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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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umbringen?“
    „Weil die ganze Sache stinkt, darum. Wir können nicht entscheiden, was sie motivieren könnte und was nicht.“
    „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Die Polizei anrufen und das Risiko eingehen, daß sie nicht bluffen?“
    „Ich sagte schon, ich weiß es nicht. Auch auf die Gefahr hin, undankbar zu klingen – aber du hättest mich aus der Sache heraushalten können.“
    „Tut mir leid“, sagte er. „Das war eine spontane Entscheidung, möglicherweise die falsche. Aber ich habe dich nicht blindlings hineingezogen. Ich war dir eine Erklärung schuldig, und die habe ich dir gegeben. Wir sind noch nicht da. Noch ist Zeit, dich irgendwo abzusetzen, wenn du nicht mitkommen willst. Ich wollte dir die Wahl lassen, aber erst, nachdem ich dir die Situation erklärt hatte. Das ist nun der Fall, triff deine Entscheidung. Ich war eben in großer Eile.“
    Er sah auf die Uhr.
    „Wann soll denn das Treffen stattfinden?“ fragte ich.
    „Es sind noch ungefähr acht Meilen, glaube ich. Ich richte mich nach den Kilometersteinen, die sie angegeben haben. Dort parken wir und warten.“
    „Ich verstehe. Ich nehme an, du hast keine Stimme oder sonst etwas erkannt?“
    „Nein.“
    Ich sah hinab auf den Pseudostein, semiopaleszierend oder semitransparent, je nachdem, welchen Blickwinkel man einnimmt, der sehr glatt und von roten und milchigen Streifen durchzogen war. Irgendwie erinnerte er an einen fossilen Schwamm oder an einen siebenarmigen Korallenzweig, poliert und glatt wie Glas mit einer Tendenz, zu glitzern und zu funkeln. Über die ganze Oberfläche waren in unregelmäßigen Abständen schwarze und gelbe Flecken verteilt. Das Gebilde war etwa fünfzehn Zentimeter lang und maß sieben Zentimeter im Durchmesser. Es war schwerer als es aussah.
    „Wirklich eine hübsche Arbeit“, gestand ich. „Ich kann ihn nicht von dem anderen unterscheiden. Ja, ich werde dich begleiten.“
    „Danke.“
    Wir fuhren die restlichen acht Meilen. Ich betrachtete die Landschaft und fragte mich dabei, was geschehen würde. Hal bog in eine von Reifen ausgefräste Fahrspur hinein – man konnte es beim besten Willen nicht mehr als Straße bezeichnen –, bis wir uns sehr nahe an der Küste befanden. Er parkte den Wagen an der Grenze des Marschlandes, wo er fast völlig von Bäumen verborgen wurde. Wir stiegen aus, zündeten uns Zigaretten an und warteten. Von unserem Standort konnte ich das Rauschen des Meeres hören, es riechen, schmecken. Der Boden war feucht, die Luft klamm. Ich stellte einen Fuß auf einen gefällten Baum und wandte meine ganze Aufmerksamkeit dem Tosen der Brandung und der Reflektion des Sonnenlichtes auf den Wogen zu.
    Mehrere Zigaretten später sah Hal wieder auf die Uhr.
    „Sie kommen zu spät“, sagte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    „Wahrscheinlich beobachten sie uns irgendwo, um sicherzugehen, daß wir auch allein gekommen sind“, beruhigte ich ihn. „Das würde ich an ihrer Stelle tun. Wahrscheinlich würde ich sogar noch einen Posten bei der Straße zurücklassen.“
    „Schon möglich“, sagte er. „Ich bin etwas müde. Laß uns wieder ins Auto steigen und uns hinsetzen.“
    Also wandte ich mich um und sah sofort Jamie Buckler, der am Heck unseres Wagens stand und uns beobachtete. Er schien unbewaffnet zu sein, aber bisher hatte er auch noch keinen Grund, eine Waffe zu zücken. Er wußte, wir würden alles tun, was er verlangte, auch ohne zusätzliche Druckmittel. Er hatte uns in der Hand.
    „Sind Sie der Anrufer?“ fragte Hal, der auf ihn zuging.
    „Ja. Haben Sie ihn?“
    „Geht es ihr gut?“
    „Sehr gut. Haben Sie ihn dabei?“
    Hal blieb stehen, wickelte den Stein aus. Er präsentierte ihn auf seiner Jacke.
    „Hier.“
    „Ja. Sehr schön. Bringen Sie ihn mit.“
    „Wohin?“
    „Nicht weit von hier. Drehen Sie sich um und wenden Sie sich in diese Richtung. Da ist ein schmaler Trampelpfad.“
    Wir gingen den Weg entlang, den er uns gezeigt hatte, Jamie Buckler machte den Abschluß. Der Pfad führte durchs Unterholz weiter zum Meer hinunter. Schließlich hatte ich einen ungestörten Blick auf die nebelverhangene, schaumgekrönte See. Dann führte er wieder vom Ufer weg, schon kurz darauf hatte ich unser wahrscheinliches Ziel ausgemacht – flach, an einen niederen Hügel geschmiegt –, ein Wochenendhäuschen, das schon einmal bessere Zeiten gesehen zu haben schien.
    „Die Hütte?“ fragte Hal.
    „Die Hütte“, antwortete die Stimme hinter uns.
    Wir gingen weiter, bis wir dort

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