Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
sich nicht sonderlich vom Briefmarken-sammeln unterschied. Außerdem war die Chemie eine Unterwissenschaft der Physik, weil sie davon abhängig war, wie Atome und Moleküle interagierten. Owen war wirklich gereizt, wenn sie an diesem Punkt der Diskussion anlangten. Für gewöhnlich schnappte er sich dann seine Kopfhörer und drehte die Musik auf oder stürmte aus der Basis. Toshiko fühlte sich dann, als hätte sie den Streit verloren, denn das Letzte, was sie auf der Welt wollte war, dass Owen nicht mehr mit ihr redete. Dieses Phänomen konnte die Physik nicht so einfach erklären.
Öffnungen auf beiden Seiten der Ziegelwände gewährten ihr einen Blick in große, mit Ziegeln verblendete Kammern. Einige davon enthielten gestapelte Kisten und mit anonymen Kästen gefüllte metallene Regalwände. Es war das Archiv von Torchwood, Iantos Domäne. Hier lagerten die vielen verschiedenen Stücke außerirdischer Technologie, die Jack und das Team gefunden, konfisziert oder auf andere Weise in die Hände bekommen hatten. Die Archivierung diente keinem besonderen Zweck, die Dinge sollten einfach nicht mehr im Weg herumliegen.
Eine dunkle Gestalt trat aus einer Türöffnung vor ihr. Toshiko blieb wie angewurzelt stehen und drückte sich die Hand auf den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.
Gwen zündete die Aromatherapie-Kerze an, die mitten auf dem Esstisch stand. Sandelholz und Zeder: Das sollte sie in die richtige Stimmung bringen. Jedenfalls, wenn die Recherche im Internet, die sie vor ihrem überfallartigen Einkauf in den einschlägigen Geschäften gemacht hatte, richtig war.
Eine dünne Rauchsäule stieg zur Decke auf und Gwen trat einen Schritt zurück, um ihr Gesamtwerk zu begutachten. Die Flasche mit süßem Weißwein war geöffnet und ruhte in einem Eiskühler. Das gute Besteck – das mit den Griffen aus Buchenholz, das seit dem Besuch von Rhys’ Schwester im vorletzten Jahr kein Tageslicht mehr gesehen hatte – lag auf dem Tisch und das Essen kochte im Ofen vor sich hin: Hühnchenbrust mariniert in Limetten- und Orangensaft, in Parmaschinken gewickelt und in einer Auflaufform im Gasofen eine Dreiviertelstunde auf Stufe vier gegart. Der Geruch ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen, obwohl das Gericht noch eine Viertelstunde im Ofen bleiben musste. Der Spargel lag auf einer Platte, die sie nur noch in die Mikrowelle schieben musste, wenn das Hühnchen fertig war. Und sie hatte sogar ein wenig Parmesan auf den Spargel gekrümelt, als er fertig gekocht war. Zwar war Gwen der Meinung, dass Parmesan wie Kotze roch und der Spargel Ähnliches mit ihrem Urin anrichtete, doch Rhys mochte dieses Gericht und schließlich war das alles hier für ihn.
Sie ging zur anderen Seite des Zimmers und dimmte das Licht, nur ein kleines bisschen. Dann ging sie hinüber zu Rhys’ ganzem Stolz, der Stereoanlage, die er Stück für Stück bei einem Audiospezialisten in Cardiff gekauft hatte. Sie schaltete das CD-Deck an. Die Flaming Lips dröhnten eine Fanfare aus purer Konfusion aus den Lautsprechern. Sie drückte schnell auf die Stopp-Taste und suchte sich etwas Ruhigeres aus dem Regal. Suzanne Vega, das sollte passen. Als die Melodie von ‚Luka‘ durch den Raum driftete, erlaubte sie es sich endlich, ein bisschen zu entspannen.
Es waren nur noch zwei Punkte auf ihrer Liste übrig, einer davon war Rhys.
Sie hatte ihm getextet, dass er um sieben Uhr abends zu Hause sein sollte. Er hatte zurückgeschrieben, dass er gerade beruflich im Stadtzentrum unterwegs war, es aber rechtzeitig schaffen würde. Es war fünf vor sieben und sie begann, nervös zu werden.
Das erinnerte sie an etwas. Das außerirdische Gerät. Sie wollte nicht nervös sein, wenn es eingeschaltet war. Sie schloss die Augen, atmete tief ein und hielt die Luft an. Dann ließ sie sie langsam entweichen und spürte, wie die Spannung mit jedem Atemzug aus ihrem Körper wich. Es funktionierte. Sie spürte, wie sich Muskeln, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie verspannt waren, langsam lockerten. Sie merkte, dass ihre Hände sich entkrampften.
Sie hatte das außerirdische Gerät unter der Kerze in der Tischmitte platziert. Sie wollte, dass es an einem zentralen Ort stand und das war der beste Platz. Es sah sogar aus wie ein Dekorationsgegenstand. Allerdings wirkte es eher wie etwas, das man in einem Kunsthandwerkladen an der Strandpromenade als Erinnerungsstück an einen schönen Urlaub kaufte, als etwas aus dem Ikeakatalog. Zuerst hatte sie
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