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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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seinen eigenen Fluch um die Ohren. Das war wirklich vortrefflich.«
    Sie wusste nicht, was daran komisch war. Sie hatte Todesangst gehabt, um sich, um Lucian. Und um die Sieben. »Deshalb war Velasco auf dem Turm«, mutmaßte sie. »Um sich an mir zu rächen.«
    Beliars Lachen erstarb. »Rache – das ist so ein langweiliger Gedanke. Hier geht es um etwas anderes. Es geht um deine eigene dunkle Gabe. Wie ich sehe, bist du bereits dabei, sie zu entfalten.«
    Sie waren am Rand der Anhöhe angelangt. Von dort aus konnten sie die Menschenmenge überblicken, die hinter der Absperrung stand. Es waren dieselben Zuschauer wie beim Rennen am Vortag.
    »Und wenn ich mich weigere?«, fragte Ravenna leise. »Wenn ich jetzt aussteige und alles hinter mir lasse? Lucian und ich könnten vielleicht in dieser Welt glücklich werden. Bis an unser Lebensende. So heißt es doch so schön.«
    »Glücklich?« Beliar musterte sie. »Du wirst nie wieder glücklich sein. Denn du hättest deine Schwester auf dem Gewissen. Du müsstest immer daran denken, dass Yvonne und ihr Baby starben, nur weil du nicht mitgespielt hast. Und sie wird sterben, wenn ihr nicht bald geholfen wird. Das ist dir doch klar?«
    Er deutete auf den Kreis der Hexer, die das Tor bewachten. Niemand würde dem Portal zu nahe kommen, solange er es nicht erlaubte – das machte seine Handbewegung deutlich.
    Ravenna fing an zu zittern. Sie hatte es kommen sehen. Sie wusste, dass Beliar ihr im letzten Moment eine Falle stellen würde. Sie hatte nur nicht damit gerechnet, wie gewissenlos er war.
    »Das würdest du nicht tun«, stieß sie hervor. »Das wagst du nicht – die Gabe meiner Schwester einfach zu vergeuden. Ich weiß, dass sie dir als Fürstin des Feuers dient.«
    »O doch, das würde ich. Verlass dich drauf.« Beliars Lächeln war widerlich.
    »Aber wenn ich …« Ravenna räusperte sich. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass ihre Freunde wegen des Gesuchs der Barone in eine hitzige Diskussion geraten waren. Yvonne stand in der Nähe, immer noch auf den Jungen gestützt. Manchmal schloss sie die Augen und sank leicht in sich zusammen. Dann leistete auch Aveline ihr Hilfe.
    »Wenn ich bis zum Ende der Show dabeibleibe, lässt du sie gehen?«, fragte Ravenna flüsternd. »Ist sie dann frei? Ich meine … ist Yvonne dann wieder so wie früher?«
    »Du solltest wirklich einmal einen Blick in den Vertrag werfen«, sagte Beliar mit sanfter Stimme. »Darin steht, dass wir im Finale um eine Million Euro spielen. Nicht um deine Schwester.«
    »Du weichst mir aus.«
    Er mustere sie wieder. So lange, bis sie den Blick senkte. Es war ein scheußliches Gefühl zu wissen, dass er die Fäden zog – ein diabolischer Puppenspieler.
    »Ravenna! Sieh mich an. Willst du etwa behaupten, dass du Yvonne verziehen hast? Was seid ihr Menschen bloß für bemerkenswerte Wesen. Sie hat mit deinem Geliebten geschlafen. Und ist von ihm schwanger geworden. Jetzt bekommt sie Lucians Kind. Und du bettelst um ihr Leben?«
    »Sag mir einfach, dass alles so sein wird wie früher.«
    Er betrachtete sie noch einen Augenblick. Dann zuckte er die Achseln. »Warum spielst du nicht die letzte Runde und findest es heraus? Ich habe dir dein Siegel zurückgegeben. Nun besitzt du wieder deine volle Macht als Hexe. Und wir stehen hier, am Haupttor des Montmago.«
    Ravenna straffte die Schultern und schaute ihren Widersacher an. »In Ordnung«, stieß sie hervor. »Ich spiele mit. Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Aber irgendwann, wenn alles vorbei ist, wird diese Tat auf dich zurückfallen.«
    Beliar setzte die dunkle Brille auf. Der Brillant in seinem Ohr blitzte, wenn das Sonnenlicht ihn traf.
    »Glaubst du denn, dass es jemals vorbei sein wird?«, fragte er. Sacht berührten seine Fingerspitzen sein Brustbein. »Glaubst du das wirklich – tief hier drin?«
    Der Kamerawagen rollte auf sie zu. Das Publikum jenseits der Schranke applaudierte. Auch auf dem Champ de Mars begannen die Leute zu schreien und zu klatschen, als die Szene auf den Bildschirmen erschien: die Herausforderin Ravenna und der Moderator – sie konnte den Jubel im fernen Paris auf den Monitoren verfolgen.
    Ravenna holte tief Luft. Das hier ist real, sagte sie sich. Es geschieht wirklich. Sie stand tatsächlich in der Endrunde des WizzQuizz – und Beliar zwang sie, auch den letzten Schritt zu tun.
    Der Spielmacher nahm ein Mikrofon entgegen und schaltete es ein. »Wir befinden uns hier an einem sogenannten Hotspot«, erklärte er, während

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