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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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ich die ersten Geräusche aus dem Zuschauerraum: Offenbar hatte sich das Publikum immer noch nicht beruhigt.
    »Ich hoffe, es geht ihnen gut«, murmelte Zeke hinter mir. »Hoffentlich musste niemand mehr so enden wie … wie Darren.«
    Seine Stimme brach, und als ich mich zu ihm umdrehte, tat ich so, als würde ich den feuchten Schimmer in seinen Augen nicht bemerken.
    Die Treppe endete im Wasser, das in kleinen, schwarzen Wellen gegen die Stufen schwappte. Wir hatten also das unterste Stockwerk auf dieser Seite der Arena erreicht. An der Wand hing das nächste Pfeilschild, dessen nach unten weisende Spitze halb in der trüben Brühe verschwand.
    »Wir werden wohl wieder schwimmen müssen«, stellte ich fest und ließ Zekes Hand los. Er nickte tapfer. In diesem Moment entdeckte ich in der nassen Tiefe einen hellen Schimmer. »Warte!«, hielt ich Zeke zurück, als er sich ins Wasser hinablassen wollte. »Ich glaube, da unten ist eine Tür. Vielleicht kann ich die ja öffnen.«
    »Okay, ich warte hier auf dich. Sei vorsichtig.«
    Er setzte sich auf eine Stufe, schlang die Arme um die Knie und kauerte sich frierend zusammen. Am liebsten hätte ich mich zu ihm runtergebeugt und ihn geküsst, einfach um ihm zu vermitteln, dass alles gut werden würde. Ich ließ es sein. Stattdessen stieg ich die Treppe hinunter, rein in das trübe Wasser, bis es über meinem Kopf zusammenschlug.
    Die Stufen endeten tatsächlich vor einer verrosteten Tür, durch deren Ritzen ein heller Schein nach außen drang. Doch als ich dagegen drückte, musste ich feststellen, dass sie verschlossen oder blockiert war. Nur mit Mühe fand ich den Hebel, mit dem sie geöffnet werden konnte. Aber meine Vampirkraft und die nützliche Eigenschaft, unter Wasser nicht atmen zu müssen, brachten schließlich die Entscheidung. Nachdem ich mehrmals mit der Schulter gegen das Metall angerannt war, gab die Tür endlich nach.
    Die Treppe nach oben wurde in warmes Licht getaucht, dessen Quelle irgendwo hinter der Tür liegen musste. Ich drehte mich um und schwamm zu Zeke zurück, der bereits ungeduldig auf mich wartete.
    »Hab sie aufgekriegt«, erklärte ich unnötigerweise. Die tintige Dunkelheit war verschwunden. Taghell war es zwar nicht geworden, aber zumindest konnte Zeke wieder etwas sehen. Er nickte und spähte an mir vorbei ins Wasser.
    »Hast du jemanden gesehen?«
    »Noch nicht. Aber aus diesem Raum kommt Licht, also müssen wir irgendwo hinter der Bühne sein, jenseits des Vorhangs.« Mit einem leisen Platschen zeigte ich auf die Tür. »Der Ausgang ist zwar unter Wasser, aber es ist nicht weit. Schwimm einfach hinter mir her, dann kann dir nichts passieren.«
    Zeke nickte und sprang ohne zu zögern in das eisige Wasser. Zunächst hangelten wir uns am Geländer entlang, dann schwammen wir über die überflutete Treppe und durch die Tür, bevor wir auf der anderen Seite vorsichtig den Kopf aus dem Wasser streckten. Während ich leise im Wasser paddelte, sah ich mich um und versuchte, mich in dem kleinen Teich zu orientieren.
    Wir befanden uns eindeutig hinter der Bühne. Ungefähr fünfzehn Meter entfernt befand sich die schwimmende Plattform, an jeder Ecke mit einer flackernden Öllampe ausgestattet. Der schwere rote Vorhang hing ungefähr in der Mitte. Er war modrig und zerschlissen, bildete aber trotzdem eine effektive Barriere zwischen Backstagebereich und Publikum. Dahinter ertönte gerade lauter Jubel – die Banditen saßen noch immer dort draußen und wurden zunehmend aggressiver.
    Aber wo waren sie alle? Verblüfft sah ich mich um. Im Wasser schwammen ein paar Klappsitze, mehrere schwarze Kabel und abgerissene Seile. Unmittelbar vor meinem Gesicht trieb ein Plastikarm vorbei, während unter mir die aufgequollenen Überreste eines Sofas lagen. Aber abgesehen von der Bühne und dem großen Vorhang schien der Raum leer zu sein.
    Dann hörte ich Stimmen über mir und blickte hoch. Ungefähr fünf Meter über dem Wasser verliefen mehrere Stege und Plattformen. Scheinbar frei schwebend zogen sie sich wie ein Netz durch den ganzen Raum. Dazwischen sah ich diverse Seilrollen und Hebel und mittendrin die beiden Käfige. Sie hingen jeweils an einem dicken Seil, sodass sie leicht schwankten. Aus ihrem Inneren drangen leise Geräusche, als sich die Insassen hinter den Gitterstangen zusammendrängten.
    Zeke holte entsetzt Luft – er hatte sie auch gesehen. Wir wollten gerade losschwimmen, als plötzlich ein Lichtstrahl über den Steg glitt. Einer der

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