Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
wird, dass dieselben zwei Menschen an jedem Akt beteiligt sind).
Ich erkenne bald, dass mein Heilpraktiker ein Sadist ist, weil er uns die Tiger-Woods-Methode nahegelegt hat. Schon erstaunlich, wie schnell der Reiz des Neuen verfliegt. Am fünften Tag weiß ich Chris’ Anstrengungen beim Vorspiel nicht mehr zu schätzen. Ich habe nicht den Mut, ihm zu sagen, dass in unserem Fall die Regel ›Ein Gentleman steigt nach unten, bevor er hochsteigt‹ nicht gilt, und, falls er das genauso sieht, ihn zu bitten, ob wir direkt zur Sache kommen können. Außerdem hat es Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Leben. Emma erzählt mir, dass sie ein Essen für ein paar Freunde veranstaltet, aber ich kann nicht kommen, weil ich zu Hause bleiben und kopulieren muss.
Am Ende des ersten Sex-Marathons seufze ich vor Erleichterung auf, weil ich mich jetzt ausruhen kann. Aber ich spüre auch Begeisterung und Erwartungsfreude angesichts der Möglichkeit, dass wir ein Kind gezeugt haben. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir versuchen, einen Menschen auf die Welt zu bringen. Wenn die Befruchtung gelungen ist, wird in neun Monaten ein kleines menschliches Geschöpf aus mir herauskommen. Es wird seine eigenen Bedürfnisse haben, seine eigenen Träume, seine eigene Persönlichkeit und seine eigenen schlechten Angewohnheiten. Es ist fast unvorstellbar, dass wir fähig sind, etwas so Komplexes und Großartiges zu schaffen. Das Anspruchsvollste, was mein Körper bisher hervorgebracht hat, ist Stuhlgang. Ich frage mich, ob mein Körper der Aufgabe gewachsen ist. Denn seien wir ehrlich, es ist ein gewaltiger Sprung von der Kot- zur Baby-Erzeugung.
Zwei Wochen nach meinem Eisprung gehe ich in der Mittagspause raus, und etwas Seltsames geschieht. Normalerweise bin ich der Truthahn-mit-Salat-auf-Mehrkornbrötchen-ohne-Butter-und-Salz-Typ. Aber heute kann ich die Augen nicht von dem ganzen fiesen, salzigen, frittierten Zeug abwenden. Die Reibekuchen bezirzen mich, die Pommes frites flüstern mir süße Worte ins Ohr, und das Brathähnchen winkt mir aufreizend zu. Zum allerersten Mal gebe ich den kalorienreichen Annäherungsversuchen nach und bestelle Brathähnchen mit Pommes und extra Salz.
Während meine Bestellung ausgeführt wird, kommt mir der Gedanke, dass es nur eine mögliche Erklärung für meinen radikalen Geschmackswandel geben kann: Ich bin schwanger! Ich muss schwanger sein. Welche Erklärung kann es sonst dafür geben? Wenn ich genau darüber nachdenke, fühlt sich mein Busen nicht ein bisschen wärmer an als sonst? Ich werfe einen Blick durch das Lokal, um sicherzugehen, dass mich niemand beachtet, und fasse verstohlen an meine Brüste. Ja, eindeutig wärmer, und auch größer. Auf jeder Seite mindestens eine Handvoll. Ich bin kurz davor, Chris anzurufen und ihm die Neuigkeit mitzuteilen, beschließe dann aber, vorher einen Schwangerschaftstest zu machen, nur um ganz sicherzugehen. Ich schlinge rasch mein frittiertes Festmenü herunter und eile danach zur Apotheke.
Auf dem Weg dorthin rechne ich im Kopf den Beginn meines Mutterschutzes aus und nehme mir vor, in den Arbeitsbestimmungen nachzulesen, wann ich meine Firma informieren muss. Mit wachsender Begeisterung frage ich mutig nach einem Schwangerschaftstest in der Apotheke. Früher tat ich das immer ängstlich und verlegen. Ich war überzeugt, der Apotheker würde mich für eine Schlampe halten, und auf irgendeine irrationale und kindische Art fürchtete ich, er könnte meine Mutter anrufen und mich verpetzen. Ich versuchte sogar, einen Pakt mit Gott zu schließen (ja, genau der, bei dem ich nicht sicher weiß, ob ich an ihn glaube), und versprach ihm, nie wieder verantwortungslosen Sex zu haben, wenn er mir dafür die Peinlichkeit ersparte, an einen dieser übereifrigen Apotheker zu geraten, die es sich nicht nehmen lassen, die Anleitung auf der Rückseite der Schachtel laut vorzulesen.
Nicht dieses Mal. Tatsächlich hätte ich kein Problem damit, wenn die Anleitung so laut vorgelesen werden würde, dass jeder in der Apotheke es hören kann. Statt die Schachtel, sobald sie auf der Theke liegt, schuldbewusst und eilig in meine Handtasche zu schieben, lasse ich sie einen Moment dort verweilen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand, der mich kennt, zufällig vorbeikommt und mich sieht. Tatsächlich wird es mich später bestimmt meine volle Beherrschung kosten, um nicht die zwei Striche auf dem Stäbchen zu fotografieren und bei Facebook zu posten.
Als die
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