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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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anderem Zusammenhang als in meinem Aufnahmegespräch. Der heiße Sand hatte sie mir schon den ganzen Nachmittag zugeschrien, dann hatte die kühle Brise der Nacht sie mir zugeflüstert, durch die Öf f nungen meiner Ohren: „ Sie sind ein lebendes Beispiel für die Absurdität der Dinge. “
    Offen für eine Vielzahl von Interpretationen, wenn man genauer darüber nachdenkt, und ich hatte jede Menge Zeit, dies zu tun. Einerseits konnte ich mich vielleicht für eine Möglichkeit entscheiden. Vielleicht für das Leben. Oder, andererseits, vielleicht auch für das Absurde.
    Oh, ja. Hände …
    Ich versuchte, meine Finger zu strecken, war aber nicht sicher, ob sie gehorchten. Konnte sein, daß sie überhaupt nicht mehr vorhanden waren und ich lediglich einen schw a chen Nervenimpuls spürte. Einen Augenblick dachte ich an Wundbrand, falls sie noch da sein sollten.
    Verdammt. Und noch mal verdammt. Frustrierende S a che.
    Das Semester hatte begonnen, und ich war abgehauen. Nachdem ich Vorkehrungen getroffen hatte, all meine Post an meinen Partner Ralph zu schicken, hatte ich mich wes t wärts aufgemacht, nach San Francisco, Honolulu, Tokio. Einige friedliche Wochen waren verstrichen. Dann ein ku r zer Aufenthalt in Sydney. Gerade lange genug, um Ärger zu bekommen beim Herumklettern auf diesem Fisch-verschluckt-Fisch-verschluckt-Fisch-verschluckt-Fisch-Opernhaus. Ich verließ die Stadt mit einer Verwarnung und einer Geldbuße. Flog nach Alice Springs. Nahm den Air s cooter, den ich geordert hatte. Startete in den frühen Mo r genstunden, bevor die Hitze des Tages und das unentrinnb a re Licht sich ihren Weg in die Welt gebahnt hatten. Das Land schien mir ein guter Ort zu sein, Rekruten auf das vo r zubereiten, was sie später erwartete. Ich richtete mich erst gar nicht für einen langen Aufenthalt ein.
    In den Klippenwänden gibt es sehr alte Höhlen, die z u sammen einhundertsiebzig Quadratmeter ausmachen. Die Eingeborenen dieser Gegend leugnen jedes Wissen über d e ren Herkunft und Verwendungszweck. Ich hatte schon F o tografien gesehen, aber ich wollte auch einmal die Wirklic h keit anschauen, einige eigene Fotos schießen, Proben en t nehmen und ein bißchen herumgraben.
    Ich zog mich in den Schatten meines Zeltes zurück, kip p te Sodawasser in mich hinein und bemühte mich, beim G e danken an Arbeit einen kühlen Kopf zu bewahren. Während ich mich höchst selten einmal an Graffiti versuchte, spürte ich doch ein Gefühl der Sympathie für diejenigen, die ihre Spuren an Wänden hinterlassen. Und je weiter man zurüc k geht, desto interessanter wird das. Nun, es könnte sein, daß deren Anfänge, wie manche behauptet haben, im troglodyt i schen Äquivalent zum Klo zu finden sind und die ganzen Höhlenmalereien nichts weiter sind als bildliche Sublimat i on der noch wesentlich prim it iveren evolutionären Bräuche, das eigene Territorium zu markieren. Nichtsdestotrotz, als man erst einmal damit angefangen hatte, deswegen auf Be r gen oder an Wänden herumzuklettern, da war aus einem schlichten Zeitvertreib eine echte Kunstform geworden. Schon oft habe ich an jenen ersten Burschen gedacht, der ein Mastodon im Kopf hatte und gleichzeitig eine kahle Fel s wand vor sich sah. Ich habe mich ebensooft gefragt, was ihn veranlaßt haben mag, dann zu dieser Wand zu gehen und herumzukritzeln – wie er sich wohl dabei gefühlt hat. Und auch, wie die Reaktion der Öffentlichkeit ausgesehen haben mag. Vielleicht haben sie ihm Löcher in den Körper g e schnitten, um die Anwesenheit von Geistern in ihm nachz u weisen. Oder vielleicht bestand die Reaktion auch nur in größerer Aufgeschlossenheit, im Warten auf den nötigen Stimulus, der nach und nach noch mehr Leute überkommen sollte. Schwer zu sagen, aus heutiger Sicht. Und schwer, solchen Fragen gegenüber gleichgültig zu bleiben.
    Wie auch immer, an diesem Nachmittag machte ich me i ne Fotos und buddelte am Abend Löcher – bis in den frühen Morgen hinein. Den größten Teil des zweiten Tages ve r brachte ich mit Probeentnahmen und weiterem Graben. G e gen Abend fand ich etwas, das an Bruchstücke eines steine r nen Werkzeuges erinnerte. Am nächsten Morgen hatte ich keinen so interessanten Fund. Obwohl ich länger grub als ich mir eigentlich vorgenommen hatte.
    Danach kehrte ich in den Schatten zurück, um meinen Sonnenbrand zu verarzten und meinen Flüssigkeitsspiegel wieder auszugleichen, während ich die Ereignisse des Tages notierte und mir Gedanken über das ganze

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