Torchwood 2: Wächter der Grenze (German Edition)
tut mir leid“, sagte sie. „Ich rufe dich an.“
„Klar“, nickte er. Er sah sie nicht an, sondern starrte aus dem Fenster. Seine Kiefermuskeln waren angespannt.
„Das werde ich. Bald. Sobald ich kann.“
„Klar.“
„Pass auf dich auf, okay?“
„Ja. Macht ja kein anderer.“
Sie ging hinaus und zog die Vordertür hinter sich zu.
„Ach, übrigens, ich liebe dich“, flüsterte er.
Sie hatte ihr Auto um die Ecke geparkt. Der Morgenverkehr rauschte auf der feuchten Straße vorüber. Ein türkisfarbener Cardiff-Bus fuhr vorbei, ein Kleinbus, ein Alpha-Course-Transit, der schnatternde Rentner zu einem Kirchenmittagessen brachte, ein Kurierlieferwagen und ein riesiger Chelsea-Traktor mit einer winzigen Mutti am Steuer. Irgendwo heulte ein Autoalarm, und eine Ampel verkündete auch den sehenden Fußgängern, dass sie nun grün anzeigte. Motoren liefen im Leerlauf. Auspuffrohre zitterten und rauchten.
Gwen war übel, und sie fühlte sich schlecht, und am meisten fühlte sie sich unehrlich.
Sie stieg in den schwarzen Saab. Die Fenster waren beschlagen. James machte auf dem Beifahrersitz ein Nickerchen.
„Alles geschafft?“, fragte er und öffnete die Augen, als die Tür zufiel.
Sie wollte ihre Umzugskiste auf die Rückbank schieben, doch sie verkantete sich an der Kopfstütze. Gwen verpasste ihr einen wütenden Stoß und warf sie nach hinten.
„Gwen? Was ist los?“
Gwen fummelte mit ihren Schlüsseln herum und lehnte sich zurück. „Rhys war da.“
„Scheiße. Hat er dir Ärger gemacht?“
„Nein“, sagte sie eindringlich. „So ist er nicht …“
„Okay, okay, ich habe nur …“
„Sag nichts.“
„Tut mir leid.“
Sie drehte sich zu ihm und sah ihn an. „Er war so traurig. So durcheinander.“
„Gwen …“
„Das habe ich ihm angetan. Ich. Es ist meine Schuld. Ich habe versucht, zu erklären, warum ich da war, aber es sah einfach schlecht aus, weißt du?“
„Es wird sich schon alles regeln“, meinte James.
„Soll das ein Versprechen sein?“
„Ja, das soll es.“
„Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht. Es wird schlimm werden.“
„Es wird gut gehen.“
„Ich hasse es, zu lügen.“
„Das sagtest du bereits.“ James wartete einen Augenblick. „Und, hast du ihm etwas gesagt?“
„Worüber?“
James zuckte mit den Achseln.
„Nein, nichts darüber. Dazu ist es zu früh.“
„Okay, du hast recht. Zu früh.“ Er sah ein wenig niedergeschlagen aus, aber in diesem Moment kümmerte sie das nicht besonders.
Er wischte mit seinem Ärmel das Fenster ab und sah hinaus. „Ianto hat angerufen.“
„Hat er das?“
„Er hat gefragt, wo ich war. Fragte, ob ich wüsste, wo du steckst. Irgendetwas ist los.“
Sie startete den Motor. „Basis?“, fragte sie.
„Nein“, erwiderte James. „Ich habe eine Adresse. Er hat gesagt, wir sollen Jack dort treffen.“
Sie fuhr auf die Straße und ordnete sich in den Verkehr ein.
ELF
Butetown, das alte Herz Cardiffs, damals, zur Zeit der Industrialisierung, reichte es bis zu den Docks. Nach Meinung der alteingesessenen Einheimischen war das immer noch so.
Aber die industrielle Revolution war auch in Cardiff längst vorbei. Schornsteinruß und Kohlenstaub aus den Stahlwerken verdunkelten nicht länger die Mittagssonne. Es gab keine schmutzigen Züge mehr, die entlang der Taff-Vale-Linie ein und aus ratterten. Nach einer drei Milliarden Pfund teuren Sanierung wurden die Docks nicht mehr Docks genannt. Sie waren die Bucht, erstrahlten neu und glamourös. Sie waren jetzt ein Ort, an dem Anzugträger zu Mittag aßen, Bistros boomten und man für ein paar Hunderttausend ein Penthouse in den Baugebieten am Kai mit Blick auf das Sperrwerk kaufen konnte. Die alteingesessenen Einheimischen nannten es aber immer noch Butetown. Sie bekämpften so den Beginn einer Veränderung, die bereits abgeschlossen war und Staub angesetzt hatte.
Alles, was von Butetown noch geblieben war, alles, was wirklich den Namen verdiente, ballte sich unterwürfig im Herzen eines zentralen Gebiets zusammen. Es war eine Ansammlung alter Ziegelbauten und abgehalfterter Hochhäuser aus den Fünfzigern, durchkreuzt von den verwaisten Venen der Eisenbahnschienen, die von verwesenden viktorianischen Steinmauern eingefasst waren.
Das SUV jagte glänzend und schwarz die Angelina Street hoch wie ein losgelassener Windhund. Terrassen zogen vorbei, dann eine Moschee. Es war viel Verkehr auf der Straße. Sie passierten einen Wochenmarkt und Läden mit
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