Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
bemerkt: »Meine Mutter hat übrigens einen Rat für dich. Sie lässt dir ausrichten, du sollst mehr Sex haben.« Emmas Imitation von Jenny ist erschreckend authentisch. »Das Problem mit euch Frauen von heute ist, dass ihr nicht oft genug Sex habt. Ihr könnt nicht ein- oder zweimal mit eurem Mann schlafen und erwarten, direkt schwanger zu werden. Die jungen Leute von heute wissen einfach nicht, dass man sich für bestimmte Dinge anstrengen muss.«
Wenn die wüsste.
Ein paar Tage später erwähnt Emma beiläufig im Gespräch, dass sie vorhat, Matts Familiennamen anzunehmen, wenn sie heiratet. Ich sollte nicht überrascht sein, aber ich bin es doch. Mittlerweile sollte ich akzeptieren, dass sich das, was die Leute in ihren Zwanzigern behaupten, in ihren Dreißigern als Blödsinn erweist. Aber ich erinnere mich an unser Gespräch von damals, als wäre es gestern gewesen. Emma hat seinerzeit geschworen, niemals ihren Namen zu ändern. Das ist über zehn Jahre her. Wir hatten unser Makroökonomie-Seminar geschwänzt und waren in den Campus Club gegangen, um uns ein Glas von dem billigsten Weißwein auf der Karte zu teilen. Wir machten blau, weil das für uns einfach war, und das eine Glas Hauswein war alles, was wir uns damals leisten konnten. Wir trugen lange Volantröcke mit breiten Gürteln um die Hüften – eine schlechte Wahl für uns beide.
Und Emma sagte zu mir, in sehr entschlossenem Ton: »Ich bin doch kein Eigentum. Es ist ja nicht wie bei einem Haus, das auf einen anderen Namen überschrieben wird. Und warum soll der Mann nicht meinen Namen annehmen?«
Mehr als eine Dekade später, als wir uns beide ein eigenes Glas Wein leisten können (bloß dass in meinem kein Alkohol ist), widerruft Emma ihre Haltung und sagt: »Familie hat für Matt einen hohen Stellenwert, und wenn man denselben Namen trägt, ist das ein Symbol für Familie.«
»Ja, aber dein Name war ein Symbol für deine Identität, und die hat für dich einen hohen Stellenwert«, wende ich ein.
»Mittlerweile sehe ich das so, dass ich mich einfach anpasse, solange es keinen Schaden anrichtet. Wenn es Matt so wichtig ist und für mich keinen Nachteil bedeutet, dann werde ich ihm den Gefallen tun.«
Ist es das, worum es beim Älterwerden geht? Verwehen die Jahre der Erfahrung die oberste lockere Erdschicht auf unserem Acker der Ideale, sodass nur noch der harte Fels des Pragmatismus und der Wunsch, den Frieden zu wahren, bleiben?
Zwei Wochen später sitzen Chris und ich beim Abendessen in unserem günstigen vietnamesischen Lieblingsrestaurant, als er eine kleine, mit einer Schleife verzierte Schachtel hervorzaubert. Mein Herz setzt einen Takt lang aus, bevor mir bewusst wird, dass die Schachtel für ein normales Ringetui zu groß ist. Es ist auch kein Ring darin, sondern ein glänzend neuer pinkfarbener iPod. Auf der Rückseite steht eingraviert: »Ich liebe dich, Kasey. Dein Chris«. Und auf dem iPod ist das Hörbuch zu der sechsteiligen Literaturverfilmung von Stolz und Vorurteil – natürlich die Version mit Colin Firth.
»Ich möchte dich gerne heiraten«, sagt Chris. Er dachte sich, wenn er mir einen Ring zur Verlobung schenken würde, bekäme ich Angst. Seine Vermutung war richtig. Außerdem nahm er an, ich würde mir den Ring gerne selbst aussuchen. Auch das ist richtig.
An diesem Abend schlafen wir miteinander. Und dabei habe ich nicht einmal meine fruchtbare Zeit.
16
Chrysanthemen sind so hässliche Blumen
E s ist das sechste Mal, dass mein tränenüberströmtes Gesicht in die Toilettenschüssel starrt und den Tod sieht. Warum kriege ich meine Tage immer auf der Arbeit? Sechs Monate des Versuchens und sechs Monate des Versagens. Zum ersten Mal dämmert mir, dass es womöglich wirklich zu spät sein könnte. Vielleicht bin ich bereits unfruchtbar.
Als Dr. Lucy mich genau davor warnte, habe ich sie nicht wirklich ernst genommen. Warum auch? Schließlich bin ich in dem Glauben aufgewachsen, dass ich alles erreichen kann. Ich konnte alles haben, solange ich es nur genug wollte und mich genug dafür anstrengte. Trotz meiner anfänglichen Unentschlossenheit ist mein Kinderwunsch mit jedem Monat, der vergangen ist, proportional gewachsen, und ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ich mir nie etwas sehnlicher gewünscht habe als ein Baby. Und was den Sex nach Kalender betrifft, haben wir uns wirklich über die Maßen angestrengt. Über alle Maßen. Ich glaube, ein Teil von mir hat sich immer an den Glauben geklammert, dass
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