Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
ist. Was für ein Fang!
Aber das ist nicht mal halb so faszinierend wie die E-Mail, die ich ein paar Tage später von der Samenbank bekomme. Sie enthält eine Liste von Sonderangeboten. Ganz richtig: Es gibt monatliche Sonderangebote für Sperma. Schwer vorstellbar, dass sich jemand von einer Rabattaktion zum Kauf von Sperma verleiten lässt. Wenn der Guardian behauptet, dass es eine knappe Viertelmillion Euro koste, ein Kind aufzuziehen, wer sucht sich dann den Vater im Sonderangebot aus, um ein paar Hunderter zu sparen? Ich frage mich, was die Spender wohl davon halten, wenn ihr Samen billiger verscherbelt wird. Schwer vorstellbar, dass das männliche Ego die Demütigung überwinden kann, das Angebot des Monats in einem Sperma-Ausverkauf per Newsletter zu sein.
Nach der ganzen Diskussion und Anpreisung von Online-Sperma komme ich mir richtig altmodisch vor. Denn wenn ich mich für ein Kind entscheide, möchte ich es vorerst doch lieber mit einem Penis versuchen.
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Spermaparty
D as Ticken der biologischen Uhr ist seit jeher eine Qual, die ausschließlich Frauen vorbehalten ist. Wenn man der öffentlichen Meinung Glauben schenken darf, können Frauen nachts nicht schlafen, weil das Ticken in ihren Ohren widerhallt, während der Partner neben ihnen selig schlummert. Männer können scheinbar beliebig viele Kinder zeugen, solange sie einen hochkriegen. Man braucht sich nur Rupert Murdoch, Michael Douglas oder Rod Stewart anzusehen. Und dank Viagra und Pumpen und was es mittlerweile sonst noch für Medikamente und Vorrichtungen gibt, für die ständig Werbung in mein E-Mail-Postfach flattert, erreichen Männer ihr Verfallsdatum in Sachen Zeugungsfähigkeit erst, wenn sie tot umfallen.
Der Mediziner Sam Tormey vertritt eine andere Meinung. Er spricht von dem ›männlichen Fruchtbarkeitsmythos‹ und davon, dass auch bei Männern die biologische Uhr tickt, auch wenn die meisten sich dessen nicht bewusst sind.
»Wer achtet schon auf das lästige Ticken, wenn man ein Zeugungsinstrument hat, das innerhalb kürzester Zeit immer einsetzbar ist, von der Pubertät bis zum Grab oder kurz davor?«, sagt Tormey.
Laut Tormey kommt männliche Unfruchtbarkeit genauso häufig vor wie weibliche, und fast die Hälfte aller Betroffenen werden behandelt, weil ihre Spermien am seichten Ufer des Gen-Pools herumdümpeln. Mit zunehmendem Alter geht nicht nur die Anzahl der Spermien zurück, die kleinen Kerle können auch eine ganze Reihe von Problemen haben. Sie können Kopfdefekte oder mehrere Schwänze vorweisen. Oder sie haben nicht genug Kraft, um sich effizient vorwärtszubewegen und, vorausgesetzt, sie schaffen es bis zur Eizelle, die Membran zu durchstoßen. Manchmal verirren sich die armen Dinger einfach und können die Eizelle nicht finden. Und leider, liebe Männer, kann man dieses Problem nicht mit GPS lösen.
Störungen der Beweglichkeit sind nicht das einzige Problem von Altmännersperma. Mit zunehmendem Alter wächst der Anteil der Spermien mit DNA -Schäden, was das Krankheitsrisiko für das Kind erhöht. Dies äußert sich in einer höheren Rate von Fehlgeburten, angeborenen Herzfehlern, Zwergenwuchs, niedriger Intelligenz, dem Downsyndrom und Autismus.
»Ich habe den Überblick über die Vielzahl werdender Väter über vierzig verloren, die sich Sorgen machten, dass ihre Masern-Mumps-Röteln-Impfung das Autismus-Riskio ihres Nachwuchses erhöhen könnte – ausführliche Untersuchungen beweisen das Gegenteil. Aber ich hatte nicht den Mut, sie darauf hinzuweisen, dass sie das Krankheitsrisiko ihres Kindes bereits verdreifacht oder sogar verfünffacht haben, weil sie sich mit dem Vaterwerden so lange Zeit gelassen haben«, sagt Tormey.
Chris ist erst 34, also müssten seine Spermien nur so strotzen vor Kraft, während sie sich in ihren Hightech-Schwimmanzügen für das große Rennen herausputzen und Dehnübungen machen. Ich bin erst 32 und könnte bereits zu alt sein. Was, wenn Chris leistungsschwache Spermien hat, die auf meine minderwertigen Eizellen treffen? Was, wenn meine eigene private Samenbank sich als so – ähm – liquide wie die Lehman Brothers entpuppt? Um diese Möglichkeit auszuschließen, investiere ich in einen Do-it-yourself-Spermatest, den ich im Internet entdeckt habe. Man kann im Internet wirklich alles kaufen. Für den günstigen Preis von dreißig Euro verspricht der Hersteller, dass man den Anteil der beweglichen Spermien zu Hause ermitteln kann. Andere Sachen kann man damit nicht testen,
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