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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Wasser zu sein. Der Boden wirkte irgendwie instabil, als könnte er plötzlich in den schwarzen Tiefen versinken. Ein kalter Wind fegte zwischen den Motorrädern hindurch und ließ den Kahn sanft auf den Wellen schaukeln, was Zeke leicht aus dem Gleichgewicht brachte, als er von der Maschine stieg.
    Besorgt packte ich ihn am Arm. »Wie geht es deinem Bein?«, erkundigte ich mich, als mir auffiel, dass er es kaum belastete. »Schaffst du das hier? Kommst du klar?«
    »Alles bestens.« Er riss sich von mir los und richtete sich auf. Doch sein Gesicht war blass und ihm standen trotz der Kälte Schweißtropfen auf der Stirn. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Ich werde mithalten.«
    Ein aufheulender Motor unterbrach uns. Noch mehr Banditen tauchten auf, diesmal eine ganze Gruppe, die sich lachend und brüllend verständigte, um den Motorenlärm zu übertönen. Hastig duckten wir uns hinter einen Kistenstapel und beobachteten, wie sie ihre Maschinen abstellten und zu einer Brücke stolzierten, die anscheinend in die Stadt hineinführte.
    Zeke und ich wechselten einen schnellen Blick. »Bist du sicher, dass du nicht hier warten willst?«, fragte ich ihn, was er mit einem finsteren Blick quittierte. Ich runzelte mahnend die Stirn. »Du bist verletzt, Zeke. Ich kann die anderen auch allein suchen, wenn es sein muss.«
    »Nein«, protestierte er mit rauer Stimme. »Das ist meine Familie. Ich muss es tun. Keine Diskussion mehr.«
    »Na schön.« Kopfschüttelnd sah ich ihn an. Sturer Esel. »Dann versuch wenigstens, ein bisschen mehr wie ein Bandit auszusehen, okay? Wir wollen schließlich nicht auffallen.«
    Zekes Schnauben hatte verdächtig viel Ähnlichkeit mit einem Lachen. »Du bist ein umwerfendes, exotisch aussehendes Vampirmädchen mit einem Katana-Schwert, Allie. Glaub mir: Wenn hier jemand auffällt, dann bestimmt nicht ich.«
    Ich sparte mir eine Antwort und wir überquerten die schaukelnde, quietschende Brücke, die uns in das Reich des Vampirkönigs brachte. Einige Minuten lang sagte keiner von uns etwas. Hätte Zeke nachgefragt, hätte ich behauptet, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir die anderen finden sollten, aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Natürlich dachte ich auch an die anderen und daran, wie ich sie lebend hier rausschaffen sollte … Aber dabei kam mir immer wieder der Gedanke in die Quere, dass Zeke mich als umwerfend bezeichnet hatte.
    Die Innenstadt entpuppte sich als ein riesiger Irrgarten. Die Brücken und Stege waren auf völlig irrwitzige Weise miteinander verbunden. So führte uns beispielsweise einer der Stege über eine Brücke zum Dach eines versunkenen Gebäudes, von dem aus man wiederum auf demselben Steg landete, über den man anfangs gegangen war. Nachdem wir so einige Male im Kreis gelaufen waren, wäre ich am liebsten ins Wasser gesprungen und davongeschwommen. Die Fackeln und brennenden Metallfässer, die am Wegrand für Beleuchtung sorgten, spiegelten sich im Wasser und machten das Ganze dadurch noch verwirrender.
    Die Leute hasteten über die engen Pfade, rempelten uns an und stießen uns beiseite, manchmal sogar mit voller Absicht. Hin und wieder kicherten oder fluchten sie auch, wenn sie mich schubsten. Ich hielt den Kopf gesenkt und biss bei jedem Stoß die Zähne zusammen, um nicht laut loszuschimpfen. Hier gab es kein Gesetz, keine Lakaien, die für Ordnung sorgten, keine Wachen, die Gewaltausbrüche verhinderten. Ganz spontan gerieten zwei der Banditen auf einer schmalen Plattform aneinander: Erst flogen die Fäuste, dann zog einer von ihnen ein Messer und rammte es dem anderen in den Hals. Keuchend stolperte der Mann zur Seite, fiel vom Steg und versank im Wasser. Nach einem flüchtigen Blick gingen alle einfach weiter.
    »Das ist Wahnsinn«, murmelte Zeke und schob sich dichter an mich heran. Nervös ließ er den Blick über die Menge schweifen. »Jeb hat mir von solchen Orten erzählt. Wir müssen die anderen so schnell wie möglich finden und von hier fortschaffen, bevor uns noch jemand grundlos niederschießt.«
    Ich nickte. »Die Banditen haben doch von einer ›Show‹ gesprochen, die Jackal in der Schwimmenden Arena veranstalten soll«, überlegte ich. »Er ist unser Mann. Wenn wir ihn finden, finden wir wahrscheinlich auch die anderen.«
    »Stimmt. Dann suchen wir mal nach diesem schwimmenden Ort.« Zeke sah sich prüfend um und fixierte seufzend eine dunkelhäutige Frau mit wilder Mähne, die direkt auf uns zukam.
    »Entschuldigen Sie bitte«,

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