Torchwood 2: Wächter der Grenze (German Edition)
starrten. Sie flohen wie ein Haufen Feiglinge die Straße runter und verstreuten sich in alle Richtungen.
Davey hob sein Einkaufsnetz mit den Büchern auf und ging ins Haus. Er stellte das Bajonett zurück in den Schirmständer und verschloss die Tür hinter sich.
Er machte sich eine Tasse Tee. Keine Spur von der Katze. Die Schüssel mit dem Futter war unangetastet.
Er setzte sich mit den drei ausgeliehenen Büchern hin. Jedes war eine bebilderte Ausgabe über moderne Skulpturen. Er war sich sicher, dass er das Ding in seinem Schuppen, oder etwas Ähnliches, schon einmal gesehen hatte. Glynis liebte Skulpturen. Sie waren einmal den ganzen Weg nach Bath gefahren, um sich eine Ausstellung über Moderne Kunst anzusehen. 1969. Er war mitgekommen, weil er es liebte, sie glücklich zu sehen.
Damals hatte es ihm nichts bedeutet. Heute bedeutete es ihm viel. Er blätterte durch die Seiten und verharrte bei verschiedenen Bildern: Brancuzzi, Epstein, Giacometti. Genau das hatte er gesehen: Schlanke, fragile Körper aus Metall mit schmalen, hühnerbrüstigen Torsos, auffallend windschnittigen Gliedmaßen und polierten, kantigen Köpfen.
Allerdings hatten sie nicht still dagestanden. Sie waren in Bewegung gewesen.
Sie summten.
Sie marschierten.
Gwen bog mit dem Saab auf das verlassene Grundstück ein. Sie und James sahen, dass das SUV weiter vorne geparkt war.
Sie stiegen aus.
Gwen sah sich um, während James sein Bluetooth-Funkgerät ans Ohr klemmte.
„Jack? Tosh? Hallo?“
Er wartete und lauschte. Sein Gesichtsausdruck wurde säuerlich.
„Was ist los?“, fragte Gwen.
„Jack sagt ,gekochtes Ei‘“, erklärte James.
Sie begannen, zu rennen.
ZWÖLF
Die alten Lagerhäuser hatten keine Dächer mehr – die Gerippe der Industrie, die aus der Stadt verschwunden war. Dort standen Schuppen aus Stein mit hohen Mauern und voller Löcher, wo einst Fenster gewesen waren. Auf dem Boden lagen die Scherben von Dachpfannen. Überall waren Tauben, Unkraut, Pfützen und Regenwasser.
Kein Jack. Keine Tosh.
„Ausschwärmen“, sagte James. Sie suchten die verfallenen Gemäuer ab, blieben aber immer gegenseitig in Sichtweite. Teilweise schauten noch Schienenstränge aus dem Boden, wo einst Lastwagen und Frachtcontainer rangierten. Aus kaputten bleiernen Regenrinnen ergossen sich grüne Flecken das schäbige Mauerwerk hinunter. An manchen Stellen lagen kleine Müllhaufen – Verpackungen und Kartons, Kühlschränke ohne Türen und defekte Herde. Die Bewohner von Butetown nutzten diesen Ort offensichtlich dazu, ihren Müll abzuladen. Seltsamerweise gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass hier Obdachlose herumlungerten, obwohl Gwen der Meinung war, dass dies ein typischer Ort dafür wäre. Was hielt sie von hier fern? Früher hatte man versucht, das Gelände zu umzäunen oder abzusperren, doch die Reste dieses hoffnungslosen Unterfangens waren lange verschwunden oder hatten den Geist aufgegeben.
Geist . Ein unseliges Wort in diesem Zusammenhang. Es war helllichter Tag, kurz vor zwölf, aber dieser Ort flößte einem dennoch ein klammes Gefühl ein, als wäre er verflucht.
Gwen hielt unter einem massiven Mauerbogen inne, der die Grundstücksstückgrenze zwischen zwei Lagerhäusern markierte. Ein Teil einer leicht hervorstehenden Inschrift schmückte die Krümmung des Bogens:
MILLNER & PEABODY NUMMER VIER POT 1953
Weiter unten waren neue Schilder mit Draht und Nieten am Mauerwerk befestigt worden. Rote Schrift auf weißer Fläche:
BETRETEN VERBOTEN! EINSTURZGEFAHR! LEBENSGEFAHR!
Gwen probierte noch einmal ihr Handy aus. Sie hatte den Überblick verloren, wie oft sie in den letzten vierzig Minuten versucht hatte, Jack zu erreichen. Seit der „gekochtes Ei“-Nachricht an James hatten sie nichts mehr von ihrem ruhmreichen Anführer gehört.
Sie hörte den Wählton, die Verbindung wurde aufgebaut.
„Bitte warten“, sagte eine Stimme. „Sie werden zur Voicemailbox weitergeleitet.“
„James! Ich habe die Mailbox dran!“, rief Gwen und hielt das Telefon fest ans Ohr gedrückt. Das war ein Fortschritt. Bis jetzt hatten sie nicht mal eine Verbindung bekommen.
James eilte von der anderen Seite des Geländes herüber und gesellte sich zu ihr.
„Hi“ , sagte eine Aufnahme von Jacks Stimme. „Hier ist Jack. Verpasst mir eine Nachricht.“
„Jack, ich bin es. Wo bist du? Wir sind hier. Wo bist du, um Himmels willen? Wir suchen überall. Ruf mich zurück, okay? Hier ist Gwen. Okay?“
Sie legte auf.
Sie schaute
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