Tori und die verschwundene Stute
Unterlippe. âErst müssen eure Eltern damit einverstanden sein. AuÃerdem müsst ihr mir versprechen, dass ihr Dr. Knopflers Nummer immer bei euch tragt. Jede von euch. Damit ihr ihn jederzeit erreichen könnt. Wenn die Geburt anfängt, müsst ihr Fritz sofort aus dem AuÃenstall nehmen. Wer weiÃ, wie er auf das Füllen reagiert. Vielleicht wird er eifersüchtig und versucht, dem Kleinen etwas anzutun. Es wäre am besten, wenn wir ihn jetzt schon umquartieren.â
âAber das haben wir doch bereits versuchtâ, wandte Ayla ein.
Sue nickte nachdenklich. Vor einer Woche hatten sie Fritz schon einmal in den Stall zu den anderen Pferden gebracht. Der Esel war so unglücklich darüber gewesen, dass er ununterbrochen nach Becky geschrien hatte. Auch die trächtige Stute hatte aus Trauer über die Trennung kein Futter mehr angerührt und so gut wie nichts getrunken.
Irgendwann waren alle so zermürbt von Fritzâ Gebrüll, dass Sue ihn wieder in den AuÃenstall zurückgeführt hatte. Becky hatte ihr Ziehkind so überschwänglich begrüÃt, als sei es gerade dem Metzger entkommen.
âEs wird alles gut gehenâ, sagte Juliana. âWirklich, Sue, du kannst dich auf uns verlassen.â
âDu wirst sehen, die Zeit in Amerika vergeht wie im Flug, und wenn du zurückkommst, ist hier alles ganz genau wie vorherâ, versprach Sina.
âOder besserâ, sagte Tori.
Sina nickte euphorisch. Es war seit Langem das erste Mal, dass sie und Tori einer Meinung waren.
âAlso gutâ, sagte Sue. âEinverstanden.â
âWürde mich nicht wundern, wenn Sue doch nicht geflogen istâ, sagte Juliana, als die Mädchen und Viktor am Sonntagmorgen zusammen zur Ranch radelten.
Am Tag zuvor hatte Sue sie mit ihren Zweifeln und Bedenken fast zum Wahnsinn getrieben. âUnd was ist eigentlich, wenn â¦â, hatte sie immer wieder aufs Neue angefangen. âWas macht ihr, falls â¦?â
âWenn sie nicht weg ist, fessle und knebele ich sie und schlepp sie eigenhändig zum Flughafenâ, drohte Tori.
Aber glücklicherweise erwartete sie nur Robert auf der Sunshine Ranch. âMeine Güte, ich dachte wirklich, sie kneiftâ, erklärte er. Unter seinen Augen lagen schwarze Schatten. Wahrscheinlich hatten Sue und er in der letzten Nacht kaum geschlafen. âHier, das soll ich euch noch geben. Mit schönen GrüÃen.â
Er reichte Ayla eine lange Liste mit Telefonnummern, den Namen von Ansprechpartnern und Verhaltensregeln.
âNotruf: 110. Feuerwehr: 112â, las Ayla laut vor. Empört lieà sie das Blatt sinken. âWofür hält Sue uns? Jedes Kindergartenkind kennt die Nummern.â
âSo ist sie eben.â Robert seufzte und gähnte gleichzeitig. âLeute, ich muss nun leider los. Mein Flieger geht in drei Stunden. Seid ihr sicher, dass ihr hier zurechtkommt?â
âNun fang du bloà auch noch damit an!â, sagte Tori finster. âNatürlich kommen wir zurecht. Worauf wartet ihr noch?â, wandte sie sich an die anderen. âAn die Arbeit! Heute Nachmittag ist Kinderreiten, vorher müssen die Pferde auf die Weide und sämtliche Boxen sauber gemacht werden.â Während sie redete, sah sie Washington über den Hof trotten, die Nase dicht am Boden. Vielleicht suchte er Sue. Oder etwas zu fressen. âUnd Washington muss gefüttert werden.â Als er seinen Namen hörte, änderte der Neufundländer sofort die Richtung und kam zu ihnen herüber. Direkt vor Toris FüÃen lieà er sich auf den Boden fallen. âSeht ihr? Er ist schon ganz kraftlos vor Hunger.â
Die Mädchen kicherten.
Washington schloss gekränkt die Augen und vergrub die Schnauze zwischen den Vorderpfoten.
Um elf Uhr waren die Pferde auf der Weide und der Stall sauber. Selbst mit Dakota hatte es keine Probleme gegeben. Der Colorado Ranger hatte sich wie ein zahmes SchoÃhündchen von Viktor aus der Box führen lassen.
âDas war ja einfacher als gedacht.â Viktor lächelte erleichtert. âUnd zur Belohnung reiten wir jetzt aus.â
Mit wir meinte er natürlich Sina und sich selbst, schon klar. Auf die Idee, Tori zu fragen, ob sie mitkommen wollte, kam er gar nicht.
âUnd was ist mit dem Kinderreiten?â, fragte Tori empört. âIch hab keine Lust, alles alleine â¦â
âBis dahin sind wir
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