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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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diesem Zirkel gehöre, und dabei bleibt es.«
    Dann trat sie vor den Laden.
    Die Zahl der Besucher auf dem Hexenmarkt war inzwischen deutlich angewachsen. Es war vormittags zur besten Einkaufszeit, und der Platz wurde geradezu überschwemmt mit Ausflüglern und bummelnden Gästen.
    Ungehalten drängte Ravenna sich durch die Menge. »Lucian!«, rief sie. »Wo steckst du?«
    Eine Frau drehte sich nach ihr um. Sie starrte Ravenna an. Dann stieß sie ihre Freundin in die Seite und zeigte auf sie.
    Auch das noch, dachte Ravenna. Offenbar hatten die beiden Freundinnen am Vorabend ausgerechnet das WizzQuizz geschaut und sie als eine der Teilnehmerinnen erkannt. Mitten auf dem überfüllten Markt kamen sie auf Ravenna zu, vielleicht um nach einem Autogramm zu fragen oder sie über die Show auszuquetschen.
    Ravenna duckte sich und kletterte über das Eisengitter, mit dem eine alte Kastanie eingezäunt war. Anschließend wühlte sie sich unter einer Kleiderstange voller mittelalterlicher Gewänder hindurch. Überröcke, Wämser und Lederkappen, Kapuzenumhänge und Kittel streiften ihr Gesicht, bis sie meinte, am Geruch der Mottenkugeln zu ersticken. Dann stand sie endlich auf der anderen Seite des Hexenmarkts.
    »Lucian!«
    Aus einer Seitengasse drang Geschrei. Sie rannte in diese Richtung. Ihr Ritter hatte den Burschen in dem Ringelpullover tatsächlich aufgespürt. Soeben kniete er über dem Dieb und drückte ihn unsanft zu Boden, während er ihn von oben bis unten filzte. Der Junge strampelte und schrie wie am Spieß.
    »Wo ist es? Wo hast du den Schatz meiner Hexe? Rück den Ring heraus, sonst bereust du, dass du heute überhaupt aufgewacht bist!«, herrschte Lucian ihn an.
    Der schwarze Koffer lag neben dem Dieb auf der Straße. Ravenna bückte sich und hob ihn auf. Ein dürrer Kameramann sprang um die Kämpfenden herum und nahm die Szene mit einer Handkamera auf. Das Ding war so klein und unauffällig, dass es problemlos in die Brusttasche seiner grauen Latzhose gepasst hätte.
    Wer hat uns wohl noch so alles gefilmt, ohne dass wir es merkten?, dachte Ravenna erschrocken.
    »Ja! So ist es gut!«, feuerte der Kameramann Lucian an. »Nimm ihn ruhig noch ein bisschen härter in die Mangel! Und jetzt schau kurz zu mir hoch!«
    Mit einem Fußtritt fegte Lucian dem Kerl die Beine weg. Der Kameramann taumelte und fiel rücklings in einen Haufen Müllsäcke. Lucian rappelte sich auf und zog gleichzeitig den kleinen Dieb vom Boden hoch.
    »Wo ist Ravennas Ring?«, knurrte er.
    Der Junge jaulte auf. Er wand sich in Lucians Umklammerung. »Aua, meine Rippen! Zwischen meinen Rippen stecken Eisenkeile! Hilfe – Hilfe! Ich werde umgebracht!«
    Unvermittelt ächzte Lucian und öffnete die Faust. Mit der anderen Hand langte er nach seiner Schulter – dorthin, wo die rätselhafte Narbe prangte. Der Bursche fiel aufs Pflaster und kauerte einen Augenblick dort. Dann sprang er auf und rannte davon.
    »Er haut ab!«, schrie Ravenna. Sie wollte dem Dieb nachsetzen, aber Lucian hielt sie am Arm zurück. »Er hatte den Ring nicht mehr«, keuchte er. »Glaub mir – ich habe nachgesehen.« Sein Atem flog, und sein Gesicht war ganz verschwitzt.
    »Alles okay mit dir?«, fragte Ravenna besorgt. Der Kameramann lag zwischen den Müllsäcken auf dem Rücken und drehte die Szene von dort aus. Hinter dem Abfallcontainer stapelten sich leere Ordner und ein Aktenschrank mit herausgerissenen Schubladen. Hier hat wohl jemand sein Büro aufgelöst, durchzuckte es Ravenna.
    »Geht schon«, keuchte Lucian. Als er die Schulter bewegte, verzog er das Gesicht. »Eine alte Geschichte. Nicht der Rede wert.«
    »Aha«, murrte Ravenna. »Alte Geschichten sind mir natürlich am liebsten.« Sie glaubte ihm kein Wort. Lucians Gesicht war aschfahl. Dabei dauerte es lange, ehe man ihm Schmerzen oder Erschöpfung anmerkte. »Und was machen wir jetzt?«
    »Jetzt wird verhandelt.«
    Die schnarrende Stimme kam von oben. Ravenna trat einen Schritt rückwärts auf die Straße und legte die Hand über die Augen, um den Schatten auf dem Balkon zu erkennen. Vadym. Der Russe trug einen bordeauxroten Morgenmantel und stützte die Hände auf das Geländer. Kopfschüttelnd musterte er das Paar auf der Straße.
    »Schaut euch bloß an!«, jammerte er. »Abgerissen. Chungrig. Und ohne einen Cent in der Tasche.« Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
    »Du!«, schrie Ravenna wütend. »Wusste ich doch, dass du dahintersteckst!« Der Magier aus Sankt Petersburg brauchte nicht erst

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