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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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rief er, um sie aufzuhalten. »Könnten Sie uns vielleicht helfen?« Sie wich hastig vor seinem ausgestreckten Arm zurück, kniff misstrauisch die Augen zusammen und musterte Zeke eingehend. Dann verzogen sich ihre schmalen Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
    »Entschuldigen Sie bitte?«, höhnte sie mit hoher, näselnder Stimme. »Entschuldigen Sie bitte, sagt der Kleine. Nein, wie höflich und brav. Da fühlt man sich doch gleich wie eine Dame.« Ihr Grinsen wurde so breit, dass ich ihre diversen Zahnlücken sehen konnte. »Wie kann ich dir behilflich sein, kleiner Gentleman?«
    »Wir sind auf der Suche nach der Schwimmenden Arena«, erklärte Zeke, ohne auf ihre lüsternen Blicke und die feuchte Zunge zu achten, die immer wieder zwischen ihren Zähnen hervorschoss. »Könnten Sie uns sagen, wo sie ist?«
    »Das könnte ich.« Die Frau schob sich noch dichter an ihn heran. »Ich könnte es dir aber auch zeigen. Wie wäre das, Kleiner? Eigentlich wollte ich nicht hingehen – Jackals kleine Shows sind immer etwas zu viel für mich –, aber für dich würde ich eine Ausnahme machen, hm?«
    Ich baute mich neben Zeke auf und unterdrückte ein Knurren. »Eine Wegbeschreibung reicht, danke«, sagte ich höflich, aber mit einer deutlichen Warnung in der Stimme: Finger weg, oder ich reiß dir die Kehle raus . Kichernd trat die Frau einen Schritt zurück.
    »Oje, zu schade aber auch. Wir hätten sicher viel Spaß zusammen gehabt.« Naserümpfend zeigte sie auf einen Steg, auf dem bereits jede Menge Leute unterwegs waren. »Einfach dort entlang, bis ihr zur Arena kommt. Um diese Zeit müsste sie hell erleuchtet sein. Ist gar nicht zu verfehlen.«
    Zeke bedankte sich artig, woraufhin die Frau gackernd eine Hand aufs Herz drückte.
    »Was für tadellose Manieren«, lachte sie und tat so, als würde sie sich eine Träne abwischen. »Wenn der Faulpelz von meinem Mann auch solche Verse ausspucken würde, gäbe es vielleicht sogar einen Grund, bei ihm zu bleiben. Na ja, viel Spaß ihr zwei. Ist wohl eure erste Show, was?« Kopfschüttelnd schob sie sich an uns vorbei, rief uns über die Schulter aber noch zu: »Ihr solltet besser Kotztüten mitnehmen!«
    Zeke und ich wechselten einen beunruhigten Blick.
    »Das klang unheilvoll«, murmelte ich.
    Die Frau hatte recht, es war unmöglich, die Schwimmende Arena zu verfehlen. Das wuchtige Steingebäude an der Straßenecke war zwar nicht so groß wie die umliegenden Wolkenkratzer, doch der riesige, rote Neonschriftzug CHI AGO neben dem Eingang strahlte hell in der Dunkelheit. Nicht nur das C in der Mitte fehlte, das Schild hatte auch einige Sprünge und Löcher. Aber trotz dieser Schäden funktionierte es noch. Welchem Zweck es diente, war mir allerdings schleierhaft.
    »Das ist dann wohl die Schwimmende Arena«, murmelte Zeke und musterte die Banditenhorde, die sich hinter der Eingangstür drängte. Da das Erdgeschoss unter Wasser stand, führte auch hier ein hölzerner Steg in das Gebäude. »Sieht gar nicht aus wie eine Arena. Und auf dem Schild steht ›Chicago‹. Als ob ihnen nichts Besseres eingefallen wäre.«
    »Wer weiß, wer von diesen Banditen überhaupt lesen kann«, erwiderte ich leise und legte den Kopf in den Nacken, um das Schild genauer zu betrachten. Anschließend blickte ich nach unten, wo unter der Wasseroberfläche etwas Helles schimmerte. Vielleicht der ursprüngliche Eingang. Der jetzige Zugang bestand aus einem steinernen Bogen ohne Türen oder Zargen, was vermuten ließ, dass er früher einmal als Fenster gedient hatte.
    In der überfluteten Vorhalle gab es neben den Brücken und Stegen auch eine Treppe, die aus dem unsichtbaren Erdgeschoss herausragte und zu einer steinernen Galerie im nächsten Stockwerk führte. Da ein Großteil der Besucher dorthin unterwegs war, nahmen wir denselben Weg und gelangten durch eine Tür in einen nur spärlich beleuchteten Bereich, in dem eine erwartungsvolle Menge wartete. Die Spannung war geradezu greifbar.
    »Deswegen nennen sie es also Arena«, stellte ich nach einem erstaunten Rundumblick fest.
    Wir befanden uns in einer riesigen Halle, deren hohes Kuppeldach sich majestätisch über unseren Köpfen erhob. Ringsherum verlief eine große Galerie, die mit modrigen Klappsitzen bestückt war. Ein Teil davon war bereits eingestürzt und hatte ein klaffendes Loch hinterlassen, aber dennoch gab es genügend Sitzplätze für sämtliche Banditen der Stadt. Schmale Gänge führten hinab zum unteren Ende der Galerie, das sich nur

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