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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Lastwagen oder sonst irgendeinem Gefährt, das ich bis dahin gesehen hatte. Auf nur zwei Rädern bewegten sie sich schneller als Autos, viel mehr war hinter den hellen Scheinwerfern aber nicht zu erkennen. Während ich zusah, wie sie sich näherten, spürte ich ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. Wenn es auf dieser Straße derart seltsame Fahrzeuge gab, lebten außerhalb der Mauern ja vielleicht doch Menschen.
    Immer näher kamen die Lichter, bis sie direkt in meine Augen stachen und mich fast geblendet hätten. Irgendwo in meinem Hinterkopf drängte mich die alte Allie, das vorsichtige Straßenkind, dazu, von der Straße zu verschwin den, mich zu verstecken und sie vorbeiziehen zu lassen, ohne meine Anwesenheit zu verraten. Ich ignorierte diese Stimme. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass nur Menschen diese seltsamen Maschinen fahren würden. Außerdem war ich neugierig und wollte mir die Sache genauer ansehen. Ich wollte herausfinden, ob Menschen wirklich außerhalb der Stadt und ohne vampirischen Einfluss leben konnten.
    Und … ich war hungrig.
    Wenige Meter vor mir hielten die Fahrzeuge an und das Brummen der Motoren verstummte. Nur die Scheinwerfer blieben an und leuchteten in mein Gesicht. Ich schirmte mit einer Hand meine Augen ab und hörte, wie die Maschine quietschte, als jemand abstieg und sich neben ihr aufbaute.
    »Sieh mal einer an,« ließ sich eine tiefe, spöttische Stimme hören, dann trat ein großer, brutal aussehender Mann in das Scheinwerferlicht. Schultern und Brustkorb waren enorm breit und seine Arme waren vollständig mit Tätowierungen bedeckt. Auch über die eine Gesichtshälfte zog sich ein Bild, ein Hund, Wolf oder Kojote mit gefletschten Zähnen. »Was haben wir denn hier?«, fragte der Mann höhnisch. »Hast du dich verirrt, kleines Mädchen? Das ist ein ganz schlechter Ort, um mitten in der Nacht alleine herumzulaufen.«
    Ein zweiter Mann tauchte neben ihm auf, kleiner und dünner, aber trotzdem bedrohlich. Im Gegensatz zu seinem Freund wirkte er eher erwartungsvoll und weniger wachsam. Auf seiner Schulter prangte dasselbe Hunde-Tattoo, und in seinen Augen funkelte die Gier. »Hier draußen trifft man nicht oft auf Weiber«, meinte er und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Warum leistest du uns nicht ein wenig Gesellschaft?«
    Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück und unterdrückte das Knurren, das in meiner Kehle aufstieg. Ich hatte einen Fehler gemacht. Sie waren Menschen, und was noch schlimmer war, Männer. Ich wusste genau, was sie wollten. Auf der Straße hatte ich so etwas unzählige Male beobachtet, und allein beim Gedanken daran wurde mir schlecht. Ich hätte mich verstecken und sie vorbeifahren lassen sollen. Aber jetzt war es zu spät. Ich spürte ihre Gewaltbereitschaft, roch Lust, Schweiß und das Blut, das durch ihre Adern gepumpt wurde. Etwas in mir reagierte darauf und wurde stärker, während gleichzeitig der Hunger in meinen Eingeweiden rumorte.
    Mit einem metallischen Klicken zog der erste Kerl plötzlich eine Pistole und hielt sie mir vors Gesicht. »Denk nicht mal dran, abzuhauen«, säuselte er und präsentierte in einem breiten Grinsen seine gelben, schiefen Zähne. »Komm einfach her und mach es dir nicht unnötig schwer.«
    Da ich mich nicht rührte, nickte er seinem Freund zu, der daraufhin zu mir kam und meinen Arm packte.
    Als seine Hand meine Haut berührte, brannte in meinem Inneren eine Sicherung durch.
    Beute! Nahrung! Mit einem wilden Kreischen wirbelte ich zu ihm herum und meine Fänge schossen vor. Der Mann wich abrupt zurück und stieß einen schrillen Fluch aus. Ich griff nach ihm, spürte die Wärme und die heiße Flüssigkeit unter seiner Haut, wie sie im Rhythmus seines Herzschlags floss. In meiner Nase brannte der Geruch des Blutes, ich hörte seinen rasenden Puls, und ein roter Schleier legte sich vor meine Augen – der Hunger überwältigte mich.
    Hinter mir heulte etwas auf, dann brüllte jemand. Der durchdringende Geruch von frischem Blut verbreitete sich, dann keuchte der Mensch in meinem Griff und sein zuckender Körper schlug gegen meinen. Wütend wirbelte ich herum und suchte nach der anderen Beute. Sie stand direkt vor dem Scheinwerfer, verströmte den Geruch von Blut und Angst, und zielte mit der Waffe auf mich. Laut brüllend ließ ich den schlaffen Körper fallen und griff an. Zweimal knallte die Pistole, ohne mich zu treffen, dann landete ich auf der Brust meiner Beute und riss sie zu Boden. Der Mann schlug wie wild

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