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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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ab, kehrte in den Flur zurück und öffnete die gegenüberliegende Tür. Es war ein kleineres Schlafzimmer mit einem Einzelbett, dunkel genug, da die Fensterläden die Sonne abhielten, und ohne Skelette.
    Ich legte mich hin, das Schwert griffbereit neben mir auf der Matratze. Falls sich jemand während des Tages an mich heranschlich, wäre ich ohnehin eine leichte Beute, denn ich würde hier liegen wie eine Tote und konnte nicht aufwachen.
    Nervös blickte ich zur Tür, und dann kam mir ein Gedanke, der mir kalte Schauer über den Rücken jagte. Da draußen war Zeke – hellwach, beweglich und bewaffnet. Würde er warten, bis ich schlief, sich dann in mein Zimmer schleichen und mir den Kopf abschlagen? Würde er den Prinzipien treu bleiben, die Jeb ihm eingetrichtert hatte, und mich töten, während ich hilflos hier lag? Hasste er Vampire wirklich so sehr?
    Oder würde er sich einfach das Motorrad schnappen, abhauen und die Banditen allein verfolgen?
    Plötzlich wünschte ich mir, ich hätte draußen nach einem Schlafplatz gesucht und mich tief in die Erde eingegraben, weit weg von rachsüchtigen Dämonenjägern. Doch nun drangen bereits graue Lichtstreifen durch die Spalten der Läden und ich spürte, wie meine Glieder schwer und träge wurden. Ich musste darauf vertrauen, dass Zeke schlau genug war zu erkennen, dass er die anderen allein nicht retten konnte, dass seine Prinzipien nicht annähernd so unerschütterlich waren wie die seines Mentors und dass er begriff, dass ich auch als Vampir noch dieselbe war wie vor dem großen Eklat.
    Mir fielen die Augen zu. Doch kurz bevor mein Bewusstsein sich verabschiedete, glaubte ich, das Quietschen der Zimmertür zu hören.
    Die Welt stand auf dem Kopf.
    Meine Arme waren auf den Rücken gedreht, aber ich konnte sie nicht bewegen, konnte mich überhaupt nicht rühren. Ein sanfter Windstoß glitt über meine nackten Schultern. Es fühlte sich an, als wären meine Arme gebrochen. Oder gefesselt. Oder beides. Seltsamerweise hatte ich keine Schmerzen.
    Der Boden, gut einen Meter unter meinem Kopf, bestand aus Beton. Genau wie die Wände um mich herum. Scheinbar befand ich mich tief unter der Erde, hatte aber keinerlei Erinnerung daran, wie ich hierher gekommen war. Als ich den Kopf drehte, sah ich ein Stück entfernt einen Tisch – natürlich verkehrt herum –, auf dem diverse Instrumente lagen. Sie funkelten im Halbdunkel.
    Schritte. Dann tauchten Stiefel vor mir auf, und plötzlich glühte nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt ein brennend heißer Schürhaken. Ich wich zurück und hörte von oben eine weiche Stimme.
    »Willkommen in meinem Haus, alter Freund. Ich hoffe, es gefällt dir hier, denn ich denke, du wirst eine ganze Weile hier bleiben. Vielleicht sogar für immer, wäre das nicht aufregend? Oh, aber bevor du etwas sagst, lass mich dich ganz offiziell begrüßen – in der Hölle.«
    Das glühende Ende des Schürhakens bohrte sich in meinen Leib, so tief, dass es am Rücken wieder austrat. Es roch nach Blut und versengtem Fleisch.
    Und dann kamen die Schmerzen.
    Mit einem lauten Knurren wachte ich auf und schlug so heftig nach den Schatten über mir, dass ich aus dem Bett fiel. Fluchend sprang ich auf und sah mich aufgebracht um. Der Phantomschmerz des Schürhakens in meinem Bauch wurde langsam von der Realität aufgelöst.
    Ich entspannte mich und meine Reißzähne zogen sich zurück. Wieder so ein seltsamer Albtraum. Wesentlich scheußlicher als der vorangegangene. Alles hatte sich so echt angefühlt, als hätte ich tatsächlich dort an der Decke gehangen und jemand hätte mir einen glühenden Metallstab in den Bauch gerammt. Schaudernd dachte ich an diese kalte, weiche Stimme. Sie war mir so bekannt vorgekommen …
    »Allison?« Es klopfte. »Ist alles in Ordnung? Ich dachte, ich hätte einen Schrei gehört.«
    »Es geht mir gut«, rief ich zurück. Die Erleichterung war so groß, dass sie alles andere verdrängte. Er ist noch da. Weder ist er abgehauen, noch hat er mir im Schlaf den Kopf abgeschlagen. »Ich komme gleich.«
    Als ich müde und zerschlagen auf den Flur hinaustrat, empfing mich Zeke mit verwunderter Miene. »Schlecht geträumt?«, fragte er, was ich mit einem finsteren Blick quittierte. »Hätte nicht gedacht, dass Vampire Albträume haben.«
    »Es gibt so Einiges, was du nicht über uns weißt«, murmelte ich nur und schlurfte in die Küche. Der Tisch war mit geöffneten Konservendosen und leeren Verpackungen übersät – Trockenfleisch und

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