Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
so empfinde, sondern weil es die richtige Zeit in meinem Leben ist, um Mutter zu werden. Ich habe alles getan, was ich tun muss, um die kinderlose Lebensphase als unabhängige Frau abzuschließen. Und ich habe verdammtes Glück, dass ich mein Fruchtbarkeitsverfallsdatum entdeckt und Chris in meinem Leben habe, sodass ich aktiv werden kann.
Ich frage mich, ob die Entscheidung, Mutter zu werden, obwohl ich weiß, welches Opfer das fordert, mich resistent gegen den Ärger über die Ungleichheit machen wird. Werde ich mich in schweren Zeiten erinnern, dass ich sehenden Auges die Mutterschaft gewählt habe, weil ich zu dem Schluss kam, dass ich nichts Besseres mit meinem Leben anzufangen wusste?
Als ich Emma eröffne, dass ich mich für ein Baby entschieden habe, sagt sie: »Das überrascht mich nicht. Ich habe mir schon gedacht, dass du dich so entscheiden wirst.«
Als ich es Chris sage, erwidert er: »Okay, dann lass uns mal loslegen.«
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Alles steht Kopf
L ass es mich so ausdrücken, dass du es verstehst«, sagt mein Freund Jamie. »Stell dir eine riesige Pralinenschachtel vor, die du alleine aufessen sollst. Die ersten Pralinen schmecken super. Du genießt es. Die nächsten paar sind auch noch okay, aber dann hast du genug. Aber das spielt keine Rolle. Du musst weiteressen, immer weiteressen. Du willst damit aufhören, weil du so viele Pralinen gefuttert hast, dass du das Gefühl hast, Schokolade ist das Letzte auf der Welt, was du jetzt oder jemals wieder anrühren willst. Du findest es schrecklich, dass du die Pralinen jetzt hasst, weil du immer ein großer Pralinenfan warst. Du hast Angst, wenn du dich weiter mit Konfekt vollstopfst, wirst du es dein Leben lang überhaben. Aber du musst weiteressen, immer weiteressen! Und wenn die Schachtel leer ist, kriegst du die nächste, und die musst du auch alleine essen.«
Dies ist Jamies Erklärungsversuch, welche Auswirkungen das Bemühen, ein Kind zu zeugen, auf das Sexleben eines Paares hat. Er beklagte sich einmal darüber, dass er Sex auf Knopfdruck haben müsse, und ohne das geringste Verständnis für Unfruchtbarkeit und ohne jede Rücksicht erwiderte ich damals: »Nun, das macht doch sicher Spaß. Sonst beschwert ihr Männer euch immer darüber, dass ihr nicht genug Sex von euren Frauen bekommt.«
Inzwischen weiß ich, wie dumm es von mir war, das zu sagen. Und dass meine Ansicht von damals ein männlicher Standpunkt ist. Wenn ein Mann genug vom Sex hat, obwohl Männer normalerweise jederzeit, überall und grundsätzlich dafür zu haben sind, stellen Sie sich vor, wie es dann erst für eine Frau ist! Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, aber ich brauche bestimmte Voraussetzungen, um in Stimmung zu kommen. Ich brauche etwas Romantik oder Lust (oder wenigstens ein paar Gin Tonic). Ich muss mich sexy fühlen, sprich: nicht hormonell überladen, nicht fett, nicht müde, nicht abgelenkt. Und mehr als alles andere muss Sex die Verbindung zwischen meinem Partner und mir sein.
Leider sind die Regeln anders, wenn es darum geht, schwanger zu werden. Sex nach Kalender? Willkommen in meiner Welt! Hier ist die Vorstellung, dass der Geschlechtsakt eine tiefere Verbindung zwischen zwei Partnern darstellt, ein Luxus, den man sich nicht leisten kann. Stattdessen wird aus Sex ein Mittel zum Zweck, steril und auf den reinen Nutzen ausgerichtet. Beim Sex nach Plan reduziert sich der Geschlechtsakt auf Schleimkonsistenz, Körpertemperatur und eingekreiste Tage im Kalender. Chris einen Termin für ein gemeinsames Schäferstündchen vorzuschlagen ist ungefähr das Romantischste daran. Und wir sind erst seit einem Monat dabei.
Es gibt zwei Ansätze beim Thema ›Sex nach Kalender‹. Die erste ist die Gandhi-Methode, deren Grundsatz lautet: Weniger ist mehr. Beherrschung und Kontrolle sind bei dieser Methode grundlegende Disziplinen. Anhänger dieser Denkrichtung raten dazu, »sparsam mit Sperma umzugehen« – anscheinend legte Gandhi mit Ende dreißig ein Gelübde der sexuellen Enthaltsamkeit ab, um seine ›lebenswichtige Flüssigkeit‹ bis wenige Tage vor dem weiblichen Eisprung zu bewahren – und dann jeden zweiten Tag einmal Sex zu haben. Das ist die Qualität-statt-Quantität-Strategie. Und dann gibt es noch die Tiger-Woods-Methode, die mir von meinem Heilpraktiker für chinesische Medizin empfohlen wurde. Sie schlägt vor, den ganzen Tag Sex zu haben, und das jeden Tag (obwohl, und das ist eine neue Abwandlung der echten Tiger-Woods-Methode, immerhin empfohlen
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