Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Apothekerin mir mein Wechselgeld gibt, wünscht sie mir viel Glück. Früher habe ich das gehasst. Ich nahm immer an, dass man mir Glück wünschte, nicht schwanger zu sein. »Viel Glück« war ein Euphemismus für: »Hoffen wir, dass der Kelch an Ihnen vorübergeht und Sie nicht so ein verantwortungsloses Flittchen sind, das ein ungewolltes Kind in eine überbevölkerte Welt setzt, ohne es selbst ernähren zu können, sodass es unweigerlich dem Steuerzahler auf der Tasche liegen wird.« Dieses Mal beschließe ich, »Viel Glück« wörtlich zu nehmen, und flitze zurück ins Büro, um den Test zu machen.
Während ich darauf warte, dass der zweite Strich auf dem Stäbchen erscheint, überlege ich mir, was ich Chris sagen werde. Soll ich ihn anrufen und ihm direkt die frohe Botschaft verkünden, dass er Vater wird, oder soll ich warten, bis er fragt »Wie fühlst du dich?«, um dann zu antworten »Schwanger«? Oder ist es besser, bis heute Abend zu warten? Ich könnte einen guten Wein besorgen, und wenn er mir ein Glas einschenken will, sage ich: »Danke, für mich nicht. Das ist nicht gut für unser Baby.«
Mein Blick fällt auf das Stäbchen, und ich stelle fest, dass der zweite Strich immer noch nicht sichtbar ist. Ich sehe wieder prüfend auf meine Uhr. Drei Minuten sind um, also müsste er zu sehen sein. Ich kann nicht beurteilen, wo der Fehler liegt, an dem Test oder an meiner Armbanduhr, also warte ich noch ein paar Minuten. Immer noch nichts. Bestimmt ist das Stäbchen defekt. Wahrscheinlich sind aus diesem Grund zwei davon in der Schachtel. Mit der Qualitätskontrolle des Herstellers ist es wohl nicht weit her.
Ich pinkele auf das zweite Stäbchen, aber meine Blase ist leer, und es kommen nur ein paar Tropfen. Reicht das für den Test? Wieder drei Minuten später, und wieder kein zweiter Strich in Sicht. Noch mal drei Minuten, und der Strich spielt immer noch Verstecken. Ich muss was falsch gemacht haben. Vielleicht war es dumm von mir, den Test alleine zu machen. Ich bin nämlich eine Niete in allem, was mit Naturwissenschaft zu tun hat. Ich hätte die Profis rufen sollen – Jules und Brandy –, genau wie damals für den Spermatest von Chris.
Vielleicht brauche ich frischen Urin anstatt nur ein paar Tropfen vom Bodensatz. Als ich den Beipackzettel mit der ausführlichen Anleitung lese, finde ich heraus, dass der Urin am Morgen konzentrierter und darum besser ist. Mein Fehler! Auf dem Nachhauseweg springe ich kurz in eine andere Apotheke, um noch einen Test zu holen, und komme mir dabei ein bisschen wie eine Süchtige vor, die ihre Medikamente in verschiedenen Läden kauft, um ihre Spur zu verwischen. Ich nehme diesmal eine andere Marke, weil die Qualitätskontrolle der ersten Marke eindeutig mangelhaft ist!
Eine schlaflose Nacht mit der quälend langen Warterei bis zum nächsten Morgen vergeht. Aber wann ist Morgen? Ich meine, jetzt mal ernsthaft, wann fängt der Morgen an? Der Hersteller macht dazu keine näheren Angaben. Meinen die direkt nach Mitternacht oder erst bei Sonnenaufgang? Und bei Sonnenaufgang im Winter oder im Sommer? Um 2.34 Uhr sagt mir der gesunde Menschenverstand, dass Morgen ist, also krieche ich aus dem Bett, um auf das Teststäbchen zu pinkeln. Kurz nach drei kehre ich zurück ins Bett, nachdem ich zwei negative Stäbchen ganz tief im Abfalleimer vergraben habe. Erste Zweifel keimen in meinem Verstand auf, aber ich zertrampele sie. Ich bin schwanger. Ich muss schwanger sein. Sind meine Brüste nicht ein bisschen größer als sonst? Habe ich nicht mehr Appetit? Ich hätte gestern sicher nicht fünf Milliarden Kalorien in Form eines frittierten Hähnchens zu mir genommen, wenn ich nicht schwanger wäre, oder?
Drei Tage und sechzehn Teststäbchen später kommt meine Periode. Selbst ich kann mir nicht mehr einreden, dass es eine Einnistungsblutung ist. Als ich Chris sage, dass ich nicht schwanger sei, erwidert er: »Ich weiß, Häschen. Im Abfalleimer liegen lauter Teststäbchen.«
Als der zweite Monat herannaht, geizen unsere Freunde nicht mit Ratschlägen. Chris’ Bekannte Philipa empfiehlt, nach dem Sex einen Handstand zu machen. Die Schwerkraft soll den Spermien helfen, in Richtung Eizelle zu schwimmen. Ich sehe Philipa ungläubig an. Sicher ist der weibliche Körper so gut konzipiert, dass er derartiges Vorgehen nicht benötigt! Philipa räumt ein, dass der Tipp möglicherweise Quatsch sein könnte, behauptet aber, sie sei gleich nach dem ersten Versuch mit ihrer Tochter
Weitere Kostenlose Bücher