Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
Vom Netzwerk:
Wie vermutet, brachte die Untersuchung jedoch keine weiteren Ergebnisse, und sichtlich verstimmt über diesen Umstand entschied er sich am späten Nachmittag widerwillig dazu, Hauptmann Taris in der Garnison aufzusuchen. Der Hauptmann hatte um einen Bericht nach Abschluss der Untersuchung der beiden Leichen gebeten, und Eirik beschloss zerknirscht, dass es dafür nun an der Zeit war. Eigentlich scheute der Medikus weitere Wege innerhalb der Stadt, doch diesmal war das anders. Eirik wollte die Zeit und die Bewegung nutzen, um noch einmal über die letzten Stunden nachzudenken. Obwohl er mit seinem doch recht umfangreichen Wissen an eine Grenze gestoßen war, hatte er das unbestimmte Gefühl, dass etwas noch nicht passte. Das Bild war noch nicht vollständig und das Geheimnis hinter den beiden weißen Leichen nicht gelöst. Aus dem Kutscher hatte er keinerlei Informationen mehr erhalten. Dessen Verstand hatte sich in eine tiefe, verwinkelte Ecke seiner Seele zurückgezogen und harrte dort aus. Eirik konnte nur erahnen, was der Mann in den letzten Wochen mitgemacht hatte, und was passieren musste, damit sich der menschliche Organismus auf diese Art und Weise schützte. Auch gingen ihm, so albern er das auch fand, die Worte seines Schülers nicht mehr aus dem Kopf. Eirik hatte sich selbst mit den verschiedensten Methoden vom Tod der beiden Menschen überzeugt. Ihre Herzen schlugen nicht mehr und auch die Augen zeigten keinerlei Reaktion. Jeder Medikus des Reiches hätte diesen beiden Leichen umgehend einen Totenschein ausgestellt. Die Worte Talins waren, zumindest auf die Art, wie er sie hervorgebracht hatte, vorschnell und dumm gewesen, und dennoch kam Eirik nicht umhin zu erkennen, dass die fehlende Verwesung, zumindest theoretisch, ein Hinweis auf Leben war. Der Medikus warf die Stirn in Falten und blieb gedankenverloren stehen. War es möglich, dass es keine Totenstarre gegeben hatte? Immerhin fußten seine bisherigen Ergebnisse darauf, dass eine bereits wieder gelöste Totenstarre vorgelegen haben musste. Er selbst hatte sie zwar nicht mehr diagnostizieren können, doch war er bis heute aufgrund der fehlenden Atmung und des nicht vorhandenen Herzschlages davon ausgegangen. Wenn dem wirklich so war, und weder Totenstarre, noch Verwesung eingesetzt hatten, dann erschienen Talins Worte, so absurd sie auch geklungen haben mochten, in einem ganz anderen Licht. Was dann aber immer noch blieb, war die Tatsache, dass kein Herzschlag und keine Atmung vorlagen und beide aber unverzichtbare Dinge für das Leben waren. Eirik seufzte und schüttelte den Kopf. Trotz dieser Annahme kam er nicht weiter. Er stand wieder genau dort, wo er bereits nach der ersten Begutachtung der Leichen im Labor des Hospitals gestanden hatte.
    Der Medikus streckte sich und die kurze Bewegung reichte aus, um ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Er sah nach vorne und orientierte sich. Die Hälfte des Weges zur Garnison lag hinter ihm, blieb also noch genug Zeit, um alles noch mal gründlich durchzugehen. Eiriks Arbeiten dauerten zwar meistens etwas länger, doch konnte man dann auch davon ausgehen, dass sie so gründlich und gewissenhaft wie möglich ausgeführt wurden. In diesem speziellen Fall hatte ihn aber auch ein wenig die Eitelkeit gepackt, und er sah es von nun an als persönliche Herausforderung an, der Sache auf den Grund zu gehen. Er wollte wissen, was mit der Frau und ihrer Tochter geschehen war, und was hinter ihrem seltsamen und unnatürlichen Zustand steckte. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung und sofort kreisten seine Gedanken abermals um das Rätsel der beiden Leichen.
     

Verbrennt sie!
     
     
    Es dämmerte bereits, als der Medikus von Leuenburg die Garnison der Stadt erreichte. Er hatte sich zwar mehr Zeit wie üblich gelassen, war jedoch mit seinen Überlegungen nicht weiter gekommen. Irgendwann hatte er schließlich beschlossen, dem Hauptmann zu erzählen, was er wusste, um dann mit ihm gemeinsam zu beratschlagen. Für Eirik stand fest, wie in dieser Sache weiter zu verfahren wäre, doch waren ihm sowohl die Meinung als auch die Zustimmung von Taris sehr wichtig. Er schätzte den Hauptmann der Stadtwache und wollte in diesem Fall nicht ohne ihn handeln.
          Die erhöhte Alarmbereitschaft machte sich bemerkbar, und Eirik stand kurz vor verschlossenen Toren, ehe ihn die Wache mit respektvollem Gruß einließ. Er kannte den Weg zu Taris und entließ den Soldaten mit einem dankbaren Nicken. Als Eirik die Amtsstube

Weitere Kostenlose Bücher