfte sich, als die Männer unmittelbar vor uns anhielten und uns neugierig anstarrten. Hinter einem der Fahrer saß eine Frau, deren wilde Locken im Wind tanzten.
    Schließlich nickte uns einer der Männer knapp zu. »Auch auf dem Weg zur Schwimmenden Arena, was? Habt die Nachricht also schon gehört.«
    Welche Nachricht? »Äh … ja«, erwiderte ich mit einem lässigen Achselzucken. »Haben wir. Wollt ihr auch hin?«
    »Jawoll.« Er wandte sich ab und spuckte auf den Asphalt. »Wird sicher ’ne tolle Show heute.« Stirnrunzelnd musterte er uns genauer. »Euch zwei habe ich noch nie gesehen«, stellte er dann fest. »Bist du neu in der Arena, Kleine?«
    Zekes Arm um meine Taille spannte sich an. Hoffentlich behielt er jetzt die Nerven. Während ich noch dabei war, mir auszudenken, warum wir neu in der Stadt waren, klatschte die Frau dem anderen Banditen auf die Schulter und meckerte: »Wir

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