Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
gewünscht, aber nur Töchter bekommen. »Ich war die vierte Enttäuschung«, sagt Liz.
»Mir war immer klar, dass ich nicht das Zeug dazu habe, eine gute Mutter zu sein. Das wollte ich keinem anderen Menschen antun«, fährt sie fort. »Zwei meiner Schwestern haben Kinder bekommen, und beide versagen als Mutter kläglich. Sie sind geschieden, und die Kinder sind gestört, denn sie haben nicht gelernt, selbstständig oder rücksichtsvoll zu sein. Meine Eltern waren nicht gut darin, Eltern zu sein, und meine Schwestern sind es auch nicht.«
Liz heiratete mit 21 einen Chemiker, der sechs Monate nach der Hochzeit starb. Würde er noch leben, hätte sie wahrscheinlich Kinder bekommen.
»Wir tun bestimmte Dinge, weil die Gesellschaft das erwartet«, sagt sie. »Die Jalousien gehen runter, und wir machen Sachen, ohne darüber nachzudenken. Manche Leute bezeichnen mich als Egoistin, weil ich bewusst auf Kinder verzichtet habe. Ich glaube, damit rechtfertigen sie ihre eigene Wahl. Ich glaube auch, in dem Vorwurf schwingt eine Spur Neid mit, weil manche gerne mit mir tauschen würden.«
Es ist nicht so, dass Liz keine Kinder mag. Sie vergöttert ihre Neffen und Nichten und die Kinder ihrer Freundinnen, sie arbeitete früher sogar als Kindermädchen in London. »Ich liebe Kinder, ich will bloß keine eigenen.«
Für eine kurze Zeit, als sie 37 war, dachte sie anders. Sie sagt, ihre Hormone seien daran schuld gewesen, dass sie sich plötzlich ein Baby gewünscht habe. »Es war grauenhaft«, schildert sie. »Es war für mich ein richtiger Kampf, weil der Impuls so stark war.« Dieser Kampf sei umso schwerer gewesen, weil sie damals einen Partner hatte, der liebend gerne mit ihr Kinder gehabt hätte.
»Aber ich zwang mich, an meiner Entscheidung festzuhalten und kinderlos zu bleiben. Und nachdem ich fest davon überzeugt war, dass mein Kinderwunsch das Werk meiner Hormone war und nicht das, was ich wirklich wollte, legten sich die Anspannung und die Energie, und ich konnte mit meinem alten Leben weitermachen.«
Ich erzähle Liz von Eriksons Theorie, wonach jeder Mensch das Bedürfnis habe, jemanden zu umsorgen und zu beeinflussen, sodass Kinderlosen folglich ein unerfülltes, verkorkstes Leben drohe. Liz erwidert, dass sie ganz sicher das Bedürfnis habe, jemanden zu umsorgen, aber statt für ein Kind sorge sie lieber für sich selbst.
»Ich entdecke ein immer breiteres, tieferes Spektrum von mir und bekomme meine Stärken immer besser in den Griff, sowohl privat als auch beruflich«, erklärt sie. »Sicher ist das ichbezogen, aber es ist auch ein Privileg, meine Zeit mir selbst, meinem Leben und meiner Umwelt zu widmen. Vielleicht kommt mein metaphorisches Kind später, oder vielleicht bin ich selbst das Kind, das ich großziehe. Ich entwickle mich ständig weiter und schöpfe mein Potenzial aus.«
Liz kann ihr Bedürfnis, für jemanden zu sorgen, außerdem durch ihre Arbeit als Berufsberaterin stillen. Sie hat sich darauf spezialisiert, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die ihren Job verloren haben. Sie hilft ihnen über den seelischen Schock der Entlassung hinweg und findet gemeinsam mit ihnen heraus, was sie wirklich machen möchten, um sie anschließend bei den Bewerbungsformalitäten zu beraten, zum Beispiel beim Erstellen des Lebenslaufs oder in Form eines Bewerbungstrainings.
Die meisten ihrer Freundinnen haben erwachsene Kinder. Ich frage sie, ob es ein Problem gewesen sei, als die Kinder ihrer Freundinnen noch jünger waren. Fühlte sie sich ausgeschlossen oder vernachlässigt?
»Nein. Das war nie ein Problem. Es kam mir nie so vor, als würde ich nicht zum Club gehören. Ich war eben Tante Lizzy, ohne eine richtige Tante zu sein. Frauen, die sich entscheiden, auf Kinder zu verzichten, müssen ein großes Selbstvertrauen haben und sich selbst mögen, damit sie wissen, dass sie als Mensch trotzdem wertvoll und eine ganze Frau sind. Es gibt einen massiven gesellschaftlichen Druck, Kinder in die Welt zu setzen. Eine Frau, die offen zugeben kann, dass sie es vorzieht, keine Mutter zu sein, hat eine große Stärke in sich entdeckt, um den Vorurteilen standzuhalten.«
Liz macht sich keine Sorgen, in hohem Alter ohne Kinder zu vereinsamen. »Das war der Hauptgrund, warum meine Mutter Kinder bekam. Ich habe am eigenen Leib ihre Manipulationen und Gemeinheiten als Folge davon erlebt. Das war wirklich nicht schön«, sagt sie. »Ich bin für mich selbst verantwortlich. Ich denke, Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder zur
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