Torchwood 2: Wächter der Grenze (German Edition)

eines Bombeneinschlags. Ein paar Leute standen immer noch ziellos schwankend herum. Die meisten der anderen waren im Regen auf den Boden gefallen. Einige schluchzten oder stöhnten, andere lagen schlaff und ruhig da, wieder andere sahen sich in völliger Verwirrung um.
    Das Murmeln hatte aufgehört.
    Jack und Gwen gingen an dem parkenden Polizeiwagen vorbei. Sein rotierendes Blaulicht spiegelte sich in den Pfützen wie eine 80er-Jahre-Disco.
    „Was ist hier los?“, fragte ein Mann mittleren Alters, der am rechten Kotflügel des Polizeiautos lehnte, als wäre er krank. Seine Stimme bebte aufgebracht. „Was zur verdammten Hölle ist hier los?“
    Sie hörten jemanden einen Namen rufen. Ein junges Mädchen rannte vorbei und schrie nach seiner Mami.
    James saß auf der Straße und hatte den Rücken gegen eines der Hinterräder des SUV gelehnt. Der Kofferraum war offen. Ein Behälter aus gebürstetem Stahl stand zwischen seinen Beinen auf dem Boden. James vergrub sein Gesicht in den Händen.
    Fünf Meter von ihm entfernt lag Owen rücklings auf dem Asphalt und blinzelte in den Regen, als er wieder zu sich kam. Er setzte sich ruckartig auf. „Was zur Hölle?“, knurrte er.
    Gwen und Jack gingen zu James hinüber. Toshiko erschien und hielt leicht humpelnd mit ihnen Schritt. James sah zu ihnen auf, als sie sich näherten.
    Er lächelte schwach und klopfte auf die geschlossene Abdeckung des Sicherheitsbehälters vor sich.
    „Hab es“, sagte er. „Keuschheitsgürtel. Hundertprozentiger Keuschheitsgürtel.“

FÜNF

    Keiner von ihnen war auf dem Weg zurück zur Basis sehr gesprächig. Jack fuhr schnell und kompromisslos, als bestünde noch Grund zur Dringlichkeit.
    Ianto wartete bereits auf sie, als die Zahnradtür zur Seite rollte und sie das graue Steingewölbe betraten. Er wollte gerade etwas sagen, überlegte es sich aber anders. Das lag nicht an dem erschöpften, ausgelaugten Ausdruck auf ihren Gesichtern, oder an den Blutergüssen, den Schnittwunden oder der zerrissenen Kleidung. Es lag auch nicht daran, dass James humpelte und Owen Tosh stützen musste.
    Es lag an dem eiskalten Funkeln in Jack Harkness’ Augen. Ianto hatte das bisher nur ein- oder zweimal erlebt, aber er wusste, dass er jetzt besser gar nichts sagte.
    Jack ging mit dem Sicherheitsbehälter geradewegs in sein Büro. Kurz darauf hörten sie die alte, schwere Tresortür zufallen.
    Owen setzte sich an seinen Arbeitsplatz und warf zwei Schmerztabletten ein. Er spülte sie mit einem Schluck abgestandener Cola aus einer offenen Dose herunter, die auf seinem Schreibtisch stand. Er zuckte zusammen, als das kalte Metall seine geschwollenen, geprellten Lippen berührte.
    „Okay“, sagte er. „Medizinischer Check. Lasst uns das gleich hinter uns bringen, bevor es mich nicht mehr interessiert.“
    „Du zuerst, Tosh“, entschied James, der sich gegen seine Schreibtischkante lehnte, um das verletzte Bein zu entlasten. „Dir wurde ja fast der Kopf abgerissen.“
    „Du bist gegen ein fahrendes Auto gehechtet“, konterte Toshiko. „Du hast dir wahrscheinlich was gebrochen. Und Gwens Hände …“
    „Gwens Hände sind in Ordnung“, sagte Gwen und rieb sich die aufgeschürften Stellen, an denen der Maschendraht die Haut an ihren Fingern und Ballen verletzt hatte. „Gwen braucht nur ein wenig antiseptisches Spray, einen starken Drink und einen, ach, ich weiß nicht …“
    Sie sah die anderen an.
    „… langen Urlaub auf den Malediven?“
    Owen schnaufte und wünschte sich im gleichen Moment, er hätte es nicht getan, weil seine Nase sofort wieder zu bluten begann.
    „Heiliger Bimbam“, murmelte James. „Wir sind wohl ziemlich fertig, was?“
    Sie musterten sich gegenseitig: Prellungen, Schnittwunden, geschwollene Lippen, aufgeschürfte Knöchel.
    „Trotzdem“, sagte James. „Seht es positiv. Es war nicht das Ende der Welt.“
    Alle vier begannen, zu lachen. „Hört auf“, protestierte Toshiko, „mir tun die Rippen weh.“ Aus irgendeinem Grund machte diese Aussage das Ganze nur noch komischer. Ihr einträchtiges Gelächter hallte durch die Basis.
    „Ich vermute, es ist wirklich komisch.“
    Jack stand im Eingang seines Büros. Er lachte nicht.
    „Ich meine“, sagte er und machte ein paar Schritte auf sie zu, „wenn man bedenkt, dass wir eigentlich in der Lage sein sollten, mit solchen Zwischenfällen wie heute umzugehen. Wirklich komisch.“
    „Ach, komm schon, Jack“, sagte Owen, „wenn man nicht mal mehr über etwas lachen kann, was