Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)
unzähligen knorrigen Ästen und zurück blieb ein grauer, fahler Schein, der alles verschwommen und unwirtlich erscheinen ließ. Die Augen von Mensch und Tier mussten sich erst daran gewöhnen, und sicherheitshalber drosselte der Herzog abermals das Tempo. Die Reiter folgten mittlerweile dicht auf und alle beobachteten angespannt die Ränder zu beiden Seiten des Pfades. Ritter Adun gab Signal, dass sich etwa die Hälfte der Krieger zurückfallen lassen und eine Nachhut bilden sollte. Ein Wald wie dieser war für Hinterhalte, gleich welcher Art, hervorragend geeignet, und offenbar wollte er vorbereitet sein. Das Unterholz wuchs bis nahe an den Weg und die dicht beieinander stehenden Bäume erschwerten jede Sicht in das Innere des grünen Dickichts.
Ganz im Gegensatz zu Adun scherte sich Grodwig nicht um mögliche Angriffe aus dem Dunkel der Bäume. Er trieb seinen Hengst stoisch weiter an und erhöhte das Tempo nach kurzer Zeit sogar wieder. Die Nachhut war inzwischen weit zurückgeblieben. >> Dort vorne die Lichter, das ist Gellerts Ruh! << , rief er seinem Leibwächter über die Schulter zu und setzte sich wieder an die Spitze der Kolonne.
Um besser sehen zu können, richtete sich Adun im Sattel auf. Einen Moment später weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Etwas Dunkles brach plötzlich von links durch die Bäume und krachte mit lautem Getöse auf den Weg. Grodwig, vom tobenden Lärm alarmiert, riss unsanft an Kalistos Zügeln. Der große Hengst wieherte laut auf und stemmte seine kräftigen Hinterläufe in den feuchten, morastigen Waldboden. Rutschend, und den Kopf dabei wild hin und her werfend, kam das mächtige Tier zum Stehen.
>> Ein Hinterhalt! << , brüllte Adun aus voller Kehle und riss sein Schwert aus der Scheide. Hell blitzte es im fahlen Licht der Dämmerung auf. Sein Pferd hatte keine Probleme, rechtzeitig zum Stehen zu kommen, und sogleich führte er es an Grodwigs Seite. Ein leises Zischen zerriss im nächsten Moment die Luft und instinktiv riss er seinen Schild nach oben. Keine Sekunde zu spät! Ein fingerdicker Bolzen bohrte sich auf Höhe von Grodwigs Brust mit einem lauten Klopfen in den eisenbeschlagenen Schutz.
>> Runter von den Pferden! << , brüllte Grodwig und ließ sich in einer einzigen, fließenden Bewegung vom Rücken des Hengstes gleiten. Adun folgte ihm augenblicklich und auch die anderen Soldaten sprangen aus ihren Sätteln. Abermals zischte es, doch diesmal war es vielschichtiger und hielt weitaus länger an. Gleich mehrere Bolzen durchschnitten die kühle Abendluft, und mehr als nur einer fand diesmal sein Ziel. Wieder erklang ein dumpfer Schlag, gefolgt von einem erstickten Schrei. Grodwig sah, wie einer der Soldaten in sich zusammensackte. Rasch ging er in die Hocke und zog Adun zu sich herunter.
>> Ihr schlagt Euch sofort nach hinten durch! Die Nachhut muss jeden Moment eintreffen und darf nicht auch noch in diese Falle reiten. Sie soll absitzen, das Versteck des Feindes umgehen und ihn von hinten packen! Ich werde solange mit den Männern die Stellung halten! <<
Adun zögerte einen kurzen Moment, nickte dann aber ergeben. Ohne ein weiteres Wort sprang er auf und machte sich geduckt auf den Weg nach hinten. Das Gewirr aus Pferden und Menschen war unübersichtlich und gemeinsam mit dem mittlerweile rasch nachlassenden Tageslicht sorgte es dafür, dass der Herzog Adun schnell aus den Augen verlor. Plötzlich kam wieder einer der Bolzen heran und zwang Grodwig abermals in Deckung. Es war knapp. Diesmal konnte er den Lufthauch spüren. >> Benutzt die Pferde als Deckung! Geht hinter den Pferden in Deckung! << , schrie er im nächsten Moment und zwang Kalisto mit sanfter Gewalt zu Boden. Der Hengst gehorchte bereitwillig und legte sich mit einem seichten Schnauben neben Grodwig. Trotz der Anspannung strich er dem Tier beruhigend über die Nüstern. Bisher hatte es seine Aufgabe hervorragend erfüllt und dabei grenzte es an ein Wunder, dass noch keines der Tiere zu Schaden gekommen war. Grodwig würde sich zwar nur ungern von Kalisto trennen, sollte es aber soweit kommen, war er jederzeit bereit, das Tier zu opfern. Er musste Leuenburg unbedingt erreichen. Zu viel stand auf dem Spiel!
Vorsichtig spähte er über den dampfenden Rücken des Hengstes und versuchte, im diffusen Licht der Dämmerung etwas zu erkennen. Nichts, er sah Nichts! Wenn überhaupt, waren dort draußen nur Schatten
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