Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
sie beobachtete.
„Es ist etwas zu essen“, sagte Lucy. Sie hielt einen angebissenen Bagel vor den Mund. Überall an ihren Lippen waren Krümel.
„Es ist nicht dein Essen. Nicht, bis wir es bezahlt haben.“
„Aber ich habe Hunger. Ich sage der Kassiererin, dass ich mich nicht bremsen konnte. Solange sie den Barcode scannen kann, ist alles gut.“
„Aber wenn jemand merkt, dass du es vor dem Bezahlen gegessen hast?“
„Rhys, die Leute machen das andauernd so. Kinder pflücken sich Weintrauben ab, Mütter geben ihren Babys Kekse. Ich habe mal gesehen, wie ein Anzugtyp eine Dose Spezialbräu in der Drogerieabteilung runtergekippt hat. Wenigstens werde ich dafür geradestehen.“
Rhys schüttelte den Kopf. Dieser Einkauf verwandelte sich in einen Albtraum. Er und Gwen kamen kaum dazu, gemeinsam einzukaufen, weil ihre Tagesabläufe so schlecht zusammenpassten. Wenn sie mal Zeit füreinander hatten, wollten sie diese kostbare Zeit keinesfalls zwischen Konservendosen im Supermarkt verbringen. Lucy hatte gesagt, dass ihr schlechtes Gewissen sie plagte, weil sie ihnen alles weggegessen hatte. Als sie vorschlug, zu Asda zu gehen, war er absolut dafür gewesen. Es endete meistens damit, dass Gwen oder er allein einkaufen gingen. Und zwar meistens zu einer unchristlichen Zeit, wenn andere Leute zu Hause waren. Die einzigen anderen Kunden waren dann Typen aus der Nachtschicht oder Singles, die hofften, ihren Seelenverwandten beim marinierten Lachs an der Fischtheke zu treffen. Irgendwie vermisste er die anheimelnde Häuslichkeit, sich zu streiten, ob man Cheshire- oder Wensleydalekäse kaufen sollte, oder das tröstliche Gefühl, über die Vorzüge von Virgine oder Extra Virgine Olivenöl zu debattieren. Darauf hatte er beim Einkauf mit Lucy gehofft, aber sie flirtete nicht mit ihm, sondern warf mit fröhlicher Hingabe Essen in den Wagen. Alle großen Nahrungsmittelgruppen waren vertreten, soweit Rhys sagen konnte. Sie schaufelte gerade eine ganze Ladung tropischer Früchte hinein – Mangos, Ananas und gelbe, stachelige Dinger, die er nicht kannte. Dazu kam ein Sack Kartoffeln, drei Pakete Risottoreis, mehrere große Schokoriegel, eine riesige Sparpackung Eis mit eingerührten Brombeerwirbeln, drei Tüten mit gefrorenem Lammgeschnetzelten und zwei Laibe Vollkornbrot. Und gerade hatte sie eine Tüte Bagels aufgerissen und fing an, sie wegzumümmeln. Es war, als sei er mit einer Fünfjährigen zum Einkaufen gegangen.
Das Schlimme daran war, dass er von der schieren Menge an Essen, das nach dem Zufallsprinzip im Einkaufswagen gelandet war, einen Bärenhunger bekam. Und zwar trotz des Haufens Eier mit Speck, Pilzen und Buttertoast, den er sich am Morgen mit Lucy geteilt hatte. Gwen war nach einer Weile zu ihnen gestoßen, hatte aber nur kurz Zeit für etwas trockenen Toast gehabt, bevor sie wieder zur Arbeit eilen musste. Sein Magen war plötzlich vollkommen durcheinander.
„Haben wir überhaupt einen Plan, was wir mit dem ganzen Zeug machen?“, fragte er, um sich abzulenken. „Oder werfen wir nur Essen in die Pfanne und sehen, was darin hängenbleibt?“
Lucy blickte ihn gekränkt an. „Ich wollte etwas kochen – ein Stew“, sagte sie. „Irish Stew.“ Sie blickte in den Wagen, als hätte sie seinen Inhalt noch nie gesehen. „Mit Mangos und so.“ Sie schaute verzweifelt auf den Bagel in ihrer Hand. „Rhys“, sagte sie mit leiser Stimme, „was passiert mit mir?“
„Das ist wahrscheinlich der Schock. Du hast eine traumatische Erfahrung hinter dir. Ich glaube, da sollte man sich auf ein paar Nachwirkungen gefasst machen. Vielleicht feiert dein Geist die Tatsache, dass dein Körper einen Entführungsversuch unbeschadet überstanden hat mit einem Fest oder so. Ich bin mir nicht sicher, ich bin ja kein Psychologe. Ich weiß nur, dass es eine Weile dauern wird, bis alles wieder normal läuft.“ Er streckte die Hand aus und nahm ihr den Bagel aus der Hand. „Wir sollten einen Termin im Medicenter machen und dich dort mal ordentlich durchchecken lassen.“
Sie schüttelte wie wild den Kopf. „Nein. Mir geht es gut. Wirklich gut.“
„Okay, dann gehen wir mal nach Hause und machen dir ein gutes Mittagessen.“
„Das hört sich – Rhys!“
„Was?“
Einen Moment lang konnte er nicht verstehen, warum ihm das Sprechen schwerfiel, dann bemerkte er, dass er gerade von dem Bagel abgebissen hatte. „Entschuldigung. Komm schon – lass uns abhauen.“
Während er immer noch den süßen klebrigen Teig
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