Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
betrat, saß der Hauptmann gerade an seinem Arbeitstisch und unterschrieb die Befehle für den morgigen Tag. Taris wusste sofort, um was es ging, und nach ein paar höflichen Grußworten berichtete ihm Eirik von den Untersuchungen der letzten Stunden. Der Hauptmann unterbrach den Medikus nicht oft, und so dauerte es nicht sonderlich lange, bis Eirik mit seinen Ausführungen am Ende war.
Taris stand am Kamin und sah in die Flammen und Eirik hatte es sich mit einem Glas Wein auf einem der Stühle so gut es ging gemütlich gemacht.
>> Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben, Eirik. Keine Gefahr ist schlimmer als die Unbekannte. << , sprach Taris, ohne den Blick von den Flammen zu nehmen.
>> Da gebe ich Euch Recht, doch weiß ich nicht, wie ich da noch helfen kann. Wir haben es hier mit etwas völlig Neuem zu tun, das in keinem der Lehrbücher auftaucht. Selbst in den älteren Schriften steht nichts darüber geschrieben. <<
>> Was ist mit der Akademie? Können wir von dort Hilfe erwarten? << Taris drehte sich mit dem Rücken zum Kamin und sah den Medikus an.
>> Ganz bestimmt würden sich die Gelehrten dafür interessieren, doch bis sich in dieser Hinsicht etwas bewegt, vergehen Wochen. << , antwortete Eirik.
Taris kniff die Augen zusammen. >> Soviel Zeit haben wir nicht! <<
>> Warum die Eile? << Der Medikus legte die Stirn in Falten und nahm einen Schluck Wein.
>> Weil mit diesen … << , der Hauptmann suchte kurz nach dem richtigen Wort, >> …mit diesen Dingern etwas nicht stimmt und ich sie nicht mehr hier in Leuenburg haben möchte. Zumindest solange nicht, bis klar ist, womit wir es zu tun haben. <<
>> Macht Euch keine Sorgen wegen einer Ansteckung. Ich bin mir sicher, dass in dieser Hinsicht keine Gefahr mehr von den Leichen ausgeht. <<
>> Darum geht es nicht, Eirik. Ich vertraue Eurem Urteilsvermögen und bin dankbar um Eure Einschätzung, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Mir graute beim Anblick der Toten, und als der Wagen durch das Stadttor fuhr, hatte ich plötzlich das Gefühl, einen großen Fehler zu begehen. Ich denke jetzt, es wäre besser gewesen, den Wagen samt Fahrer gar nicht erst nach Leuenburg hereinzulassen. <<
Bei den Worten des Hauptmanns zog Eirik die Augenbrauen nach oben. Er konnte das Unbehagen von Taris verstehen, wusste jedoch nichts mit der dahinter verborgenen Angst anzufangen. Für ihn waren das lediglich zwei sehr rätselhafte Leichen, nicht mehr aber auch nicht weniger. >> Der Wagen steht im Hof des Hospitals und die beiden Leichen liegen bei mir im Labor. Auch wenn es mir widerstrebt, aber… << Eirik machte eine kurze Pause, >> …wir könnten sie sofort aus Leuenburg entfernen. << Trotz seiner Worte sah er Taris wenig begeistert an.
>> Ich kann verstehen, dass Ihr das Rätsel der beiden Toten lösen möchtet, Eirik. Mir geht es genauso, doch überwiegen mein Verlangen nach Sicherheit und auch mein Pflichtgefühl, stets für jene zu sorgen. <<
>> Ihr kennt meine Meinung dazu. Eine mögliche Gefahr schließe ich aus. << Der Medikus nahm abermals einen Schluck aus dem Weinglas und blickte abwartend zu Taris. Eirik sah deutlich, wie es hinter der Stirn des Hauptmannes arbeitete, und noch hatte er Hoffnung, dass er sich umstimmen ließ. Im nächsten Moment schüttelte Taris jedoch entschieden den Kopf.
Mit einem unterdrückten Stöhnen erhob sich der Medikus daraufhin, und stellte das inzwischen leere Weinglas auf den Tisch. Er war enttäuscht und bemühte sich nicht, das vor dem Hauptmann zu verbergen. >> Die beiden Leichen werde ich umgehend aus der Stadt bringen lassen, doch weigere ich mich, den Kutscher fortzuschicken. Er ist ein armer Mann, der Frau und Tochter verloren hat. Sein Geist ist mehr als nur verwirrt, und es wäre unmenschlich, ihn in diesem Zustand vor die Tür zu setzen. << Etwas trotzig streckte Eirik sein Kinn nach vorne. Er hätte die beiden Toten zwar gerne noch länger behalten und auf den wissenschaftlichen Beistand der Akademie gewartet, doch spürte er, wie ernst es dem Hauptmann damit war. Sicherlich hätte er seine Gunst beim Herzog in die Waagschale werfen können, doch mochte er Taris, und er hatte nicht vor, ihn derart vor den Kopf zu stoßen.
>> Um den Mann ist es mir nie gegangen. Selbstverständlich kann er bleiben. Ich wüsste keinen besseren Ort zur Genesung als Euer Hospital,
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