Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
etwas Furchtbarem infiziert bin, warum ist dann diese Essensklappe offen? Und warum sind Luftlöcher in der Glasscheibe?“
Verdammt. Er musste wirklich etwas für sein Geld tun. „Positiver Druck aus dem Korridor“, sagte er mit so viel Selbstvertrauen, wie er aufbringen konnte. „Der Luftzug geht in die … Einheit … hinein, aber nicht wieder hinaus. Also bin ich in Sicherheit.“
„Achtung aufgepasst“, sagte sie etwas beklommen. Sie hielt das Gerät an ihren Bauch und begann damit, es am Körper entlang nach oben zu bewegen.
Saures Metall.
Das war das Erste, das Gwen roch, als sie die Wohnungstür aufstieß. Saures, heißes Metall, wie in einer Werkstatt, in der Autoteile zusammengeschweißt wurden.
Der Geruch war ihr vertraut, inzwischen fast ein alter Freund. Als er zum ersten Mal in ihrer Nase geprickelt hatte, hatte sie um 3 Uhr morgens ein Haus in Butetown betreten. Dort hatte ein alter Mann geduldig mit einer Bügelsäge sein linkes Handgelenk bis auf den Knochen und darüber hinaus durchgesägt. Gwen hatte die Leiche nicht gesehen, dazu war sie noch zu grün hinter den Ohren gewesen, was ihre Dienstzeit bei der Polizei betraf. Also hatte sie nur an der Tür gestanden und alle, bis auf den Gerichtsmediziner, vom Betreten der Wohnung abgehalten. Aber sie erinnerte sich an den Geruch, der die Treppe heruntergekrochen kam. Jedes Mal, wenn sie ihn wahrnahm, war es wieder, als stünde sie am Fuß dieser kahlen Treppe und lauschte, wie ihre Kollegen versuchten, die an der Badewanne festgeklebte Leiche hochzuheben. Das nächste Mal war in einer Wohnung in Ely gewesen. Da hatte ihr ein zugedröhnter Jugendlicher mit dem Handballen eins auf die Nase verpasst, als er versuchte, an ihr vorbeizukommen. Es hatte binnen zehn Minuten aufgehört zu bluten, aber ihre Lippen und das Kinn waren rot und klebrig und sie wurde den faden, metallischen Geschmack im Mund den ganzen darauffolgenden Tag nicht los. Die Male danach – sie waren zu zahlreich, um sie aufzuführen. Die Orte waren immer anders, aber die Ursache war immer die Gleiche.
Gwen kannte den Geruch von Blut.
„Rhys?“, rief sie, schlug die Tür zu und eilte in den Flur. „Was ist passiert?“
Sie horchte nicht, ob jemand antwortete, sondern lief gleich ins Wohnzimmer weiter. Rhys war nicht da, aber Lucy kauerte mit dem Rücken gegen das Sofa gelehnt auf dem Boden. Ein riesiger blauer Fleck zierte ihre alabasterfarbene Stirn. Zu ihren Füßen war ein Blutfleck auf dem Teppich zu erkennen.
„Gwen?“ Rhys kam aus dem Badezimmer und hielt ein Küchenhandtuch gegen die Wange gepresst. Die Vorderseite seines T-Shirts war blutrot, genau wie sein Hals und die Farbe, die das Küchenhandtuch gerade annahm. „Gott sei Dank bist du wieder da.“
Sie lief auf ihn zu und fing ihn auf, als er ihr entgegentaumelte und sich auf ihren Schultern abstützte. „Du musst dich setzen. Komm, bringen wir dich erst mal ins Wohnzimmer.“
Sie torkelten wie die Teilnehmer in einem Dreibeinrennen durch den Flur. Vorsichtig entließ Gwen ihn aus ihrem Griff und verlagerte sein Gewicht von sich auf einen Sessel. Er presste noch immer das Handtuch gegen die Wange. Sie stand über ihm und fühlte sich, als sei sie in einer Sackgasse angekommen, an einer Kreuzung, an der sie nicht wusste, welchen Weg sie einschlagen sollte.
„Ich hatte dich nicht zurück erwartet“, murmelte Rhys. Seine Augen waren geschlossen und sein Kopf ruhte an der Sessellehne.
„Offensichtlich“, sagte Gwen. Ihr Blick blieb an Lucy hängen, die ein paar Meter entfernt von ihnen auf dem Boden zusammengesackt war. Sie beugte sich über das Mädchen. Der Puls schlug so stark in ihrem dünnen Hals, dass Gwen das Blut in ihren Arterien pumpen und ihre angespannten Sehnen unter der Haut hervortreten sehen konnte. Sie war bewusstlos, atmete aber normal.
Und es war feuchtes Blut an ihren Lippen und über die Wange verschmiert. Vorsichtig zog Gwen ihre Unterlippe herunter. An ihren Zähnen war ebenfalls Blut, das sich in den Zahnzwischenräumen gesammelt hatte.
„Rhys, was zum Teufel ist hier passiert?“
„Wir sind etwas zu essen einkaufen gegangen, und Lucy fing an, sich merkwürdig zu benehmen.“ Rhys hielt die Augen geschlossen und sprach mit leiser, angestrengter Stimme. „Wir sind wiedergekommen, und sie fing an, mich anzumachen. Ich dachte, sie wollte mich küssen, und habe versucht ihr zu sagen, dass sie das lassen soll. Plötzlich hat sie mich angesprungen und mich in die Wange gebissen.
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