Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Auch ich bekomme sie nur selten zu Gesicht. Nachdem sie ihr Baby verloren hatte und meine Schwangerschaft gut verlief, sagte sie mir, es sei für sie zu schmerzhaft, mich zu sehen. Ich hatte dafür volles Verständnis, also hielt ich mich zurück.
Kurz nach Violets Geburt begegneten wir uns zufällig in einem Café. Violet schlief in meinem Arm, und Sharon konnte sie kaum ansehen. Wir sagten hastig und verlegen Hallo und Tschüss, und sie stürzte aus dem Café. Ich kann mir denken, dass sie in Tränen ausbrach, sobald sie außer Sicht war. Es gibt keine Gerechtigkeit bei Fruchtbarkeit. Warum hatte ich das Glück, bereits nach einem IVF -Zyklus ein Baby zu bekommen, während Sharon und so viele Frauen es jahrelang ohne Erfolg versuchen?
Sharons Geschichte ist ein weiterer Grund, warum wir nicht an das Hollywoodmärchen glauben sollten, dass man mit Ende dreißig oder über vierzig mühelos schwanger werden kann, und warum wir es unseren wohlmeinenden Freundinnen nicht abkaufen sollten, wenn sie uns sagen, dass wir noch jede Menge Zeit haben. Sharon lernte Murray kennen, als sie 35 war. Kurz danach hielt Dr. Lucy ihr dieselbe Jetzt-oder-nie-Rede, die sie mir gehalten hatte, und sagte ihr, sie habe keine Zeit mehr zu verschenken und dass sie gleich in dieser Woche anfangen solle.
»Aber Murray und ich hatten uns gerade erst kennengelernt«, erklärte Sharon. »Wäre ich damit zu ihm gegangen, wäre er Hals über Kopf davongelaufen, und ich hätte wieder am Anfang gestanden.« Mit 37 begann Sharon mit den Fruchtbarkeitsmedikamenten, und neun Monate später hatte sie ihren ersten IVF -Zyklus. »Und jetzt bin ich 39 und kinderlos, und die Zeit ist im Nu verflogen«, sagte sie.
Sharon ist nicht die Einzige, die kein Hollywoodende bekommen hat. Meiner Meditationsfreundin Mary von der Dinnerparty bei Lynn ist es auch nicht gelungen, ein Kind zu bekommen, und inzwischen weiß sie, dass der Zug für sie abgefahren ist. Zu der Zeit, als die Party stattfand, hatte Mary Spendersamen gekauft. Sie machte zwei IVF -Zyklen. Danach war sie am Ende. Sie war kaum noch in der Lage, bis ans Ende der Straße zu gehen, und spürte ständig ein beklemmendes Gefühl der Enge in der Brust. Sie fuhr nur noch mit dem Auto zur Arbeit, weil sie nicht die Energie hatte, zu Fuß zu gehen, und wenn sie nach Hause kam, lag sie den ganzen Abend auf der Couch. Mary vermutet, dass es Trauer war, weil sie zu diesem Zeitpunkt, mit 42 Jahren, allmählich erkannte, dass das Zeitfenster, in dem sie ein Kind bekommen konnte, für immer geschlossen war.
»Wenn ich in Zeitschriften über Frauen in den Wechseljahren gelesen habe, die auf wundersame Weise ein Kind bekamen, klammerte ich mich natürlich an die Hoffnung, dass mir das auch passieren könnte«, erzählt sie mir bei einem Kaffee. »Aber tief im Innern wusste ich, dass ich nie ein Kind bekommen werde. Ich kannte ja die Statistiken. Ich wusste, wie unwahrscheinlich es war, in meinem Alter noch schwanger zu werden.«
Marys Gesundheitszustand verschlechterte sich über fünf Monate immer weiter bis zu dem Punkt, an dem sie bereit war zu sterben. Abgesehen von der depressiven Verstimmung wurden bei Mary eine schwere Thrombose und eine Lungenembolie diagnostiziert. Es gibt Spekulationen, dass die Ursache dafür die Hormone während der IVF -Therapie gewesen sein könnten. Marys Probleme hörten damit nicht auf. Als Nächstes wurde eine Zyste an ihrem Eierstock entdeckt, und die Ärzte fürchteten, der Tumor könnte zu Krebs entarten. Das führte zu einer Totaloperation und setzte Marys Hoffnung, Mutter zu werden, ein für alle Mal ein Ende.
Mary sagt, dass sie ihre Trauer größtenteils überwunden habe, aber sie befinde sich immer noch im Genesungsprozess, sowohl körperlich als auch seelisch. »Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, aber ich habe immer noch meine Momente. Ich glaube nicht, dass mein Babyschalter aus ist, aber langsam überlege ich mir, was ich aus meinem Leben sonst noch machen kann. Wenigstens habe ich gehandelt, wenigstens habe ich es versucht. Es hilft, wenn man sagen kann, man hat es wenigstens versucht.«
Sie hat sich vor Kurzem einen süßen Hundewelpen gekauft. »Mein Ersatzkind«, sagt Mary. »Ein richtiges Klischee, nicht wahr?« Der Hund hilft ihr, das Haus mit Leben zu füllen. »Das Haus ist zu groß für mich«, sagt sie. »Es sollte ein Familienheim sein, aber daraus ist nichts geworden.«
Linda, die Geschäftsführerin, die zu der Zeit, als die Dinnerparty
Weitere Kostenlose Bücher