Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
kommen noch zu spät.« Der Kerl verdrehte genervt die Augen. »Jackal hat uns eine Show versprochen, und das will ich nicht verpassen. Fahren wir endlich.«
    »Halt’s Maul, Irene.« Ihr Freund blickte finster drein, wandte sich dann aber an den Mann, der mit uns gesprochen hatte: »Komm schon, Mike. Mit den Neulingen kannst du auch später noch quatschen. Fahren wir.« Er gab Gas, lenkte sein Motorrad auf eine Rampe, die direkt in die Überreste des Wolkenkratzers hineinführte, und verschwand. Der zweite Bandit verdrehte die Augen und wollte ihm folgen.
    »Was dagegen, wenn wir uns an euch dranhängen?«, fragte ich freundlich. Überrascht drehte er sich zu mir um, zuckte aber nur mit den Achseln.
    »Scheiße, ist mir doch egal, Kleine. Kannst ja versuchen mitzuhalten.«
    Wir sollten sehr bald feststellen, dass der Ort für die Show völlig zurecht »Schwimmende Arena« hieß.
    Wir folgten den Banditen durch die Straßen von Old Chicago und kurvten um liegen gebliebene Wagen, Schutt und noch einige eingestürzte Hochhäuser herum, alles in rasantem Tempo, was wahrscheinlich völlig unnötig war. Das Dröhnen der Motoren wurde von den Gebäuden zurückgeworfen und manchmal schossen wir so dicht an einer Mauer, einer Tunnelwand oder einem demolierten Auto vorbei, dass ich nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren. Für mich war das ein Riesenspaß, Zeke fand es allerdings weniger lustig. Er presste das Gesicht an meinen Rücken und umklammerte krampfhaft meinen Bauch. Wie gut, dass ich nicht atmen musste.
    Schließlich kamen wir auf den Überresten eines weiteren gestürzten Riesens zum Stehen und blickten auf das herab, was früher wohl einmal der Stadtkern von Old Chicago gewesen war. Selbst in diesem ramponierten und maroden Zustand waren die Wolkenkratzer noch gigantisch. Einer der Türme hatte so starke Schlagseite, dass er sich an seinen Nachbarn lehnte, was die Stabilität von beiden sicher nicht erhöhte. Überall dort, wo Gebäude eingestürzt waren, wies die Skyline Lücken auf, doch davon abgesehen war auch sie absolut überwältigend.
    Von unserem Aussichtspunkt aus konnte ich eine seltsame, schmale Metallbahn erkennen, die über dem eigentlichen Straßenniveau angelegt war und sich wie eine riesige Schlange zwischen den Häusern hindurchwand. In einigen ihrer Geschichten hatte meine Mutter mir von speziellen Fahrzeugen erzählt, die auf Metallschienen fuhren und die Leute mit hoher Geschwindigkeit von einem Ort zum anderen brachten. Unterhalb der Schienen waren diverse Plattformen, Brücken und Stege montiert worden, die ein riesiges Wegenetz bildeten. Was auch dringend notwendig war, da die eigentlichen Straßen völlig unter Wasser standen.
    Auf den Stegen und Plattformen wuselten Menschen herum wie Ameisen und suchten sich ihren Weg über das dunkle, unruhige Wasser hinweg. Es waren viel mehr, als ich erwartet hatte, sie waren scharenweise unterwegs. Das hier war mehr als ein Unterschlupf für Gangster, es war eine richtige Stadt, genau wie New Covington oder sonst irgendein Vampirterritorium. Eine Mauer gab es nicht – wahrscheinlich hielt das tiefe Wasser die Verseuchten automatisch fern – und die Menschen konnten offenbar kommen und gehen, wie es ihnen passte, trotzdem gab es keinen Zweifel daran, dass wir hier den Sitz eines Vampirkönigs vor uns hatten. Ein Gutes hatten diese Menschenmassen allerdings: Es würde wesentlich leichter werden als angenommen, sich hier unauffällig zu bewegen.
    Die Banditen, denen wir gefolgt waren, hielten nicht an, um die Stadt zu bestaunen. Sie fuhren über eine Rampe und eine wacklige Brücke auf einen riesigen Lastkahn, der am Rande der Wasserfläche vertäut war. Dort standen Dutzende von Motorrädern und einige der gepanzerten Vans, die ich bereits kannte. Wahrscheinlich waren die schmalen Stege der überfluteten Innenstadt für Fahrzeuge dieser Art nicht geeignet.
    Ich spürte, wie Zeke mir über die Schulter spähte. Als er tief Luft holte, drehte ich mich zu ihm um. »Bist du bereit?«
    Er nickte mit grimmiger Miene. »Los geht’s.«
    Wir nahmen denselben Weg wie die anderen, die Rampe runter, über die Brücke und dann auf den Kahn. Ich suchte einen freien Platz und schaltete den Motor aus. Dass ich die Maschine zurücklassen musste, machte mich ein wenig traurig. Ob ich die Chance haben würde, zurückzukommen und sie zu holen?
    Wohl kaum.
    Ich musterte die riesige Wasserfläche, die uns umgab. Ein komisches Gefühl, direkt auf dem

Weitere Kostenlose Bücher