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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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Klimaanlage surrte, und sie hatte Hunger. Außerdem musste sie dauernd an die Leute vor dem Funkhaus denken.
    »Bitte schalten Sie die Kamera aus«, sagte sie zu Vanessas Begleitern. Zum ersten Mal seit Beginn der Show kam man ihrer Bitte anstandslos nach. Das grelle Licht ging aus, ebenso das rote Kontrolllämpchen. Daran würde sie sich erst noch gewöhnen müssen.
    »Kommen Sie, Vadym. Na los doch. Geben wir den beiden eine Viertelstunde«, schlug Vanessa vor. Die Hexe von Kanal 5 stand auf. »Sie kriegen ein Exklusivinterview und erzählen unseren Zuschauern, woher Sie diese Pistole haben.« Die Moderatorin klopfte dem Magier auf die Schulter.
    Vadym nickte. Dann machte er sogar eine leichte Verbeugung. Seine gelben Augen glitzerten, als er sich wieder aufrichtete.
    »Lebt wohl«, sagte er. »Es war mir eine Ehre, Chexe.«
    Ravenna und Lucian verbeugten sich ebenfalls. So wie man es bei Hofe machte, dachte Ravenna. Ein paar Gepflogenheiten aus Lucians Welt hatte sie schließlich aufgeschnappt. Dann sah sie zu, wie Vadym gemeinsam mit der Talkmasterin und ihren Begleitern das Studio verließ.
    Als sie allein waren, setzte sich Ravenna wieder und starrte den Koffer an. Keine Magie, hatte das Medium versprochen. Behutsam ließ sie die Finger über die Kanten gleiten. Offenbar hatte die Kleine die Wahrheit gesagt. Sie spürte kein Kribbeln, kein ungewohntes Leuchten erschien. Manchmal war ein Koffer einfach nur ein Koffer.
    »Sollen wir einen Blick auf das Lösegeld werfen?«, fragte Lucian neugierig. »Nur um sicherzugehen, dass man uns nicht schon wieder betrügt?«
    Überrascht hob Ravenna den Kopf. »Lösegeld? Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Mit dieser Summe kauft sich der Sender frei. Und wir uns auch, Lucian. Ab jetzt gehört unser Leben wieder uns.«
    Seufzend gab sie den Code ein und ließ das Schloss aufschnappen. Lucian schaute ihr zu. »1984? Wirklich? Das ist verrückt«, murmelte er. »Ich wurde im Jahr 1228 geboren. Das muss man sich mal vorstellen.«
    Ravenna öffnete den Deckel. Eine ganze Weile saß sie nur da und starrte das Geld an. Es war, als würde es jemand anderem gehören. Die Banderolen waren aufgegangen, die Scheine bildeten ein einziges Durcheinander.
    Zögernd nahm sie einen der bunten Scheine heraus, einen von der Sorte, die man höchst selten zu Gesicht bekam. Sie faltete ihn sorgfältig und schob ihn in die Hosentasche. Dann schloss sie den Koffer wieder und ließ die Riegel einrasten.
    »Ich hatte gehofft, du würdest das für mich tragen«, murmelte sie.
    Als sie das Funkhaus verließen, zerstreuten sich die Demonstranten bereits. Die Leuchtwand war ausgeschaltet. Ein Abschleppfahrzeug stand mit blinkenden Warnleuchten vor einem demolierten Auto – dem Tanzplatz der Teenager.
    Ravenna atmete auf. Die Menschen wendeten sich wieder ihrem Alltag zu. Zurück blieben gesprungene Fensterscheiben, zertrampelte Plakate, jede Menge Müll und ein Tamburin. Der Verkehr rollte langsam wieder durch den Boulevard. Eine rothaarige junge Hexe schob ein Fahrrad vor sich her.
    »Lilith. Lilith!«
    Ravenna rannte die Stufen vor dem Gebäude herunter und winkte. Überrascht blieb die Gerufene stehen. »Ravenna.«
    »Warte einen Augenblick!«, stieß diese hervor. »Ich muss dir noch etwas geben.«
    Sie kramte in ihrer Hosentasche herum. Zuerst fiel ihr der Zimmerschlüssel des Hotels in die Hände, dann ein zerknülltes Kaugummipapier. Als sie einen abgebrochenen Bleistift hervorzog, schüttelte sie den Kopf. Ob der Stummel wohl ein Unglücksbringer war?
    Endlich fischte sie den Geldschein hervor. »Du hast uns damals bei den Katakomben einen großen Gefallen getan. Und gestern Nacht … ohne dich stünden wir jetzt nicht hier.«
    »Oh.« Angesichts des Werts, den die Banknote besaß, wurde die Gothic-Hexe rot. »Keine Ursache. Hab ich gerne gemacht.«
    »Trotzdem«, sagte Ravenna. »Vielen Dank.«
    Lucian schlenderte herbei. Er trug den Aluminiumkoffer so entspannt in der Hand, als wüsste er nicht, was er enthielt. Und vielleicht stimmte es ja auch: Für ihn waren die vielen Scheine bloß buntes Papier.
    »Tja dann«, murmelte Lilith. Verlegen fummelte sie an ihrer Geldbörse herum. »Hier stehe ich also und rede mit der siebten Hexe, die das Duell der Zauberer gewann und den Teufel bei seinem eigenen Spiel geschlagen hat. Also, das ist … wow! Das ist ganz schön aufregend.«
    »Ach was«, brummte Ravenna. »Es wäre doch ein schönes Thema für den nächsten Eintrag in deinem

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